Produktion

Design schafft Bewusstsein: Nachhaltige Hausgeräte im Kommen

Nachhaltig angebaute Lebensmittel, Tee oder Kaffee kann man heutzutage fast überall kaufen. Aber beim Weiterverarbeiten in der heimische Küche führt derzeit kaum ein Weg an herkömmlichem Plastik vorbei. Die meisten Hausgeräte sind nämlich alles andere als ökologisch und fair produziert. Das muss aber nicht sein, wie der Produktdesigner Christoph Feder zeigt. Mit seinem Ansatz für nachhaltiges Design liegt er voll im Trend.

04.12.2013

Die klassische Brühmaschine für Kaffee funktioniert auch ohne Kunststoff. Die Behälter sind aus Glas. Die Fassung aus FSC-zertifiziertem Holz sowie Steigrohr und Wassertanksockel aus Edelstahl. Ökologisch und ästhetisch. Grafik: FederDesign
Die klassische Brühmaschine für Kaffee funktioniert auch ohne Kunststoff. Die Behälter sind aus Glas. Die Fassung aus FSC-zertifiziertem Holz sowie Steigrohr und Wassertanksockel aus Edelstahl. Ökologisch und ästhetisch. Grafik: FederDesign
„Wir als Designer haben eine besondere Verantwortung, weil wir oft als Erste über das Produkt und seine Eigenschaften nachdenken und damit die Zukunft entwerfen“, sagt Christoph Feder. Der mit dem RedDot-Design Award prämierte Designer entwickelt seit Jahren Hausgeräte aller Art für Branchengrößen wie Severin, Philips und Emsa. Dabei beobachtet er im Bereich der Elektrohausgeräte seit Jahren den unheilvollen Siegeszug von Kunststoff und Billigangeboten. Viele dieser Produkte landen schnell wieder auf dem Müll. Reparaturen lohnen nämlich meist nicht. Daher sollte bei einem Hausgerät - wie bei einem hochwertigen Auto - schon beim Entwurf der gesamte Lebenszyklus bedacht werden. Das heißt: Materialeinsatz, Wasser- und Energieverbrauch und Abfall sowie natürlich die Arbeitsbedingungen bei der Herstellung genauso zu berücksichtigen wie den ökologischen Fußabdruck des Produktes während der Gebrauchsphase.

Hier wären Hersteller und Produktdesigner gefordert, neue Wege zu gehen, so Christoph Feder. Der Haken in der alltäglichen Produktion ist: Kunststoff ist billig. Verbraucher, die Kaufentscheidungen ausschließlich mit Blick auf das Preisschild treffen, konsumieren nicht nachhaltig. Zudem werden die Folgekosten und -schäden für Mensch und Umwelt oft mit Mülltransporten in Entwicklungsländer exportiert. Er fordert deshalb: „Es geht um den Einsatz anderer Materialien. Design muss Produkten eine andere Wertigkeit geben.“

Nachhaltiges Design erobert Hochschulen 


Mit seinen Ansichten liegt der Münsteraner Produktdesigner voll im Trend. „Designhochschulen in Deutschland waren einmal Vorreiter in nachhaltigem Entwerfen. Dann geriet Ökodesign in Vergessenheit. Nun erfährt das Thema eine Renaissance“, schreibt die Autorin Heike Holdinghausen in der  taz.

Neben einigen Privatakademien gibt es neuerdings eine erste Professur für ökologisches Design an der Kölner Designhochschule KISD. Andere Hochschulen ziehen hierzulande nach. Ein Blick über die Grenzen nach Dänemark oder die Niederlande zeigt, dass unsere Nachbarn hier deutlich weiter sind. "Das Thema ökologisches Design durchdringt immer mehr unseren Studiengang", sagt Anke Bernotat von der Folkwang-Hochschule für Gestaltung in Essen gegenüber der taz.

Klassisches Kaffeebrühen wie früher liegt voll im Trend. Doch warum muss der Filter aus Plastik sein? Glas ist recycelbar und hygienischer. Der praktische Keramikaufsatz fasst exakt soviel heißes Wasser wie die Kanne darunter. Das erspart lästiges Nachfüllen. Grafik: FederDesign
Klassisches Kaffeebrühen wie früher liegt voll im Trend. Doch warum muss der Filter aus Plastik sein? Glas ist recycelbar und hygienischer. Der praktische Keramikaufsatz fasst exakt soviel heißes Wasser wie die Kanne darunter. Das erspart lästiges Nachfüllen. Grafik: FederDesign
Hersteller greifen Trend auf

Der Nachhaltigkeitstrend ist auch auf der IFA in Berlin deutlich spürbar: Die Anbieter von Hausgeräten achten traditionell auf Energieeffizienz. Die Effizienzklassen von A+++ bis C helfen den Verbrauchern bei der Auswahl, und die Käufer handeln oft auch danach. Um das Bewusstsein für Lebensmittel selbst wieder zu steigern, haben Studenten der Technischen Universität München in Zusammenarbeit mit dem Bosch Design-Team Konzepte erarbeitet, die zu einem besseren Umgang mit unserer Nahrung beitragen. Entstanden sind kreative und durchdachte Designentwürfe für nachhaltige Hausgeräte von morgen: die „Home Heroes“. In interdisziplinären Teams aus Designern und Ingenieuren entstanden insgesamt sechs funktionstüchtige Modelle im Maßstab 1:1. Im Fokus steht dabei jedoch nicht die höchstmögliche Effizienz der Geräte, sondern der aktive und bewusste Umgang mit der Ressource Lebensmittel.

Auch beim Materialeinsatz ändern sich die Gewohnheiten: Philips beispielsweise hat eine ansatzweise nachhaltige Kaffeemaschine vorgestellt, die in Teilen aus recyceltem Kunststoff besteht. Aber im Kern bleibt die Denkweise konventionell. Dabei geht es auch anders: Zwei Konzeptstudien von Christoph Feder zeigen, dass beispielsweise Kaffeegenuss auch beim Geräteeinsatz nachhaltig möglich ist: Kaffeemaschinen etwa können vollständig ohne jegliches Plastik hergestellt werden. Stattdessen nutzt er Glas, Holz, Keramik und Blech. Alles Materialien, die man zu 100 Prozent aus Recyclingmaterial oder FSC-zertifiziert angebaut beziehen kann. Der gesamte Wertstoffkreislauf ist damit nachhaltig und vollständig ökologisch recycelbar. „Jedes Produkt muss von Grund auf neu auf seine Nachhaltigkeit überdacht werden“, so Christoph Feder im Gespräch mit Umweltdialog. Denn während bei Kaffeemaschinen der Weg über die Materialien wie Holz und Glas sehr plausibel funktioniere, so müsse man bei einem Haartrockner oder Kühlschrank natürlich ganz anders an das Thema herangehen. Feder: „Es gibt aber wahrscheinlich kein einziges Gerät im Haushalt, welches man nicht nachhaltig herstellen könnte, wenn man denn will.“ 

Quelle: UD
 
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