Fernablesung birgt Riesenpotenzial fürs Klima
„Der Stromableser kommt!“ Allerdings in immer weniger Haushalte. Denn zunehmend setzt sich die Funktechnologie für die Verbrauchserfassung durch. Ein Riesengeschäft für den Platzhirschen der Branche, die ista International GmbH. Wie auch das Klima profitiert, erklären die Essener in ihrem neuesten Nachhaltigkeitsbericht.
09.07.2019
„Wir helfen Menschen dabei, ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten“, sagt ista-Vorstandschef Thomas Zinnöcker. Als ein führender Anbieter von Lösungen für transparente Energie- und Wasserverbräuche in Gebäuden stelle man Mietern und Eigentümern die nötigen Informationen für klimafreundlicheres Handeln zur Verfügung. Das sei immens wichtig: „Nur wer seine Verbrauchswerte kennt, hat Anreize, Heizwärme und Wasser zu sparen, Kosten zu reduzieren und dadurch CO2-Emissionen und Energieverbrauch zu senken.“
Riesiges Klimaschutzpotenzial, theoretisch
Zinnöcker sagt, wer seinen eigenen Wärmeenergieverbrauch kenne, spare im Schnitt 20 Prozent Energie ein. Und dass, wären alle Mehrfamilienhäuser in Deutschland mit entsprechenden Geräten ausgestattet, sich so rein rechnerisch rund 13 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr vermeiden ließen. So weit ist es aber noch nicht. Die Essener haben zwar schon rund 13 Millionen Haushalte und Gewerbeimmobilien mit ihren Heizkostenverteilern, Wasser- und Wärmezählern ausgestattet – das allerdings weltweit, und eben nicht allein in Deutschland.
Auch wenn es da noch Luft nach oben gibt: Das Geschäft der ista GmbH brummt auch so schon. 2018 erzielte die weltweit tätige Gruppe einen Umsatz von rund 888 Millionen Euro, erwirtschaftet von über 5.900 Beschäftigten in zwei Dutzend Ländern. Die haben bislang rund 25 Millionen fernauslesbare Endgeräte weltweit bei dem ista-Kunden verbaut und schließen nach Unternehmensangaben jeden Monat knapp 400.000 zusätzliche Endgeräte an die Netze an.
Boom nimmt weiter Fahrt auf
Die Geräte erfreuen sich auch in Deutschland steigender Beliebtheit. 160.000 der über 500.000 Liegenschaften in Deutschland, die mit ista-Geräten ausgestattet sind, verfügten Ende 2018 bereits über vollständig fernauslesbare Mess- und Verteiltechnik. Der Stromableser kommt hier gar nicht mehr. Die Ablesung läuft vollautomatisch ab. Quasi nebenbei vermeidet das die Emissionen, die sonst bei den Ablesetermine durch An- und Abfahrten anfielen. Weiterer Vorteil laut ista: Die elektronische Übermittlung verbessert die Ablese- und Abrechnungsqualität.
Kein Wunder, dass sich immer mehr Vermieter und Eigentümer für diese Technik erwärmen lassen. Von rund 35.000 Kunden, die ista vergangenes Jahr für die Umstellung auf fernauslesbare Mess- und Verteiltechnik gewinnen wollte, hat sich nach Unternehmensangaben tatsächlich jeder Zweite dafür entschieden. „Funkfähige Mess- und Verteilgeräte sorgen für hohe Mieterzufriedenheit und entlasten den Vermieter“, sagt Antonio Fischetti, Chief Marketing Officer der ista Deutschland GmbH.
Klimaversprechen für morgen und überübermorgen
Und wie soll es weitergehen? ista-CEO Zinnöcker sagt, ab kommendem Jahr wolle man Verbrauchern noch stärker beim Klimaschutz unter die Arme greifen. Und zwar durch „zeitnahe und regelmäßige Wärme-Updates“ für die Gerätenutzer. Die Gruppe will so in den Wohnungen, die sie betreut, zusätzliche 1,5 Millionen Tonnen CO2 vermeiden. Vor diesem Hintergrund, so Zinnöcker, wolle ista ihren Kunden aus der Immobilienwirtschaft helfen, „ihren CO2-Ausstoß bis 2030 um zehn Prozent zu reduzieren – bezogen auf das Basisjahr 2010“.
Auch das eigene Haus will der Top-Manager für eine klimafreundlichere Zukunft rüsten und nun nach und nach alle Geschäftsbereiche auf Klimaneutralität trimmen. „Außerdem möchten wir zukünftig mit Partnern arbeiten, die selbst klimaneutral sind und nachhaltig agieren“, sagt Zönnicker. Umzusetzen werden das wohl die nächste und übernächste Manager-Generationen in Essen. Für beide Ziele gibt sich der Konzern Zeit bis zum Jahr 2050.
Läuft erst an: Umstellung auf Erneuerbare
Etwas mehr Tempo macht die Gruppe bei der Umstellung auf erneuerbare Energien. In Deutschland werden derzeit alle Stromverträge entsprechend angepasst, das soll künftig knapp 670 Tonnen CO2 im Jahr einsparen, was nach Angaben aus dem Unternehmen bei den Emissionen einem Minus von 16 Prozent gegenüber 2018 entspricht. Gemessen am Gesamtausstoß der Gruppe ist das trotzdem nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. 13.159 Tonnen CO2 hat der Konzern 2018 weltweit verursacht. Immerhin 2,8 Prozent weniger als im Vorjahr. Ein Grund: geringere Emissionen aus dem Stromverbrauch.
Dass da durchaus auch höhere Einsparungen im zweistelligen Prozentbereich möglich sind, offenbart ein Blick in den letzten kompletten Nachhaltigkeitsbericht für das Jahr 2017. Da ist zu lesen, dass die ista-Niederlassung in Dresden ihren Stromverbrauch von 2015 bis 2017 absolut um rund 19 Prozent senken konnte, die Niederlassung in Bonn sogar um 31 Prozent. Einsparungen in dieser Höhe, heißt es dazu in dem Bericht, seien vor allem in den Niederlassungen erzielt worden, „in denen der Stromverbrauch monatlich oder mindestens vierteljährlich selbst abgelesen“ wurde. Standard scheint das im riesigen ista-Reich noch nicht zu sein.
Über den Bericht
Mit ihrem Fortschrittsbericht 2018 hat die ista International GmbH Ende Juni ihren inzwischen neunten Nachhaltigkeitsbericht vorgelegt. Er steht unter dem Titel „Wir helfen Menschen, ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Mit voller Energie“ und stellt zugleich den Fortschrittsbericht für den Global Compact der Vereinten Nationen dar. Ihren zehnten Nachhaltigkeitsbericht will die Gruppe im Sommer 2020 vorlegen.