CSR-Management

CO2-neutrale Autoproduktion: Wie geht das?

Circa 1,8 Millionen Fahrzeuge hat Audi vergangenes Jahr hergestellt. Doch die Produktion von Autos geht mit Treibhausgasemissionen einher. Daher hat sich das Unternehmen zum Ziel gesetzt, in allen Werken bis 2025 bilanziell CO2-neutral zu produzieren. An zwei Standorten ist das bereits geschafft.

14.12.2020

CO2-neutrale Autoproduktion: Wie geht das?
Produktion des Audi e-tron im CO2-neutralen Werk von Audi Brussels

Der Verkehrssektor gehört zu den Hauptverursachern von Treibhausgasen, denn etwa 19 Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland gehen auf sein Konto. Aber Autos stoßen nicht nur während ihrer Nutzung im Straßenverkehr CO2 aus, auch in der Herstellung entstehen CO2-Emissionen. Und diese werden aufgrund der immer stärkeren Elektrifizierung künftig noch mehr werden, weiß Peter Kössler, Vorstand für Produktion und Logistik der Audi AG. Daher will der Automobilhersteller genau an dieser Schraube drehen und die Produktion klimafreundlicher machen.

Autos mit geringerem CO2-Rucksack

Bis 2025 sollen alle Audi-Standorte bilanziell CO2-neutral sein: „Indem wir unsere Produktionsstandorte CO2-neutral stellen und diesen Anspruch konsequent in die Lieferkette tragen, sorgen wir dafür, dass unsere Autos mit einem geringeren CO2-Rucksack beim Kunden ankommen“, so Kössler. Zwei Etappenziele hat das Unternehmen schon erreicht: Bereits 2018 erlangte die Produktion in Brüssel, wo der Audi e-tron hergestellt wird, bilanzielle CO2-Neutralität, und seit diesem Jahr ist auch der Standort in Győr in Ungarn „grün“. Die drei restlichen Standorte sollen folgen. Zudem kündigte Audi vor Kurzem an, auch den Audi e-tron GT in den Böllinger Höfen am Standort Neckarsulm ebenfalls bilanziell CO2-neutral zu produzieren.

Aber wie stellt man eine gesamte Produktion CO2-neutral? An erster Stelle steht immer die Energieeffizienz, sagt Dr. Rüdiger Recknagel, Umweltschutz-Beauftragter Audi-Konzern und Geschäftsführer Audi Stiftung für Umwelt, im Audi TechTalk zu CO2-Neutralität. Es gehe darum, zunächst Energie zu sparen. Der nächste Schritt sei dann die Nutzung von grüner Energie, sei es durch Zukauf oder selbst produzierte Energie. Und erst am Schluss stelle Audi die nicht vermeidbaren Emissionen durch Kompensation im Gold-Standard CO2-neutral.

Audi Hungaria: Photovoltaik-Anlage auf den Dächern der beiden Logistik-Hallenzoom
Audi Hungaria: Photovoltaik-Anlage auf den Dächern der beiden Logistik-Hallen

Brüssel und Győr als Vorbild

Wie das konkret aussieht, zeigen die Audi-Standorte, die bereits CO2-neutral sind. In Brüssel beispielsweise wurde eine große Photovoltaik-Anlage installiert. Die Wärmeversorgung erfolgt mit erneuerbaren Energien, die durch Zertifikate für Biogas abgedeckt sind. Dadurch spart das Werk insgesamt bis zu 40.000 Tonnen CO2 pro Jahr. Und alle Emissionen, die aktuell technisch nicht vermeidbar sind, kompensiert der Automobilhersteller mit zertifizierten Carbon-Credit-Projekten.

In Győr wiederum konnte Audi eigenen Angaben zufolge schon im Jahr 2019 durch Energieeffizienzmaßnahmen über 18.000 Megawattstunden Energie einsparen – und dadurch CO2-Emissionen in Höhe von etwa 5.750 Tonnen vermeiden. Außerdem steht in Győr die größte Photovoltaik-Dachanlage Europas, die gemeinsam mit EON Hungaria dieses Jahr in Betrieb genommen wurde. Die Anlage ist 160.000 Quadratmeter groß und hat 36.400 Solarzellen auf einer Fläche von etwa 22 Fußballfeldern. Alleine damit lassen sich rund 4.900 Tonnen CO2 einsparen, heißt es von Audi. Darüber hinaus setzt das Werk in Ungarn auf Erdwärme: Mit der Geothermieanlage vor Ort deckt das Unternehmen cirka 70 Prozent des Wärmebedarfs ab. Der Rest wird durch Erdgas mit Biogaszertifikaten erzeugt. Und wie auch das Werk in Brüssel kompensiert Audi Hungaria alle unvermeidbaren Emissionen mit anerkannten Carbon Credits.

Und was ist mit den anderen Audi-Werken? „Wir arbeiten kontinuierlich daran, den ökologischen Fußabdruck unserer Standorte zu verbessern und die bilanzielle CO2-Neutralität an allen Audi-Standorten bis 2025 zu erreichen“, so Recknagel. „Aktuell sind an den verbleibenden Standorten Ingolstadt, Neckarsulm und im mexikanischen San José Chiapa bereits Maßnahmen umgesetzt, die zwischen 70 und 75 Prozent der ansonsten anfallenden CO2-Emissionen vermeiden.“

Aluminium Closed Loop: Die Herstellung von sekundärem Aluminiums ermöglicht eine bilanzielle Einsparung von bis zu 95 Prozent Energie im Vergleich zur Herstellung von Primär-Aluminium.zoom
Aluminium Closed Loop: Die Herstellung von sekundärem Aluminiums ermöglicht eine bilanzielle Einsparung von bis zu 95 Prozent Energie im Vergleich zur Herstellung von Primär-Aluminium.

Maßnahmen in der Lieferkette

Die Produktion ist allerdings nicht die einzige Stelle, an der Audi CO2 sparen will. Weitere Stellschrauben bietet zum Beispiel auch die Lieferkette im Bereich der Ressourceneffizienz. Durch die Zunahme der Elektromobilität verlagert sich nämlich ein großer Teil der CO2-Emissionen in die Lieferkette, weiß man bei Audi. Das liegt daran, dass vor allem die Herstellung der Batterie ein CO2-intensiver Prozess ist. Der Automobilhersteller geht davon aus, dass hier bis zum Jahr 2025 etwa ein Viertel aller CO2-Emissionen (basierend auf dem prognostizierten Flottendurchschnitt) bei Audi entstehen werden. „Der effiziente Umgang mit Ressourcen ist ein wesentlicher Schlüssel zur Verringerung unserer CO2-Emissionen in der Herstellungsphase. Wir verfolgen deshalb einen Hotspot-basierten Ansatz und setzen vor allem da an, wo die Herstellung besonders energieintensiv ist oder viel Material benötigt wird“, meint Marco Philippi, Leiter Strategie Beschaffung. Daher arbeitet das Unternehmen mit seinen Zulieferern zusammen, um Einsparpotenziale zu erkennen und entsprechende Maßnahmen umzusetzen. Dazu gehört zum Beispiel der „Aluminium Closed Loop“ und ein Pilotprojekt für chemisches Recycling von Kunststoffen.

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Quelle: UmweltDialog
 

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