Grüne Autoreifen - die Zukunft hat schon begonnen
Für die Produktion von Autoreifen werden bisher Rohöl und Naturkautschuk verbraucht. Um die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen zu minimieren, haben sich Reifenhersteller ehrgeizige Ziele gesteckt: Zukünftig soll der Autoreifen zu 100 Prozent aus natürlichen Rohstoffen bestehen. Dennoch müssen die Reifen gleichbleibende Eigenschaften aufweisen. Eine schlechtere Qualität würde sich andernfalls negativ auf den Kraftstoffverbrauch des Autos auswirken.
30.04.2014
Beim Reifenhersteller Continental arbeiten Chemiker bereits daran, die fossilen Stoffe zu ersetzen und auf den Einsatz von Chemikalien weitgehend zu verzichten. Schon heute besteht ein Reifen zu 45 Prozent aus Rohstoffen, die nicht erdölbasiert sind. Vor allem Naturkautschuk ist ein nachwachsender Rohstoff, der hauptsächlich in Lateinamerika oder Asien angebaut wird. Der Reifenhersteller hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, ab 2020 zu 100% auf natürliche Rohstoffe zurückzugreifen.
Dieser nachhaltige Ansatz ist jedoch nicht ausschließlich dem grünen Gewissen geschuldet. Zukünftig steigenden die Preisen für Rohstoffe. Die Internationale Energieagentur kam zu dem Schluss, dass 2030 der Verbrauch von Rohöl um 30 Prozent höher sein wird, als noch 2007. So gesehen dient es dem Erhalt der Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens, wenn man die Abhängigkeit vom Rohöl minimiert. Eine weitere Strategie ist es, auf alternative Rohstoffquellen zurückzugreifen, die lokal angebaut werden können. Eventuellen Lieferproblemen aus politisch instabilen Ländern hat man so vorgesorgt.
Löwenzahn und Sojabohne anstelle von Kautschuk und Erdöl
Der russische Löwenzahn spielt bei dieser Strategie eine wichtige Rolle. Seine langen Wurzeln produzieren einen Saft, der dem des Naturkautschuks sehr ähnlich ist. Die geringe Ausbeute von einem Milliliter Saft pro Pflanze wäre mit dem kurzen Lebenszyklus der Pflanze ausgeglichen. Des Weiteren könnten die brachliegenden Flächen Europas für den Anbau genutzt werden. So würde der Anbau nicht in Konkurrenz zu anderen Nutzpflanzen stehen und die Transportwege würden sich erheblich verkürzen, was wiederum zu weniger Treibstoffverbrauch führt.
Auch der Einsatz von Sojabohnenöl anstelle von Erdöl ist ein Ansatz, der zurzeit erforscht wird. Der amerikanische Autoreifenhersteller Goodyear hat herausgefunden, dass sich dadurch sogar die Laufleistung der Reifen um 10 Prozent steigern lie√üe. Greift man auf Sojabohnenöl zurück, könnte man bei Goodyear Dunlop den Rohölverbrauch um 26,5 Millionen Liter pro Jahr senken.
Schlechte Reifeneigenschaften sind nicht akzeptabel
Continental plant in ein paar Jahren komplett auf fossile Rohstoffe zu verzichten. Ob dies möglich ist, bleibt jedoch fraglich. Denn der Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen darf keinen Einfluss auf die Eigenschaften des Reifens haben, vor allem nicht auf den Rollwiderstand. Für das sichere Fahren braucht man die visko-elastischen Eigenschaften eines Reifens. Dies allerdings geht mit einer Erhöhung des Rollwiderstandes einher, was wiederum den Spritverbrauch erhöht. Eine Optimierung des Rollwiderstandes ist also das Ziel der Reifenhersteller. Die Bezeichnung ‚"Energy" oder ‚"Eco", wie man sie bei Reifenmodellen des Online-Shops Tirendo vorfindet, verweisen auf einen optimalen Rollwiderstand. Der grüne Reifen ist allerdings noch nicht morgen zu erwarten. Dr. Boris Mergell, Leiter der Material- und Prozesstechnik für Reifen von Continental, prognostiziert vorsichtig: "Aber wir sind auf einem erfolgversprechenden Weg dorthin unterwegs."
Der Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen anstelle von fossilen ist eine zukunftsweisende Entscheidung, auf die man schon früher hätte setzen können. Erst finanzieller Druck schafft Not, die dann erfinderisch macht. Allerdings muss auch der Anbau von nachwachsenden Rohstoffen wie Soja oder Löwenzahn in Harmonie mit dem Ökosystem geschehen, nur so kann man von einem wirklich nachhaltigen Ansatz sprechen.