UN-Entwicklungsziele

Gemeinsamer Kampf gegen chronische Krankheiten

Wer denkt, dass Diabetes, Bluthochdruck und Krebs Wohlstandskrankheiten in Industrieländern sind, der irrt. Alleine in Kenia sterben jedes Jahr 100.000 Menschen an chronischen Erkrankungen. Novartis möchte diese Entwicklung mit seinem Programm „Novartis Access“ bekämpfen, das dort Ende 2015 gestartet ist. Dieses unterstützt die kenianische Regierung in Kooperation mit verschiedenen NGOs bei der Behandlung und Prävention chronischer Krankheiten. Der Kern von Novartis Access ist dabei ein Portfolio aus 15 Medikamenten, die Novartis für einen US Dollar pro Monat und pro Behandlung anbietet.

07.04.2016

Gemeinsamer Kampf gegen chronische Krankheiten
Auch Kinder in Kenia und anderen Entwicklungsländern erkranken an chronischen Leiden.

Zuerst schmerzte sein Auge, dann konnte er schlecht atmen und schwitzte stark: Als bei Samuel Dhiako aus Kenia Diabetes diagnostiziert wurde, war er erst elf Jahre alt. Seine Mutter hatte zwar schon von der Krankheit gehört, dachte aber, dass sie nur ältere Leute bekämen: „In Ländern mit niedrigen Einkommen sterben jährlich acht Millionen Kinder, Jugendliche und berufstätige Erwachsene an den Folgen einer chronischen Erkrankung. Das sind mehr als all die Menschen, die jährlich zusammen an AIDS, Tuberkulose oder Malaria sterben“, erklärt Dr. Jonathan D. Quick, Präsident und CEO von Management Sciences for Health (MSH), das Ausmaß der Erkrankungen. „Dieses Problem muss zuallererst erkannt werden, um dann praktische Ansätze auf lokaler Ebene zu entwickeln.“

Dr. Jonathan D. Quick unterstützt Novartis im Kampf gegen chronische Krankheiten.
Dr. Jonathan D. Quick unterstützt Novartis im Kampf gegen chronische Krankheiten.

Das passiert

Wie diese Ansätze aussehen, identifiziert Novartis in Kooperation mit der kenianischen Regierung und Organisationen wie dem Roten Kreuz oder MSH im Rahmen der Unternehmensinitiative Novartis Access. Neben dem Angebot des Medikamentenportfolios, das Arzneimittel gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Atemwegserkrankungen und Brustkrebs enthält, gehören dazu auch geeignete Wege, das Gesundheitssystem und seine Infrastruktur zu stärken: „Dazu begutachten wie beispielsweise die Lieferketten, die die Gesundheitsversorgung im öffentlichen und in kirchlicher Trägerschaft sichern“, sagt Quick. Dank jahrelanger Erfahrung im Aufbau lokaler Gesundheitssysteme ist seine Organisation ein Experte auf dem Gebiet.

Zu den Aufgaben von MSH bei Novartis Access zählt außerdem, Stärken und Schwächen der Rückverfolgung und Überwachung der Lagerbestände zu erkennen. Gleichzeitig soll die Organisation Lösungen aufzuzeigen, die Lieferengpässe und mögliche Verschlechterungen der Produktqualität vermeiden. Letztlich müssen Quick und seine Mitarbeiter die verfügbaren Ressourcen für die Behandlung chronischer Erkrankungen beurteilen.

Ursachen für chronische Leiden

Über 60 Prozent der weltweiten Todesfälle gehen auf das Konto chronischer Leiden. Die WHO prognostiziert, dass dieser Anteil in den nächsten zehn Jahren auf 70 Prozent steigen wird. Davon sind vor allem Entwicklungsländer betroffen. Die UN will diesen Trend stoppen und hat den Kampf gegen chronische Erkrankungen in ihren nachhaltigen Entwicklungszielen formuliert.

Es klingt paradox, aber einige der Ursachen für die Zunahme chronischer Krankheiten ist auf positive Entwicklungen wie bessere Ernährung oder höhere Hygienestandards in den Gesellschaften zurückzuführen. Auch die Fortschritte bei der Bekämpfung ansteckender Krankheiten tragen dazu bei, dass Menschen länger leben und daher chronische Altersleiden entwickeln. Darüber hinaus verändert das steigende Wirtschaftswachstum in Verbindung mit einer raschen Urbanisierung den Lebensstil der Menschen: Fett- und kalorienreiche Lebensmittel, Tabak- und Alkoholkonsum sowie mangelnde Bewegung führen ebenfalls zu chronischen Erkrankungen: „Sie kommen einer Epidemie gleich. Wir betrachten sie als Katastrophe, die in Zeitlupe abläuft“, sagt Quick. „Denn Krankheiten wie Bluthochdruck oder Diabetes schwelen häufig über längere Zeit im Verborgenen.“

Folgen für Betroffene

Insbesondere in ländlichen Regionen haben Betroffene aber kaum Zugang zu Diagnoseverfahren und hochwertigen Therapien, weil es an qualifizierten Ärzten und Pflegepersonal fehlt. Die Folgen verdeutlicht ein Beispiel: In Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen ist die Wahrscheinlichkeit für Männer an Prostatakrebs zu sterben, dreimal höher als für Männer im gleichen Krankheitsstadium in Industrieländern. Gleiches gilt für Frauen mit Gebärmutterhalskrebs, wie Quick weiß.

Außerdem trifft es dort chronisch Erkrankte meist doppelt: So müssen sie mit den gesundheitlichen Folgen ihrer Krankheit umgehen und drohen gleichzeitig durch eine Behandlung in die Armut abzurutschen, da sie in der Zeit nicht arbeiten und ihre Familie versorgen können. Einem Bericht über nicht übertragbare Krankheiten in Subsahara-Afrika der Economist Intelligence Unit (EUI) zufolge, belaufen sich die Kosten für die Therapie einer chronischen Erkrankung im Durchschnitt auf knapp 30 Prozent des durchschnittlichen Jahreseinkommens der Bewohner.

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Ausbreitung und Evaluation

Um die Behandlungsmöglichkeiten chronischer Krankheiten auf dem Land zu verbessern, setzt sich Novartis Access für die gezielte Schulung von sogenannten Gesundheitsarbeitern ein. Denn in ländlichen Regionen tragen vor allem diese dazu bei, die medizinische Versorgung auf kommunaler Ebene sicherzustellen. Außerdem gibt es grundlegende Instrumente wie Blutzuckermessgeräte und Blutdruckmanschetten, mit denen die Erkrankungen diagnostiziert werden und die zu einem kleinen Preis bereitgestellt werden können.

Damit Novartis Access bei einer dezentral organisierten Gesundheitsversorgung wie in Kenia eine langfristige Wirkung entfaltet, muss es lokal mittels funktionierender Pilotprojekte vorangetrieben werden: „Wenn wir ein paar Bezirke ins Boot holen und die leitenden Köpfe in Politik und Gesundheitswesen erkennen, was mit dem Programm alles möglich ist, werden sie andere Nutzer überzeugen“, führt Quick aus. Auf diese Weise breite sich die Initiative von selbst aus.

Wie sich die einzelnen Maßnahmen der Unternehmensinitiative dabei genau auf das Gesundheitswesen auswirken, misst und evaluiert die Boston University. Sie steuert auch die laufende Weiterentwicklung des Programms: „Die erfolgreiche Umsetzung in Kenia wird für die künftige Einführung von Novartis Access in anderen Ländern von großer Bedeutung sein“, erklärt Jörg Reinhardt, Präsident des Verwaltungsrates des Medikamentenherstellers. Nachdem das Programm auch in Äthiopien angelaufen ist, soll es als nächstes in Vietnam starten.

Quelle: UmweltDialog
 

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