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Sandabbau in Kambodscha: Legal, aber ungerecht

Mother Nature Cambodia, Preisträger des diesjährigen Right Livelihood Awards, will den übermäßigen Sandabbau in Kambodscha stoppen. Welche sozio-ökologischen Folgen dieser hat, erklärt Robert John.

04.01.2024

Sandabbau in Kambodscha: Legal, aber ungerecht

Seit 2012 engagiert sich die soziale Bewegung Mother Nature Cambodia für mehr Umweltgerechtigkeit und Demokratie in Kambodscha. Die Preisträger*innen des Right Livelihood Awards 2023, auch Alternativer Nobelpreis genannt, kämpfen unter anderem gegen den massiven Sandabbau in ihrem Heimatland.

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„Der Bauboom sowie umfangreiche Landverfüllungsprojekte sorgen in Kambodscha dafür, dass der Binnenmarkt stetig mehr Bausand nachfragt. Allein die Hauptstadt Phnom Penh verbraucht jährlich rund 106 Millionen Tonnen Sand. Zum Vergleich: Der Bedarf in Deutschland liegt insgesamt bei rund 80 Millionen Tonnen pro Jahr“, sagt Robert John. Der Akademische Mitarbeiter am Institut für Geographie der Universität Freiburg promoviert zum Sandmarkt in Kambodscha. Sein Fokus: der Zusammenhang zwischen Sandhandel, Umweltgerechtigkeitsfragen und der Machtarchitektur des autoritär geführten Staates. Im Rahmen seiner Forschung arbeitet John seit 2016 mit Mother Nature Cambodia zusammen.

Verlust von Heimat, Land und Leben

Um die enorme Nachfrage zu decken, fördere die Baubranche im Mekong Flusssand jenseits der Lizenzvereinbarungen, sagt John. „Der Sand in Kambodscha ist im Vergleich zu anderen Ländern sehr günstig. Zudem eignet sich der Flusssand aufgrund seiner Beschaffenheit besser zum Bauen als Wüsten- oder Küstensand.“

Indem die Industrie im Mekong mehr Sand abbaue als dieser transportiere, überschreite die Sandindustrie regelmäßig natürliche Grenzen, sagt John. Er ergänzt, dass sowohl Schäden an Ökosystemen als auch der Verlust von Lebensgrundlagen der Menschen vor Ort in Kauf genommen würden: „Durch die steigende Fließgeschwindigkeit des Flusses kommt es zu massiven Erosionen. In besonders schlimm betroffenen Gemeinden brechen bis zu 43 Meter Land am Flussufer jährlich ab und das Wasser schwemmt Häuser sowie angrenzende Straßen und Anbauflächen weg. Staatliche Kompensationszahlungen gäbe es keine, da die Regierung die Landverluste entlang der Flüsse als natürliche Erosionsprozesse einstufe. Auch Förderfirmen, die häufig näher als erlaubt am Ufer arbeiteten und Fördermengen überschritten, würden keine finanziellen Entschädigungen leisten. Zu den materiellen Verlusten kämen negative Folgen auf ökologischer Ebene – etwa der sinkenden Grundwasserspiegel, die mindere Wasserqualität, rückläufige Fischbestände und Vegetation“.

Abbau und Verwendung gleichermaßen problematisch

Kambodscha nutze den Flusssand mittlerweile primär für eigene Bauvorhaben, wie Landerweiterungsprojekte und den Bau von Immobilien. Allen voran in Phnom Penh würden Feuchtgebiete für Satellitenstädte zerstört, wobei deren ökologische Funktionen verloren gingen. „Somit hat nicht nur der Abbau von Flusssand, sondern auch dessen spätere Verwendung gravierende sozio-ökologische Folgen“, erklärt der Wissenschaftler. Durch die Verfüllung seien die Anbauflächen von Gemüse vor Ort, die 20 Prozent des städtischen Bedarfs gedeckt haben, zerstört worden. Das Abwasser der Stadt, zuvor ausschließlich durch die Feuchtgebiete natürlich gereinigt, fließe nun dreckig in den Mekong. Gleichzeitig führe die Verfüllung dazu, dass Häuser ärmerer Bevölkerungsschichten auf niedrig liegenden Flächen häufig überflutet würden – aufgrund der zerstörten Filterfunktion der Feuchtgebiete nun mit verschmutztem Wasser, da noch nicht ausreichend Kläranlagen gebaut wurden.

Quelle: UD/fo
 

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