Evonik: Nachhaltiger Nutzen von Biotechnologie
Nach Schätzungen der Vereinten Nationen wächst die Weltbevölkerung jährlich um rund 80 Millionen Menschen. Damit steigt auch der Bedarf an Nahrungsmitteln wie Fleisch, Fisch, Milch oder Eiern. Laut Welternährungsorganisation werden 2030 weltweit rund 373 Millionen Tonnen Fleisch verzehrt werden, 2050 bereits 465 Millionen Tonnen. Doch wie kann dieser Bedarf auch unter Nachhaltigkeitsaspekten gedeckt werden? Denn mehr Tierhaltung bedeutet auch mehr Futter, und das führt zu einem höheren Bedarf an Ackerfläche, Wasser und Energie sowie steigendem CO2-Ausstoß. Um diese Umweltbelastungen zu reduzieren, bietet Evonik eine Lösung: Aminosäuren als Futtermittelergänzung. Damit könne die Umwelt geschont, Ressourcen gespart und Kosten gesenkt werden.
21.11.2012
Für alle Organismen sind Aminosäuren lebensnotwendig. Aus ihnen bauen sie Proteine auf, die im Körper lebensnotwendige Vorgänge steuern und zur Abwehr von Infektionen dienen. Außerdem stecken sie in Haut, Haar, Muskeln und Bindegewebe. Menschen decken ihren Proteinbedarf unter anderem durch den Verzehr von Fleisch. Dies stammt von Tieren, die über Futtermittel wie Mais, Weizen oder Sojaschrot mit Aminosäuren versorgt werden. Damit der Organismus von Tieren ausreichend Proteine produzieren kann, müssen die über das Futter zugeführten Aminosäuren im richtigen Verhältnis vorliegen. Doch die meisten pflanzlichen Futtermittel weisen einen Mangel an Aminosäuren auf. So fehlen dem Futter für Hühner, Schweine und Fische vor allem Methionin, Lysin und Threorin. Daraus folgend brauchen die Tiere eine größere Menge an Futter, weil sie es nicht optimal verwerten können. Derzeit bedarf es 16 Kilogramm Getreide, um ein Kilogramm Rindfleisch zu produzieren, 1,5 bis drei Kilogramm sind nötig für ein Kilogramm Geflügel- oder Schweinefleisch. Die Anbauflächen für Futterpflanzen nehmen bereits 30 Prozent der Landmasse unseres Planeten ein und haben einen Anteil von 70 Prozent an der gesamten Ackerfläche der Erde.
Ergänzung von Aminosäuren entlastet die Umwelt
Bei einer wachsenden Weltbevölkerung steigt mit dem Fleischkonsum auch der Bedarf an Futtermitteln für die Tiere - ebenso wie die Umweltbelastungen. Ein Lösung, um immer mehr Menschen mit ausreichend Nahrung zu versorgen und trotzdem die Umweltbelastungen gering zu halten, sieht Evonik darin, den Ressourcenverbrauch in der Landwirtschaft zu reduzieren und gleichzeitig die Produktivität zu steigern. Für den Konzern besitzen dafür die im Tierfutter enthaltenen Aminosäuren eine Schlüsselfunktion. So setzt Evonik auf die Anreicherung von Tierfutter mit speziell dafür produzierten Aminosäuren, um den Bedarf an Rohstoffen zu senken. Nach eigenen Angaben ist Evonik das weltweit einzige Unternehmen, das alle vier essentiellen Aminosäuren für die fortschrittliche Tierernährung produziert und vermarktet: Dazu gehören „Biolys“ (L-Lysin-Quelle), „Metamino“ (DL-Methionin), „Threamino“ (L-Threonin) und „Trypamino“ (L-Tryptophan). Die Ergänzung der Futtermittel durch Aminosäuren erfülle alle Kriterien der Nachhaltigkeit, weil ökologische, ökonomische und gesellschaftliche Bedürfnisse gleichermaßen berücksichtigt werden: So könne auf diesem Weg der Bedarf an Futterpflanzen sowie Fischmehl und gleichzeitig auch an Ackerfläche gesenkt werden. In einer vom TÜV Rheinland zertifizierten Ökobilanz hat Evonik nachgewiesen, dass die Eiweißversorgung über das Tierfutter durch die Ergänzung von Aminosäuren ein besonders umweltschonendes Konzept darstellt, um Tiere bedarfsgerecht und gesund zu ernähren. Ebenso könne der absehbare Preisanstieg bei Fleisch und Fisch gebremst werden, während die wachsende Weltbevölkerung mit ausreichend hochwertigen Proteinen versorgt werden könne.
Biotechnologie bei Evonik basiert auf jahrzehntelanger Erfahrung
Evonik ist bereits seit vielen Jahren in der Biotechnologie, zu der die Forschung, Entwicklung und Herstellung von Futtermittelaminosäuren gehört, aktiv. Schwerpunkt der Biotech-Forschung des Konzerns ist der Standort Halle-Künsebeck in Ostwestfalen, der in diesem Jahr sein 30-jähriges Jubiläum feiert. Neben der Weiterentwicklung von Aminosäuren für die moderne Tierhaltung forschen die Experten hier auch an biotechnologischen Verfahren für andere Geschäftsbereiche Evoniks. Diese werden zum Beispiel für die Herstellung von Polymeren und kosmetischen Wirkstoffen eingesetzt. Zudem gehört auch die Herstellung von Wirkstoffen für Medikamente, ebenso wie die Entwicklung von Katalysatoren für die Biodiesel-Produktion oder Membranen zur Reinigung von Biogas zum Feld der Bioökonomie bei Evonik. Für Evonik ist die Biotechnologie eine Zukunftstechnologie und damit fest in der Wachstumsstrategie des Unternehmens verankert. „Biotechnologie bietet in diversen Geschäftsfeldern interessante Chancen für künftiges profitables Wachstum und die verstärkte Ausrichtung unserer Wachstumsstrategie auf eine nachhaltige Entwicklung. Mittelfristig wollen wir allein im Geschäftsbereich Health & Nutrition mit biotechnologisch hergestellten Produkten eine Milliarde Euro umsetzen“, verkündete Evonik-Vorstandsmitglied Patrik Wohlhauser anlässlich der Jubiläumsfeier des Standorts Halle-Künsebeck.
Ausbau der Kapazitäten von Aminosäuren
Das mengenmäßig größte biotechnologisch hergestellte Produkt von Evonik ist die Futtermittelaminosäure „Biolys“. Um dieses Geschäft weiter auszubauen, investiert das Unternehmen bis 2014 insgesamt 350 Millionen Euro. Die Erweiterung der bestehenden Kapazitäten für Biolys im nordamerikanischen Blair auf 280.000 Tonnen Jahreskapazität ist bereits vollendet. „Wir registrieren seit einigen Jahren in den USA eine steigende Nachfrage nach unserem L-Lysin und haben uns deshalb dazu entschlossen, die Kapazitäten zu verdoppeln“, so Dr. Klaus Engel, Vorstandsvorsitzender bei Evonik. Weitere neue Anlagen zur Herstellung von Biolys mit insgesamt fast 200.000 Tonnen Jahreskapazität wird Evonik außerdem in Brasilien und Russland errichten. Gleichzeitig treibt Evonik das Geschäft mit der Herstellung von „Metamino“ stark voran. So errichtet der Konzern derzeit in Singapur eine neue Methioninanlage, die nach eigenen Angaben die bisher größte Chemieinvestition Evoniks darstellt. Mit der geplanten Inbetriebnahme der Anlage in 2014 wird Evonik seine Methioninkapazitäten um 150.000 Tonnen steigern und verfügt dann über eine jährliche Gesamtkapazität von 580.000 Tonnen. Bereits jetzt spart die Weltjahresproduktion an Methionin, die im Jahr 2009 bei 750.000 Tonnen lag, 15 Millionen Hektar Ackerland. Das ist eine Fläche so groß wie Tunesien. Auch für die Aminosäuren „Trypamino“ und „Threamino“ erweitert Evonik seine Möglichkeiten: Für Trypamino wurden in Europa bereits zusätzliche Kapazitäten aufgebaut, und der Ausbau des Threamino-Standortes „Agroferm“ ist beschlossene Sache.
Biotechnologie und Nachhaltigkeit bei Evonik
Mit dem Ausbau seines Biotechnologie-Geschäfts will Evonik einen Beitrag zum Ausbau der Bioökomie leisten. So strebt auch die von der Bundesregierung verabschiedete „Nationale Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030“ eine am natürlichen Stoffkreislauf orientierte biobasierte Wirtschaft an. Gleiche Ziele verfolgt die Europäische Kommission, die Anfang des Jahres eine Strategie für nachhaltige Bioökonomie in Europa vorgestellt hat. Diese soll die Umstellung der europäischen Wirtschaft auf eine verstärkte und nachhaltigere Nutzung erneuerbarer Ressourcen unterstützen.
Sein Engagement in Sachen Biotechnologie sowie die Hintergründe und Motivation in diesem Geschäftsbereich hat Evonik nun in seiner neue Broschüre „What if “ anschaulich zusammengefasst. Dabei dreht sich die Publikation um die Frage, wie Technologien und Prozesse von Evonik den Druck auf die Umwelt durch ein starkes Bevölkerungswachstum lindern können. Dabei beschreibt der Konzern seine Expertise in Aminosäuren als einen konkreten Ansatz zur Entkopplung wirtschaftlichen Wachstums und dem damit einhergehenden zunehmenden Wohlstand von Ressourcenverbrauch und Umweltzerstörung. Die Broschüre ist Teil einer umfassenden Sustainability-Kampagne für Futterzusätze von Evonik. Sie ist in englischer Sprache auf der Homepage von Evonik einzusehen.