Wie kann der ÖPNV der Zukunft aussehen?
Individuell und zu jeder Zeit mobil – auch ohne eigenes Auto. Damit das möglich wird, kooperieren Verkehrsbetriebe mit Anbietern neuer Mobilitätsformen wie Bikesharing, Carsharing oder Ridepooling. Wie das öffentliche Mobilitätsangebot der Zukunft in der Region Karlsruhe aussehen sollte, damit es den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger optimal gerecht wird, haben Forschende des KIT untersucht.
23.05.2022
Das Ergebnis der Studie: Sind Pooling- und Sharing-Dienste flächendeckend verfügbar und wird der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) weiter verbessert, profitieren beide – und verringern damit den Autoverkehr.
„Jeder eingesparte Kilometer im Autoverkehr hilft in Zeiten von Klimawandel, hohen Spritpreisen und angestrebter Unabhängigkeit von ausländischen Energielieferungen. In der Kombination von öffentlichen mit anderen Verkehrsmitteln stecken gute Einsparpotenziale“, sagt Dr. Martin Kagerbauer vom Institut für Verkehrswesen (IfV) des KIT. Im Projekt „regiomove“ schafft der Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) eine Vernetzung der unterschiedlichen Mobilitätsangebote digital über eine App und in Form von Mobilitätshubs – also Stationen, wo Nutzerinnen und Nutzer möglichst einfach zwischen den Verkehrsmitteln wechseln können.
Sharing und Pooling muss flächendeckend möglich sein
Ob und wie das am besten funktioniert, haben die Forschenden in unterschiedlichen Zukunftsszenarien des gesamten Mobilitätsverbundes in Verkehrsnachfragesimulationen modelliert: „Sharing- und Pooling-Angebote können helfen, dass der ÖPNV besser genutzt wird – aber nur, wenn sie wirklich flächendeckend verfügbar sind“, so Kagerbauer. „Im Moment haben aber lediglich bis zu zehn Prozent der Bevölkerung – je nach Region unterschiedlich – Zugang zu solchen Angeboten“, ergänzt Tim Wörle vom IfV. Ließe sich dieser Anteil durch eine weitere Verbreitung der unterschiedlichen Sharing-Dienste, auch in die Region, auf 20 Prozent steigern, könnte sich ihr Anteil am Verkehrsaufkommen nahezu verdreifachen. „Die neuen Angebote nehmen dann zwar immer noch einen geringen Stellenwert im gesamten Verkehrsaufkommen ein, es gäbe aber viel mehr Mobilitätsoptionen für die Bevölkerung jenseits des eigenen Autos“, erläutert Kagerbauer.
Keine Konkurrenz zum ÖPNV
In den Szenarien der Forschenden wird außerdem deutlich, dass die neuen Mobilitätsangebote nahezu keine Konkurrenz zum öffentlichen Verkehr oder anderen umweltfreundlichen Verkehrsmitteln wie dem eigenen Fahrrad sind. Im Gegenteil: „Der ÖPNV, der aktuell etwa zwölf Prozent des Gesamtverkehrsaufkommens in der Region Karlsruhe ausmacht, profitiert bei der Verdopplung der Sharing- und Pooling-Angebote mit leichten Wachstumstendenzen, die ebenfalls beim Fahrrad zu beobachten sind“, sagt Wörle. „Würde es zudem gelingen, die Reisezeiten von Bus und Bahn im Nahverkehr um zehn Prozent zu verringern, kann mit einem Zuwachs an ÖPNV-Fahrten von sechs Prozent gerechnet werden.“ In der Folge verringere sich der Anteil der Pkw am Verkehrsaufkommen in Karlsruhe und Umgebung.
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