Giftiger deutscher Tankerschrott in Bangladesch
Schiffe aus Europa dürfen laut Baseler Konvention nicht außerhalb der OECD verschrottet werden. Aber es gibt Tricks, diese Auflagen zu umgehen. So werden in Bangladesch Schiffe aus aller Welt verschrottet. Auch solche, die im Auftrag deutscher Reedereien gebaut wurden. Für die "planet e."-Dokumentation "Giftiger Tankerschrott für Bangladesch" hat Autorin Anne Kauth die nur sehr schwer zugänglichen Abwrackwerften aufgesucht. Sie zeigt die katastrophalen Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen dort.
28.10.2014
Barfuß und ohne Schutzkleidung zerlegen Hunderte Arbeiter im Abwrackhafen von Chittagong in Bangladesch Schiffe aus Deutschland und der ganzen Welt. Tote oder Verletzte sind bei diesen Arbeiten nicht selten. Die genaue Zahl der Opfer kennt niemand, denn die Schiffswerften versuchen, derartige Unfälle zu verheimlichen. Arbeitsrecht und Arbeitsschutz kennt man so gut wie nicht in Bangladesch. Auch Umweltauflagen spielen kaum eine Rolle: Giftiger Schlamm wird einfach abgelassen, gefährliche Substanzen sickern ungehindert ins Grundwasser.
Patrizia Heidegger von der Brüsseler "Shipbreaking Platform" erklärt Autorin Anne Kauth, wie es zu dem zunehmenden Phänomen des Schiffsabwrackens kommt: Banken und Sparkassen in Deutschland haben Schiffsfonds als risikoarmes Investment mit riesigen Renditen und staatlichen Steuervorteilen angepriesen, Tausende Deutsche ihr Erspartes in die geschlossenen Fonds gesteckt. Doch mit Beginn der Wirtschaftskrise lagen die Schiffe, die pro Tag Tausende Euro erwirtschaften sollten, im Hafen und machten Verluste. Nun wird versucht, die unrentablen Schiffe wieder loszuwerden. Über Mittelsmänner werden die Schiffe weiterverkauft. Unter neuer Flagge führt der Weg meist in einen der Abwrackhäfen Asiens. Das billige Abwracken vergrößert den Gewinn aus dem Verkauf des Schiffsstahls. Doch nicht nur die Fondsschiffe landen in Chittagong. Auch die ausgedienten alten Kähne deutscher Reedereien werden hier kostengünstig ausrangiert. Auf Kosten der Armen.