BMW Group forciert Dekarbonisierung in der Lieferkette
Die Dekarbonisierung der Automobilindustrie beginnt nicht erst bei der Produktion, sondern bereits viel früher: bei der Rohstoffgewinnung und -verarbeitung, also weit vor dem eigentlichen Fahrzeugbau. Um diese vorgelagerten Emissionen gezielt zu reduzieren, verfolgt die BMW Group einen ganzheitlichen Ansatz, der alle Bereiche der Lieferkette umfasst. Ziel ist es, die CO2-Emissionen pro Fahrzeug bis 2030 um 40 Prozent gegenüber 2019 zu senken.
29.07.2024
Dieser Schritt ist notwendig, da mit dem zunehmenden Erfolg der Elektromobilität der CO2-Fokus sich von der Nutzungsphase hin zur vorgelagerten Lieferkette verschiebt. Denn Elektroautos sind längst keine Nischenprodukte mehr:
Schon heute hat die BMW Group 25 vollelektrische Modelle („BEVs“) im Angebot, verteilt auf zwölf verschiedene Modellreihen. Das Ziel ist ambitioniert: Bis 2030 soll jedes zweite Fahrzeug der Marken BMW, MINI und Rolls-Royce rein elektrisch unterwegs sein. Doch die Produktion von Hochvoltbatterien, die für Elektroautos unerlässlich sind, stellt eine besondere Herausforderung dar, da sie sehr ressourcenintensiv ist und hohe CO2-Emissionen verursacht. „Damit rücken diese Bauteile automatisch in den Fokus einer künftigen erfolgreichen Dekarbonisierungs-Strategie“, unterstreicht Hendrik Lang, Bereichsleiter Strategie, Nachhaltigkeit, und Digitalisierung.
Beschaffung nachhaltiger Rohstoffe
Die Herausforderung besteht darin, dass ein Großteil der Rohstoffe für Fahrzeugteile nicht direkt von der BMW Group selbst, sondern von externen Zulieferern bezogen wird. Daher konzentriert sich das Unternehmen nun verstärkt auf diese Zulieferer.
Lang erläutert im Detail: „Von Batterien für Elektrofahrzeuge, die mit Strom aus 100 Prozent erneuerbaren Quellen hergestellt werden, über Aluminium aus Solarenergie bis hin zu CO2-reduziertem Stahl: Wir überprüfen in allen Bereichen, wie wir die Emissionen am stärksten reduzieren können. Gleichzeitig stellen wir sicher, dass unsere weltweiten Produktionsstandorte mit jenen 36 Millionen Teilen versorgt werden, die sie jeden Tag benötigen. Die richtigen Mengen müssen zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein – und das in bester Qualität. Das ist eine enorme Herausforderung. Gleichzeitig ist es aber auch eine große Chance, energie- und ressourceneffizienter zu arbeiten.“
CO2-Reduktion beginnt bei den Zulieferern: Verpflichtende Maßnahmen in Verträgen
Der Großteil der CO2-Emissionen entsteht bereits in den frühen Phasen der Lieferkette, lange bevor die Teile überhaupt in die BMW Produktion gelangen. Daher setzt das Unternehmen bereits bei den Zulieferern an, um Emissionen zu reduzieren. CO2-mindernde Maßnahmen werden in die Lieferverträge integriert und sind somit für die Zulieferer verbindlich. Im Jahr 2023 gab es bereits 707 solcher Vereinbarungen, die zu einer nachweislichen Reduktion von 1,7 Millionen Tonnen CO2 geführt haben.
Diese Reduktion wird durch verschiedene Maßnahmen erreicht, darunter der Einsatz von recycelten Materialien, die kontinuierliche Optimierung von Prozessen und die Verwendung von CO2-optimierten Materialien. Besonders wichtig ist dabei die Nutzung von Strom aus erneuerbaren Quellen, die allein für etwa die Hälfte der erzielten Einsparungen verantwortlich ist.
Resilienz durch Regionalität
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Ansatz „local for local“. Dabei geht es darum, durch die Zusammenarbeit mit regionalen Zulieferern Materialien möglichst aus der Nähe zu beziehen. Kürzere Transportwege reduzieren nicht nur den CO2-Ausstoß, sondern erhöhen auch die Flexibilität und Widerstandsfähigkeit des gesamten Produktionsnetzwerks.
Ressourcenschonung bei Hochvoltbatterien
Weiterhin untersucht die BMW Group, inwieweit die ressourcenintensive Produktion von Hochvoltbatterien optimiert werden kann. Dazu wieder Hendrik Lang: „Die Batterien für die Neue Klasse, also die neue elektrifizierte BMW Modellgeneration ab 2025, werden recyceltes Kobalt, Lithium und Nickel enthalten. Diese ‚Sekundärrohstoffe‘ werden also nicht neu geschürft, sondern sind bereits im Kreislauf. Zusammen mit der Verpflichtung, bei der Herstellung von Batteriezellen ausschließlich Ökostrom zu verwenden, spielen sie eine Schlüsselrolle dabei, den CO2-Fußabdruck unserer Batterieproduktion zu reduzieren.“
Stahl und Aluminium: Schlüssel zur klimafreundlicheren Produktion
Die BMW Group konzentriert sich bei der CO2-Reduktion auch auf die beiden meistgenutzten Materialien in der Automobilindustrie: Stahl und Aluminium. Gemeinsam mit ihren Zulieferern arbeitet das Unternehmen daran, diese emissionsintensiven Metalle klimafreundlicher zu machen.
So wird beispielsweise in den USA bereits die Hälfte des verwendeten Flachstahls aus recyceltem Schrott gewonnen. Zusätzlich wird bei der Stahlproduktion auf erneuerbare Energien gesetzt, wodurch die CO2-Emissionen um etwa 50 Prozent reduziert werden. Bis 2026 soll ein Drittel des weltweit von der BMW Group eingesetzten Stahls aus kohlenstoffärmeren Quellen stammen, bis 2030 sogar der Großteil.
Auch bei Aluminium erzielt die BMW Group Erfolge: Über ein Drittel des Aluminiums, das in der Leichtmetallgießerei Landshut verarbeitet wird, stammt bereits aus einer Produktion in Dubai, die mit Solarenergie betrieben wird. Seit 2024 wird zudem Ökostrom für die Herstellung von Aluminium-Gussrädern bei BMW und MINI genutzt, was die CO2-Emissionen im Vergleich zum vorherigen Energiemix um mehr als die Hälfte reduziert.
Digitale Lösungen
Im Kampf gegen CO2-Emissionen spielen nicht nur Rohstoffe eine Rolle, sondern auch digitale Technologien. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz sind entscheidende Instrumente, um die komplexen Herausforderungen der Dekarbonisierung zu bewältigen. Nur durch die Nachverfolgung und gemeinsame Nutzung der umfangreichen Datenströme aus der Lieferkette können Transparenz und Kohärenz bei der Berechnung von CO2-Emissionen in der gesamten Automobilindustrie erreicht werden. Digitale Lösungen sind hierfür unerlässlich.
Ein vielversprechender Ansatz ist Catena-X, eine Initiative der Automobilindustrie zur Digitalisierung der Wertschöpfungskette. Sie verbindet Automobilhersteller, Zulieferer, Unterlieferanten und zukünftig auch Recyclingunternehmen in einem neuen Datenökosystem. Dieses soll umfassende Informationen über CO2-Werte sowie die Rückverfolgbarkeit von Komponenten und Rohstoffen liefern. Catena-X zeigt bereits erste Erfolge: Die Modellierung einer vollständigen Datenkette zum CO2-Fußabdruck des BMW iX-Nierengrills ist ein konkretes Beispiel für die Anwendungsmöglichkeiten dieser Technologie.
Weitere Informationen zur Nachhaltigkeitsstrategie der BMW Group erhalten Sie im BMW Group Bericht.