Mobilität & Logistik

Nachfrage nach Elektrofahrzeugen steigt wieder – chinesische E-Autos gewinnen Marktanteile

Laut dem Mobility Consumer Index 2024 von EY steigt die Kaufbereitschaft für Neuwagen und Elektroautos weltweit und in Deutschland wieder an. Während Benziner nach wie vor bevorzugt werden, nimmt das Interesse an Elektrofahrzeugen vor allem in China deutlich zu. Deutsche Käufer zeigen sich preissensibel, während chinesische Marken an Beliebtheit gewinnen.

26.11.2024

Nachfrage nach Elektrofahrzeugen steigt wieder – chinesische E-Autos gewinnen Marktanteile

Nach einem Rückgang in diesem Jahr zeichnet sich für das nächste Jahr eine gesteigerte Nachfrage nach Neuwagen, insbesondere nach Elektrofahrzeugen, ab. In einer globalen Umfrage unter 19.000 Teilnehmer:innen, darunter 1.000 aus Deutschland, äußerten 40 Prozent den Wunsch, innerhalb der nächsten zwei Jahre – also bis zur Mitte von 2026 – ein neues Auto erwerben zu wollen. Im Vorjahr hatten lediglich 33 Prozent ähnliche Kaufabsichten bekundet.

In Deutschland wird ebenfalls ein Anstieg der Kaufbereitschaft prognostiziert: Nach einem Rückgang von 26 auf 23 Prozent im letzten Jahr zeigen sich jetzt wieder positive Tendenzen. Derzeit geben 28 Prozent der Befragten an, in den kommenden zwei Jahren ein neues Fahrzeug anschaffen zu wollen.

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Weltweit und auch in Deutschland bleibt der benzinbetriebene Verbrennungsmotor die favorisierte Antriebsart: Jeweils 29 Prozent der potenziellen Käufer beabsichtigen, sich für ein Auto mit Otto-Motor zu entscheiden. Nahezu gleichauf liegt das Elektroauto, das weltweit von 24 Prozent und in Deutschland von 26 Prozent der Befragten als bevorzugte Option genannt wird.

Diese Ergebnisse stammen aus dem Mobility Consumer Index 2024 der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Für die Studie wurden fast 19.000 Personen in 24 Ländern zu Mobilitätsthemen und Kaufabsichten befragt – darunter 1.000 in Deutschland.

Der höchste Anteil an Elektrofahrzeug-Interessierten findet sich in China: Dort möchten fast die Hälfte der angehenden Autokäufer (48 Prozent) ein Elektroauto erwerben. In den zwölf europäischen Ländern, in denen die Umfrage durchgeführt wurde, planen 21 Prozent der potenziellen Käufer, sich für ein Elektrofahrzeug zu entscheiden – Deutschland liegt mit einem Anteil von 26 Prozent über dem europäischen Durchschnitt.

„Das Interesse an Elektroautos ist auch in Europa grundsätzlich vorhanden – auch wenn die Neuzulassungen aktuell rückläufig sind“, sagt Constantin M. Gall, Managing Partner und Leiter Mobility bei EY für die Region Europe West. Die Befragung zeige, dass der Markt bald wieder ins Positive drehen könnte. Das sei plausibel, so Gall: „Es kommen immer bessere Elektroautos auf den Markt, teilweise mit großer Reichweite und kurzen Ladezeiten. Zudem könnten wir im kommenden Jahr in Europa einen Preisrutsch auf breiter Front sehen, denn viele Hersteller müssen ihren Absatz von Elektroautos deutlich steigern, um Strafzahlungen wegen zu hoher Flottenemissionen zu vermeiden. Das könnte im Lauf des kommenden Jahres zu einer aus Kundensicht positiven Preisentwicklung und höheren Rabatten führen“.

Das könnte insbesondere bei den deutschen Käufer:innen von Fahrzeugen auf positive Resonanz stoßen. Denn in Deutschland zeigen sich potenzielle Käufer:innen von Elektrofahrzeugen nur in sehr begrenztem Maße bereit, einen höheren Preis als für ein ähnliches Modell mit Verbrennungsmotor zu akzeptieren: 40 Prozent von ihnen geben an, dass sie maximal einen Aufpreis von zehn Prozent zu zahlen bereit sind – im globalen Vergleich liegt dieser Anteil bei 33 Prozent. Im Durchschnitt sind Käufer:innen weltweit bereit, einen Aufpreis von 17 Prozent zu akzeptieren, während in Deutschland E-Autos im Schnitt nur 14 Prozent teurer sein dürfen. In der Praxis ist der Preisunterschied jedoch in vielen Fällen höher. „Die Autokäufer sind derzeit – gerade nach den Preissteigerungen der vergangenen Jahre und angesichts einer schwachen Konjunkturentwicklung – sehr preisbewusst. Und nachdem die erste Welle an innovations- und technologieaffinen und zudem eher wohlhabenden Kunden, gerade in Ballungsgebieten, inzwischen weitgehend adressiert ist, gilt es aus Sicht der Hersteller nun, auch den Rest der Bevölkerung von der Elektromobilität zu überzeugen – dort ist die Zahlungsbereitschaft allerdings nicht sehr hoch.“

„Reichweitenangst“ vor allem in Deutschland groß

Wenn sich Käufer:innen von Fahrzeugen gegen den Erwerb eines Elektroautos entscheiden, spielen in Deutschland häufig Bedenken hinsichtlich einer angeblich unzureichenden Reichweite eine entscheidende Rolle: Für jeden dritten Interessenten, der kein Elektrofahrzeug erwerben möchte, zählt dieser Punkt zu den drei bedeutendsten Gründen. An zweiter Stelle steht die Befürchtung, dass es nicht genügend Ladestationen gibt (23 Prozent), gefolgt von der Sorge, dass die Zeit zum Laden zu lang ist (17 Prozent). Diese Ergebnisse machen Mut, so Gall. Denn „tatsächlich ist die Branche gerade beim Thema Reichweite inzwischen viel weiter als viele Menschen wissen. Es gibt immer noch viele Vorbehalte, die auf Fehlinformationen und Vorurteilen beruhen. Es wäre nun Aufgabe der Hersteller, einerseits die Vorteile der Technologie stärker herauszustellen und ihre Produkte wieder begehrenswerter zu machen – zurzeit hat die Elektromobilität in Europa kein gutes Image – ganz anders als etwa in China. Gleichzeitig muss zwar der Ausbau der Ladeinfrastruktur vorangetrieben werden – aber auch hier bessert sich die Situation zumindest in Deutschland derzeit deutlich.“

Chinesischen EV-Marken auf dem Vormarsch – außer in den USA

Chinesische Automobilproduzenten gewinnen zunehmend an Relevanz, und zwar nicht nur auf dem chinesischen Markt, sondern auch international. Umfrageergebnisse zeigen, dass weltweit 20 Prozent der potenziellen Käufer:innen von Elektrofahrzeugen eine chinesische Marke unter ihren drei Favoriten haben. In Asien ist das Interesse mit 30 Prozent besonders stark ausgeprägt, während Europa mit 12 Prozent folgt. In Nordamerika hingegen sind die Bedenken gegenüber chinesischen Marken deutlicher ausgeprägt; hier würden sich lediglich drei Prozent der Interessierten für ein solches Fahrzeug entscheiden. In Deutschland liegt der Anteil mit 12 Prozent im Einklang mit dem europäischen Durchschnitt.

„Die chinesischen Hersteller zeigen derzeit im Elektrosegment eine enorme Lernkurve und sind technologisch ganz vorne dabei“, sagt Gall. „Sie setzen die etablierte Konkurrenz mit deutlich kürzeren Entwicklungsphasen, agileren Prozessen und kürzeren Produktzyklen erheblich unter Druck – und die Fahrzeuge scheinen genau das zu bieten, was ein beachtlicher Kundenkreis sucht. Gleichzeitig zeigen sie aber auch auf, an welchen Stellschrauben die westlichen Autokonzerne drehen können, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Der Erfolg der chinesischen Hersteller ist auch ein Weckruf an die etablierten Autokonzerne, die sich offenbar zu sehr in Sicherheit gewogen haben und bei der Einschätzung der Kundenwünsche des Öfteren Fehleinschätzungen unterlagen.“

Nicht nur der günstigere Preis von Elektrofahrzeugen aus China zieht Käufer:innen an; auch das ansprechende Design und die Fahreigenschaften der Autos überzeugen viele Kunden. Weltweit geben 56 Prozent der potenziellen Käufer:innen chinesischer Elektroautos an, dass sie von den attraktiven Modellen der Hersteller aus dem Reich der Mitte beeindruckt sind. Für 51 Prozent ist das hervorragende Preis-Leistungs-Verhältnis ein entscheidender Aspekt bei ihrer Entscheidung. Ein starkes Vertrauen in die jeweilige Marke spielt für immerhin 42 Prozent eine bedeutende Rolle.

Während es bei europäischen Kunden anscheinend noch Vorbehalte gegenüber Fahrzeugen aus chinesischer Fertigung gibt – 70 Prozent der europäischen Käufer von Elektroautos zählen eine europäische Marke zu ihren Favoriten, während nur 12 Prozent den Kauf eines chinesischen E-Autos in Betracht ziehen – haben in Asien bereits die Chinesen einen leichten Vorsprung: 30 Prozent der Kunden entscheiden sich für eine chinesische Marke, 28 Prozent für eine europäische. Deutlich beliebter sind jedoch in Asien Elektroautos anderer asiatischer Marken, etwa aus Südkorea oder Japan: 70 Prozent der Befragten in Asien bevorzugen eine Marke aus Asien (ohne China), während 50 Prozent einen US-Hersteller wählen.

Quelle: UD/cp
 

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