Die umweltfreundlichsten Autos im Überblick: Eine Kaufberatung
Um den Klimawandel zu stoppen oder wenigstens zu verlangsamen, zählt letztlich jede Tonne nicht ausgeschüttetes CO2 – und da lässt sich leicht an der Einzelmobilität ansetzen. Die ist zwar immer umweltbelastender, als schlicht die öffentlichen Nahverkehrsmittel zu nutzen, aber es gibt trotzdem erhebliche Unterschiede zwischen „Umweltschleudern“ und umweltfreundlichen Fahrzeugen.
05.11.2023
Zur Definition: Was versteht man in Bezug auf Autos überhaupt unter „umweltfreundlich“?
Diese Frage zu beantworten ist gar nicht so einfach, wie es ein kurzer Blick darauf vermuten lassen würde. Denn prinzipiell ist einerseits zwischen der Umweltbelastung im laufenden Betrieb und andererseits den Emissionen entlang der kompletten Wertschöpfungskette zu unterscheiden. Aus diesem Grund ist es beispielsweise, in der Ganzheit betrachtet, immer umweltfreundlicher, wenn ein altes Fahrzeug so lange weitergefahren wird, bis es den Geist aufgibt. Denn selbst die umweltfreundlichsten Autos verbrauchen in der Herstellung natürlich enorm viele Rohstoffe und Unmengen an Energie. Dafür sind diese dann im laufenden Betrieb umweltfreundlicher. So lange das alte Auto noch funktioniert, nutzt man aber besser das.
Generell werden heutzutage nahezu alle Autos umweltfreundlicher. Des Weiteren kann jeder Fahrzeughalter seine persönliche Mobilitätsumweltbilanz positiv beeinflussen, beispielsweise indem:
- das Fahrzeug mit mehreren Personen geteilt wird, da dann nicht alle Personen, die sich das Fahrzeug teilen, selbst ein Auto anschaffen müssen
- das Auto bei kurzen Strecken, die man leicht erlaufen kann, einfach gar nicht genutzt wird
- Strecken clever gebündelt werden, statt kreuz und quer durch die Stadt zu fahren
Sofern das aktuelle Fahrzeug nicht mehr fährt oder eine Reparatur nicht mehr wirtschaftlich ist, steht für viele Haushalte zwangsläufig der Neukauf auf der eigenen Agenda. Das trifft insbesondere auf Haushalte in ländlichen Regionen zu, die durch den über Jahrzehnte vernachlässigten Ausbau des öffentlichen Schienennetzes in Deutschland mitunter gar keine Möglichkeit haben, um öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen.
Die Finanzierung, selbst wenn in Anbetracht der jüngsten Inflation und rasant gestiegenen Energiepreise die Haushaltskasse knapp ist, muss Haushalte mit ausreichend hoher Bonität nicht überfordern. Ein PKW-Kredit könnte beispielsweise die Lücke zwischen dem Ersparten und dem Kaufpreis schließen oder die Kaufkosten für den PKW komplett decken.
Warum werden Autos immer umweltfreundlicher?
Einerseits aufgrund der Nutzung von umweltfreundlicheren Ressourcen, wie es beispielsweise bei Stromern zutrifft, andererseits aufgrund der ressourcenfreundlichen Produktionsprozesse bei den Herstellern selbst. Die nutzen mittlerweile nahezu überall da, wo es überhaupt geht, recycelte Rohstoffe. So könnten einzelne Bauteile des Fahrzeugs zum Beispiel aus ehemaligen Plastikverpackungen oder alten Autoreifen bestehen, wodurch sich wiederum der Neubedarf von Kunststoffen reduziert - und das Auto in der Produktion weniger CO2 erzeugt, während es zugleich aktiv Restkunststoffe aus der Umwelt zieht.
Selbst Verbrenner sind heute umweltfreundlicher als noch vor einigen Jahrzehnten. Neben Abgasnormen liegt das auch am Prinzip der Rekuperation. Die Motoren sind also in der Lage Reststoffe zu nutzen, die beim Verbrennen des fossilen Brennstoffes entstehen. Die Funktionsweise ist damit ähnlich der von neueren Öl- oder Gasheizungen, die ebenfalls die während der Verbrennung zurückgebliebene Energie verwenden, bis tatsächlich keine verwertbare Energie mehr enthalten ist.
Wie viel Aussagekraft hat das EU-Energielabel?
Die meisten Menschen kennen ein ähnliches Label schon von der Waschmaschine oder dem Kühlschrank, aber auch für Automobile gibt es ein EU-Energielabel. Kritiker monieren aber, dass das Label wenig Aussagekraft hat. Das liegt daran, dass es das Fahrzeuggewicht in Relation zu den CO2-Emissionen stellt. Dadurch könnte ein behäbiger, eigentlich viel zu großer SUV beispielsweise ein besseres Label als ein Kleinwagen bekommen. Letztlich besagt das EU-Energielabel also eigentlich nur, wie effizient und umweltfreundlich das Auto in seiner eigenen Fahrzeugklasse ist, ein tatsächlicher Vergleich zwischen mehreren Fahrzeuggrößen und Fahrzeugklassen ist aber nicht möglich.
Beispiele für besonders umweltfreundliche Autos
Umweltfreundlich sind nicht nur Elektroautos. Tatsächlich haben Autos mit Erdgasantrieb CNG eine bessere Umweltbilanz. Zudem ist zu bedenken, dass Elektroautos keinesfalls „Nullemissions-PKWs“ sind, wie es von den Herstellern, die diese an den Mann oder die Frau bringen möchten, gern beworben wird. Denn natürlich entstehen bei der Stromerzeugung Abgase, ebenso entstehen in der Produktion CO2-Emissionen. Ein Nullemissions-Betrieb wäre überhaupt nur dann möglich, wenn global jeglicher Strom aus regenerativen Energiequellen käme - wovon die Welt noch viele Jahrzehnte oder Jahrhunderte entfernt ist, selbst Deutschland als Vorreiter ist davon effektiv noch Jahrzehnte entfernt.
Definition von Well-to-Wheel
So evaluieren Experten die tatsächliche Nachhaltigkeit eines Automobils. Dafür werden nicht nur die CO2-Emissionen im Betrieb, also während des Fahrens, analysiert, sondern der komplette Produktlebenszyklus des Automobils. Angefangen mit der Fertigung und den da stattfindenden Prozessen, über die Auslieferung, den mehrjährigen Betrieb und schließlich die Entsorgung. E-Autos haben da tatsächlich nur dann immer die Nase vorn, wenn der Fahrzeughalter sicher sein kann, dass der Strom aus erneuerbaren Energiequellen kommt – zum Beispiel weil das Fahrzeug zuhause über installierte Solaranlagen aufgeladen wird.
Besonders sparsam: Tesla Model 3, BMW i4 eDrive40 und Kia Niro EV
Tesla darf als Vorreiter der E-Mobilität hier natürlich nicht fehlen, zumal die Stellung auch nicht grundlos erlangt wurde. Mit Effizienzwerten laut dem ADAC Ecotest von 84 Gramm CO2pro Kilometer ist das Model 3 von Tesla im laufenden Betrieb das effizienteste und umweltfreundlichste Fahrzeug. Den zweiten Platz im Verbrauch bekommt der Kia Niro EV.
Dem Tesla Model 3 kann aus Deutschland nur der i4 von BMW die Stirn bieten. Der verbraucht rund 19,5 Kilowattstunden pro100 Kilometer, im Vergleich zum Model 3 mit 16,8 Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Die etwas schlechtere Bilanz, die im großen Ganzen aber immer noch sehr gut ist, resultiert aus der größeren Batterie des i4.
Übrigens: Dass Elektro-Hybrid nicht automatisch umweltfreundlich bedeutet, zeigt beispielsweise der Subaru Forester. Der bewirbt sich selbst zwar als umweltfreundlicher SUV, ist mit 243 g CO2 pro Quadratkilometer laut ADAC Ecotest aber einer der größten Umweltsünder überhaupt.
Umweltfreundliche Autos mit Benziner/Hybrid-Motor
Unter den Hybriden überzeugt beispielsweise der Toyota Corolla. Auch der Suzuki Swace bringt eine als gut zu bewertende Umweltbilanz mit. Der Ford Mondeo würde sich ebenfalls in diese Reihe einfügen. Das ist nicht verwunderlich, denn der Ford greift beispielsweise auf Technik von Toyota zurück. Gerade die gelten im Bereich der Hybriden als besonders fortschrittlich und effizient.
Besonders starke Well-to-Wheel-Bilanz: der Kia Picanto
Der Picanto ist zwar ein Benziner, hat durch seine exzellente Produktionsbilanz aber nur einen sehr geringen CO2-Fußabdruck. Der steigt, da es ja ein Benziner ist, im laufenden Betrieb dann an – auf eine Ausschüttung von 151 Gramm CO2 pro Kilometer. Das umweltfreundlichste Auto wäre der Picanto als nur, wenn er möglichst wenig gefahren wird. Je mehr er fährt, desto schlechter wird die Bilanz, da die Exzellenz in der Produktion dann einen geringeren Anteil am Gesamtausstoß bildet.
Fazit: Es gibt nicht -das eine- umweltfreundlichste Auto
Einen klaren Sieger gibt es nicht, denn das ist abhängig vom Nutzungsverhalten. Der Picanto hat die beste Well-to-Wheel-Bilanz, das Model 3 von Tesla die beste Bilanz im laufenden Betrieb und Benzin/Hybriden können punkten, wenn keine Möglichkeit besteht zu 100 Prozent mit regenerativen Energiequellen zu laden.