Compliance

Zahl der Betrugsfälle in deutschen Unternehmen steigt

Die deutschen Unternehmen werden Betrug und Korruption nicht los: Nachdem der Anteil von Unternehmen, die innerhalb der letzten zwei Jahre einen größeren Betrugs- oder Korruptionsfall registrierten, 2016 noch auf 14 Prozent gesunken war, liegt er in diesem Jahr mit 18 Prozent wieder höher.

16.05.2018

Zahl der Betrugsfälle in deutschen Unternehmen steigt

Trotz der gestiegenen Zahl entdeckter Delikte halten Deutschlands Manager Korruption in Deutschland nicht für ein generelles Problem: Keiner der befragten deutschen Manager hält Korruption hierzulande für weit verbreitet. In Ländern wie Brasilien (96 Prozent), Kolumbien (94 Prozent) oder Nigeria (90 Prozent) sind korrupte Methoden nach Meinung der dortigen Manager dagegen an der Tagesordnung. Im weltweiten Durchschnitt liegt der Anteil bei 38 Prozent.

Bargeldzahlungen oder eine absichtliche Falschdarstellung von Finanzergebnissen zur Sicherung des Unternehmenserfolges lehnen deutsche Manager durchgehend ab. Im globalen Durchschnitt sieht das anders aus: Da würden 13 Prozent der Manager Barzahlungen leisten und fünf Prozent Finanzergebnisse falsch darstellen. Unterhaltungsdienstleistungen (16 Prozent) oder persönliche Geschenke (2 Prozent) halten aber auch manche deutsche Manager für gerechtfertigt. Weltweit ist der Anteil mit 21 Prozent beziehungsweise 11 Prozent allerdings höher.

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Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY), für die über 2.550 Finanzvorstände, Leiter der Revision, der Rechtsabteilung und des Compliance-Managements aus 55 Ländern befragt wurden, davon 50 aus Deutschland.

Indiz für funktionierende Überwachung

„Die vergleichsweise hohe Zahl von entdeckten Betrugsfällen in Deutschland ist kein Zeichen für eine überbordende Kriminalität in deutschen Unternehmen. Sie zeigt vielmehr, dass die in den letzten Jahren hierzulande eingeführten Compliance-Systeme in vielen Fällen greifen“, kommentiert Stefan Heißner, Leiter Fraud Investigation & Dispute Services bei EY, die Ergebnisse. „Wo funktionierende Überwachungsprozesse im Einsatz sind, da wird auch mehr aufgeklärt, auch wenn es insgesamt gesehen gar nicht so viele Betrugs- und Korruptionsfälle gibt“, so Heißner. In Ländern, in denen überwiegend Kommissar Zufall bei der Entdeckung von Betrugs- und Korruptionsfällen beteiligt sei, liege die Dunkelziffer von Compliance-Fällen bedeutend höher als in Ländern mit einer stärker ausgeprägten Compliance-Kultur. „Die deutsche Wirtschaft ist inzwischen im internationalen Vergleich bei Compliance-Themen gut aufgestellt“, stellt Heißner fest.

Dennoch gebe es auch für deutsche Unternehmen keinen Grund, sich zurückzulehnen: „Der Kampf gegen Betrug und Korruption ist keine Einmalaktion – er muss fortlaufend geführt und Teil der Firmenkultur werden. Mitarbeiter müssen regelmäßig geschult und sensibilisiert werden. Und das Management muss eine Null-Toleranz-Politik vorleben“, mahnt Heißner.

Jüngere eher zu unethischem Verhalten bereit

Dass ein ethisches und mit Recht und Gesetz zu vereinbarendes Geschäftsgebaren keine Selbstverständlichkeit ist, zeigt insbesondere die höhere Bereitschaft der jüngeren Generation zu unethischem Verhalten: Jeder fünfte Befragte unter 35 Jahren weltweit würde Geldzahlungen leisten, um das Unternehmen über einen Wirtschaftsabschwung zu retten. Unter den Managern über 35 Jahren sagt das nur jeder Achte.

„In den vergangenen Jahren gab es einige große öffentlichkeitswirksame Compliance-Fälle“, so Heißner. „Dennoch führt das offensichtlich nicht zu einem nachhaltigen Bewusstseinswandel, sonst müsste die jüngere Generation deutlich sensibler auf das Thema reagieren. Möglicherweise hat der Druck auf junge Manager aufgrund des höheren Tempos im Wirtschaftsleben und des stärkeren globalen Wettbewerbs zugenommen.“

Heißner rät Unternehmen „Dampf aus dem Kessel“ zu nehmen und junge Manager nicht mit überzogenen Zielvorgaben zu unethischem Verhalten zu verleiten. „Nicht alles, was zu Geschäftsabschlüssen führt, ist auch erstrebenswert. Im Gegenteil: Unethisches oder sogar illegales Geschäftsgebaren für den kurzfristigen Erfolg, kann sich langfristig extrem negativ auf das Unternehmen auswirken.“

Betrug und Korruption zweitgrößtes Risiko für Unternehmenserfolg
Diese Einschätzung teilen auch zahlreiche deutsche Manager: 36 Prozent sind der Ansicht, das Betrug und Korruption das größte Risiko für den Geschäftserfolg darstellen. Damit ist es aus Managersicht zusammen mit dem makroökonomischen Umfeld das zweitgrößte Risiko. Lediglich Cyber-Attacken (56 Prozent) werden von noch mehr Befragten als großes Risiko für den Unternehmenserfolg gewertet.

„Es sollte jedem Mitarbeiter klar gemacht werden: Wer besticht oder betrügt, handelt nicht im Interesse des Unternehmens. Im Gegenteil: Er schadet ihm massiv – mitunter können aufgedeckte Fälle den Fortbestand des ganzen Unternehmens gefährden, abgesehen von dem eigenen persönlichen Risiko“, stellt Heißner klar.

International haben mehr Unternehmen klare Strafen

Allerdings hinkt Deutschland im internationalen Vergleich – trotz der hohen Aufdeckungsquote – noch bei der Sanktionierung von Verstößen hinterher: In sieben von zehn Unternehmen gibt es klare Sanktionen bei einem Verstoß gegen die unternehmenseigenen Compliance-Regeln. International sanktionieren knapp acht von zehn Unternehmen derartige Verstöße.

So wurden in den vergangenen zwei Jahren in 54 Prozent der deutschen Unternehmen Mitarbeiter, die sich nicht an die Compliance-Regeln hielten, sanktioniert. Weltweit ist der Anteil mit 57 Prozent leicht höher. Besonders kompromisslos zeigten sich die japanischen und US-amerikanischen Unternehmen, von denen 80 beziehungsweise 76 Prozent Mitarbeiter bei Compliance-Verstößen sanktionierten.

„Die Unternehmenskultur fördert ehrliches Geschäftsgebaren. Doch es braucht auch die andere Seite: Eine klare Sanktionierung, falls es zu Verstößen kommt. Daran lässt sich erst erkennen, wie ernst es die Geschäftsführung mit der Compliance nimmt. Unternehmen sollten sich hier klare Regeln geben und auch strikt auf deren Umsetzung achten“, so Heißner abschließend.

Quelle: UD/cp
 

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