Hass im Netz: der Fall Jan
Jan ist jung, kreativ, homosexuell und hat eine dunkle Hautfarbe. Mindestens zwei dieser Merkmale führen dazu, dass er immer wieder mit Diskriminierung und Hass im Netz konfrontiert wird. Sogar in der eigenen Community. Wie es sich anfühlt, wenn man sich nirgends sicher fühlen kann, schildert er in der neuen Folge des Digital Crime Podcasts der Deutschen Telekom.
09.11.2021
„Schwarz und schwul, das ist eine doppelte Schande.“ Diesen Satz muss sich Jan nicht nur im wahren Leben anhören. Er beschreibt aus seiner Sicht auch gut, wie viele Leute auf ihn blicken. Damit bringt der junge Casting Director und Model auf den Punkt, was Expert:innen als Intersektionalität bezeichnen: Die Überschneidung und Gleichzeitigkeit verschiedener Diskriminierungsformen wie Rassismus, Antisemitismus, Sexismus oder Homophobie. Dabei ist es mehr als nur die Summe von Anfeindungen, es ist eine eigene Form der Diskriminierung.
Treffen mehrere solcher vermeintlichen „Merkmale“ auf eine Person zu, entlädt sich der Hass gegen sie besonders heftig. Vor allem online. Das bekommt auch Jan zu spüren. Sogar aus den eigenen Gruppen prasseln Beleidigungen, Beschimpfungen und Demütigungen auf ihn ein. Einen Safe Space, einen Schutzraum, in dem er sich sicher fühlen kann, gibt es nicht.
Herausgepickt wird, was am meisten stört
Hater:innen nehmen sich das raus, was sie am meisten befremdet oder wovor sie sich am meisten fürchten. Für Jans Umfeld ist sein Aussehen und seine Homosexualität Grund genug, ihn aufs Übelste zu beleidigen und zu bedrohen. Warum das, was dem 23-Jährigen passiert kein Einzelfall ist, weiß Tahera Ameer von der Amadeu Antonio Stiftung, die sich für die Stärkung der demokratischen Zivilgesellschaft einsetzt. Im Podcast sprecht die Deutsche Telekom mit ihr darüber, wie gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit im Netz entsteht und weshalb das Abwerten anderer zu mehr eigener Sicherheit führt. Außerdem gehet der Podcast der Frage nach, ob Menschen, die selbst Diskriminierung erfahren haben, in der Pflicht sind, anderen solidarisch zur Seite zu stehen. Wie Tahera Ameer das sieht, hören Sie im Podcast.
Jan erfährt Anfeindungen über viele Jahre, stellt jedoch keine Strafanzeige. Obwohl es oft um eindeutige Drohungen und blanken Hass geht, werden tatsächlich nur ein Bruchteil der Taten im Netz zur Anzeige gebracht und strafrechtlich verfolgt. Das weiß Holger Edmaier, Geschäftsführer des Projektes „100% Mensch“, das für die vollständige rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung aller Menschen – unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung und ihres Geschlechts - kämpft. Was können Betroffene tun? Wie kann man mehr Sichtbarkeit in der Gesellschaft erreichen? Für Holger Edmaier und sein Team ist die Devise klar: Anzeige erstatten und so Straftaten visibel machen. Im Podcast stellt er die Kampagne „Zeig sie an!“ vor, mit der sie vor allem auf Information und Aufklärung setzen.
Digital Crime – Echte Geschichten aus der digitalen Welt
Neugierig geworden? Dann hören Sie rein in die aktuelle Folge „Digital Crime: Jan – eine doppelte Schande“. Wer mehr über Hatespeech und Hass gegen Frauen, im Gaming und im Kundenservice erfahren möchte, dem seien auch die bisherigen Folgen der Staffel empfohlen. In jeder schaut die Deutsche Telekom auf das Thema „Hass im Netz“ aus einer anderen Perspektive. In der nächsten geht es um Anfeindungen in der Lokalpolitik.
Hass, Wut, Aggressionen – das Netz ist voll davon. In den letzten Jahren haben sogenannte Hassreden insbesondere auf Social Media-Plattformen sprunghaft zugenommen. In Folge 5 des UmweltDialog Podcasts mit Barbara Costanzo sprechen wir über Hass und Hetze und was man dagegen machen kann. Hören Sie hier rein.