CSR-Management

Global Compact, DNV-GL und Sustainia preisen Nutzen „disruptiver“ Technologien

Zahlreiche Technologien, die derzeit den Markt erobern, bieten nach Einschätzung von Top-Managern aus der ganzen Welt erhebliches Potenzial für mehr Nachhaltigkeit. Richtig eingesetzt könnten sie helfen, den Klimaschutz in den Städten, den Schutz der Böden oder die wirtschaftlichen Aussichten armer Menschen spürbar zu verbessern. Über hundert dieser „disruptiven“ Technologien stellen der UN Global Compact und DNV-GL jetzt in einer gemeinsamen Studie vor.

03.03.2017

Nachzulesen sind sie im Ende Januar veröffentlichten „Global Opportunity Report 2017“, für den rund 5.500 Führungskräfte aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft auf fünf Kontinenten befragt wurden. Forscher haben sie online zu ihren Einschätzungen zu 15 sozialen und ökologischen Chancen und Risiken interviewt und die Umfrageergebnisse anschließend in ein Ranking gegossen. Es listet fünf globale Risiken auf, die Manager als besonders herausfordernd erachten.

Riskant sind nach deren Einschätzung derzeit vor allem die politische Destabilisierung ganzer Regionen, die weltweit zunehmende sozial-ökonomische Ungleichheit sowie mögliche Folgen von Angriffen auf digitale Infrastrukturen. Mit Sorge blickt ein Großteil der befragten Manager auch auf den „gefährlichen Mix aus Verstädterung und Klimawandel“ sowie den Umstand, dass weltweit viele landwirtschaftliche Flächen über die Maße ausgebeutet werden und dadurch ihre Fähigkeit zur Regeneration und Nahrungsmittelbereitstellung einbüßen.

Viele gute Nachrichten

Die erste gute Nachricht: Zu jedem der identifizierten Top-5-Risiken gibt es bereits technologische Lösungen, mit denen sich deren Auswirkungen zumindest lindern lassen. Die zweite gute Nachricht: Aus diesen in der Studie als „disruptiv“ beschriebenen Technologien ergeben sich für findige Unternehmen viele Geschäftsmöglichkeiten. Die dritte gute Nachricht: Diese Geschäftsmöglichkeiten sind keine Zukunftsmusik. Mit vielen wird heute schon Geld verdient. Wie, dokumentiert die Studie anhand von 120 Projekten aus der ganzen Welt.

Etliche Unternehmen forschen zum Beispiel eifrig an Technologien, mit denen sich ausgelaugte Böden revitalisieren oder sich Nahrungsmittel gleich ganz ohne Äcker anbauen lassen. So hat das britische Sozialunternehmen GroCycle ein Verfahren ersonnen, mit denen jedermann Champignons in der eigenen Küche ziehen kann – über einen einfachen Karton, in dem Kaffeesatz als Nährboden dient. AeroFarms wiederum, ein Unternehmen aus den USA, betreibt in der Nähe New Yorks drei große Indoor-Anbauflächen, auf denen es Salat und Kräuter gleich komplett ohne Sonnenlicht, Boden und Dünger zieht.

Unter Fachbegriffen wie „Aquaponik“ gewinnen solche Ressourcen schonenden Verfahren zum Anbau von Nutzpflanzen immer mehr Anhänger. Im Kern setzen sie auf geschlossene Wasser- und Nährstoffkreisläufe. Schätzungen zufolge sollen alleine mit der „Aquaponik“ bis zum Jahr 2020 Umsätze in Höhe von einer Milliarde US-Dollar erwirtschaftet werden. Den weltweiten Marktwert aller Produzenten bodenloser Lösungen veranschlagt die Studie auf über 24 Milliarden US-Dollar – und das schon im kommenden Jahr. Diese Verfahren, heißt es im Global Opportunity Report, „werden zu einer wirklichen Geschäftsmöglichkeit“.

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Städte mit Micro-Netzen und „Prosumern“ gegen Klimawandel wappnen

Die sehen die Studienautoren auch in vielen Technologien, mit denen sich Städte gegen die Erderwärmung und ihre Folgen rüsten können, etwa beim Energie- oder Wassermanagement. Ein Augenmerk legt der Bericht auf Micro-Netze zur Stromversorgung, die dezentrale (Klein-) Energieerzeuger auf Ebene einzelner Gemeinden miteinander verbinden. Die Hoffnung ist, dass diese Micro-Netze sich als widerstandsfähiger gegen Ausfälle erweisen, wie sie etwa nach Unwettern auftreten können. Dem Bericht zufolge wurden mit diesen Netzen 2015 weltweit bereits rund 163 Millionen US-Dollar erwirtschaftet. Bis zum Jahr 2024 soll der Umsatz rapide steigen – auf dann 1,4 Milliarden US-Dollar.

Zuletzt hat dieser Markt in vielen Ländern Schwung aufgenommen. In Belgien etwa fallen bereits zwölf Prozent aller Haushalte in die Kategorie „Prosumer“, konsumieren und produzieren also gleichzeitig Energie, etwa dank Photovoltaik. In Deutschland verbindet unter anderen die sonnenCommunity Menschen, die ihren Strom selbst produzieren, zu einer Gemeinschaft. Das dahinter stehende Unternehmen, die sonnen Gruppe, wurde jüngst vom US-Wirtschaftsmagazin Fast Company unter die Top 10 der weltweit innovativsten Energieunternehmen gewählt.

Neue Zugänge zu Finanzdiensten

Gegen die weltweit zunehmende sozial-ökonomische Ungleichheit bieten sich dem Bericht zufolge zudem digitale Werkzeuge an. Sie könnten Gesellschaften inklusiver und produktiver machen, wodurch sie gute Geschäftsmöglichkeiten für Unternehmen böten. Potenzial habe beispielsweise die sogenannte Blockchain-Technologie, mit deren Hilfe sich Menschen eindeutig über digitale Endgeräte identifizieren können, was ihnen unter anderem den Zugang zu Bank- oder Versicherungsdienstleistungen eröffnen kann. Der Markt ist riesig: Laut Studie verfügen derzeit rund zwei Milliarden Menschen über kein eigenes Konto.

Die Blockchain-Technologie kann außerdem helfen, Besitzverhältnisse eindeutig zu dokumentieren. In Ghana macht sich das die Organisation BitLand zunutze, um Streitigkeiten und Korruption rund um die Registrierung von Grundbesitz und Liegenschaften zu verringern. In großen Teilen Afrikas werden inzwischen zudem viele Geldgeschäfte über Mobiltelefone abgewickelt. Systeme wie BitPesa setzen dazu ebenfalls auf Blockchains. Die für den Bericht befragten Führungskräfte aus Ländern südlich der Sahara erachten diese Technologie auch deswegen mit als wichtigste aller identifizierten „disruptiven“ Technologien.

Über den Global Opportunity Report 2017

Der Global Opportunity Report 2017 ist Ende Januar erschienen. Er versteht sich als Pendant zum „Global Risk Report“ des World Economic Forums und zeigt konkrete Lösungen für die darin identifizierten Risiken. Herausgeber sind der Global Compact der Vereinten Nationen, das auf Ingenieurdienstleistungen, Zertifizierungen und Risikomanagement spezialisierte Unternehmen DNV GL sowie die auf Nachhaltigkeit spezialisierte Denkfabrik Sustania. Der Global Opportunity Report 2017 ist der dritte in dieser Reihe. Der erste Report erschien 2015.

Quelle: UD/cp
 

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