Clooney, Kaffee und Kooperationen – Nespresso erweitert CSR-Engagement
Nespresso will nachhaltiger werden. Aus Anlass des zehnjährigen Bestehens des eigenen AAA Sustainability Quality Programms hat man jetzt dazu ein Advisory Board ins Leben gerufen. Neben hochrangigen Vertretern namhafter NGOs wie Rainforest Alliance, Fairtrade und IUCN gehört dem Gremium auch Hollywood-Star George Clooney an. In Lausanne präsentierte das Advisory Board die künftigen Eckpunkte der CSR-Aktivitäten von Nespresso.
18.07.2013
Das Nespresso Sustainability Advisory Board (NSAB) setzt sich aus Experten und Meinungsführern aus dem Nachhaltigkeitsbereich zusammen. Mit diesem breit angelegten Kooperationskreis will Nespresso den eigenen Stakeholderdialog transparenter aufstellen. Jean-Marc Duvoisin, Geschäftsführer von Nespresso, sagte über die Aufgabe des Advisory Boards: „Die unabhängigen Perspektiven werden uns dabei helfen, dass wir uns auch weiterhin auf Initiativen fokussieren, die einen positiven Einfluss auf die Umwelt und sozialen Aspekte der Wertschöpfung haben.“
Das Board soll dazu Meinungen äußern und Vorschläge sammeln. Ein verbindliches Mandat hat es nicht, aber Patrice Bula, Präsident von Nespresso, betonte seine Offenheit gegenüber dem Thema: „Wir wollen ein Leuchtturm für Nestlé sein und ein Global Leader bei nachhaltigem Kaffee.“ Nach der ersten gemeinsamen Sitzung in Lausanne formulierte das Advisory Board jetzt drei zusätzliche Schwerpunkte, um die das laufende Nespresso AAA Sustainability Quality Programm ergänzt werden soll.
Rückkehr des Kaffeeanbaus in den Süd-Sudan
Die Idee, Kaffe im Süd-Sudan anzubauen, geht entscheidend auf George Clooney zurück. Der US-Schauspieler ist auch als politischer Aktivist bekannt und setzt sich seit Jahren vor allem für die Unabhängigkeit und Entwicklung des Süd-Sudans ein. „Dort gibt es nur Öl, aber davon profitieren die Menschen vor Ort nicht“, berichtete Clooney in Lausanne. Wichtig sei es, eine landwirtschaftliche Grundlage zu schaffen, von der viele Familien profitieren. Kaffee hat im Sudan Tradition, aber das Wissen um Anbau und Methoden ist durch Krieg und Misswirtschaft verloren gegangen. Mit Hilfe von Nespresso will Clooney die Produktion von hochwertigen Kaffees im Land wiederbeleben und so zur wirtschaftlichen Entwicklung beitragen sowie die Angebotsstruktur wieder aufbauen. Rund 3.000 Kleinbauern und ihre Familien sollen von der Initiative profitieren. Daneben soll das AAA-Programm in Äthiopien und Kenia erweitert werden.
Aufbau von Vorsorgemodellen in Kolumbien
Kaffeepreise sind traditionell stark schwankend. Das bekommen vor allem die Farmer zu spüren, die wegen solcher Unsicherheiten kaum oder wenig langfristige Gesundheits- und Altersvorsorge betreiben. An diesem Punkt setzt das jetzt gestartete AAA Farmer Future Programm an. Gemeinsam mit Fairtrade International will Nespresso hierzu ein Pilotprojekt bei fünf zertifizierten Fairtrade Kooperativen in Kolumbien durchführen. Insbesondere will das Programm einen innovativen Preismechanismus und Sozialleistungen einführen, die den Bauern und ihren Familien zu Gute kommen. Dies beinhaltet beispielweise eine Kranken- und Unfallversicherung sowie einen Rentenplan. Im Rahmen der Initiative wird Nespresso Kaffee von AAA-Bauerngenossenschaften und Fairtrade-zertifiziert vermarkten.
Ausbau der Kooperation mit Rainforest Alliance
Rainforest Alliance und Nespresso gaben in Lausanne eine Erweiterung des Agro-Forstwirtschaftsprogramms bekannt, das den CO2-Fußabdruck des Kaffeeanbaus optimieren soll. Die Zusammenarbeit mit der Nichtregierungsorganisation Rainforest Alliance bildet seit zehn Jahren die Grundlage des Nespresso AAA Sustainability Quality Programms. Mit Erfolg, wie Tensie Whelan, Präsidentin von Rainforest Alliance, erläuterte: Eine eigens in Kolumbien durchgeführte Studie hat gezeigt, dass Farmer, die am AAA-Programm teilnehmen, ein 87,4 Prozent höheres Einkommen haben als der Durchschnitt. Aber auch die Umwelt profitiert deutlich: So wird etwa das Schmutzwasser sieben Mal häufiger aufgefangen als bei herkömmlichen Produktionsstätten.
Geschäft mit portioniertem Kaffee boomt
Kaffee
wandelt sich immer mehr vom Alltags- zum Lifestyle-Produkt. Vor allem
das Geschäft mit portioniertem Kaffee boomt. Experten schätzen, dass das
Geschäft mit Portionskaffee bis 2016 allein in Westeuropa auf mehr als
ein Drittel des gesamten Kaffee-Marktes anwachsen wird. Davon profitiert
vor allem Nespresso, das sich in den letzten zwei Jahrzehnten zu einer
der erfolgreichsten Nestlé-Marken entwickelt hat. Im vergangenen Jahr
erwirtschaftete man rund 3,6 Milliarden Euro Umsatz. Mit dem Erfolg
kommen auch die Wettbewerber. Neben kleinen Anbietern erkennen zunehmend
auch Branchengrößen die Potenziale: Neben hierzulande Tchibo
positionieren sich nun auch in den USA die Branchengrößen Starbucks
sowie Mondelez, ehemals Krafts Food, auf dem Segment.
Neben Geschmack und Preis wird hier künftig der Aspekt der Fairness und Verantwortung ein wesentlicher Treiber der Markenidentität und Käuferentscheidung sein. Wie sensibel das Thema ist, zeigen immer wieder kritische Kampagnen von NGOs. So kritisierte etwa die Schweizer Organisation „Solidar Suisse“, dass Nespresso keine fair gehandelten Kaffees vertreibe. Vor allem eine Parodie auf einen Werbespot von George Clooney auf YouTube brachte es auf über 650.000 Abrufe.
Künftig mindestens 10% Fairtrade und 80% nachhaltiger Kaffee
Bei Nespresso hat man jetzt auf diesen Vorwurf reagiert. Gemeinsam mit Harriet Lamb, Chefin von Fairtrade International, erklärte man gegenüber der Presse in Lausanne, dass künftig zehn Prozent des Nespresso-Kaffees Fairtrade-zertifiziert sein werde. Aus Kolumbien werde sogar der gesamte dort erworbene Kaffee „fair“ sein. Lamb sagte, man sei bei Fairtrade begeistert über diese Entscheidung. „Wir sind froh, wenn Firmen wie Nespresso solche CSR-Entscheidungen gerade auch aus kommerziellem Interesse treffen, denn dann bleibt das Thema in der Firma prominent präsent.“
Das Nespresso AAA Sustainability Quality Programm wurde 2003 in Zusammenarbeit mit der Rainforest Alliance eingeführt, um die Beschaffung von Kaffee höchster Qualität für die Zukunft sicherzustellen sowie den Lebensunterhalt der Farmer zu sichern, die diesen Kaffee anbauen. Das Programmbasiert auf drei Säulen: Qualität, Umwelt und Sozialstandards sowie Wirtschaftlichkeit. Ende 2012 bezog Nespresso bereits 68 Prozent seines Kaffees von rund 52.000 Kaffeebauern, die an dem Programm teilnehmen. Bis Ende 2013 soll die Quote auf 80 Prozent ausgebaut werden.