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Evonik durchleuchtet ihr gesamtes Portfolio auf Nachhaltigkeit

In den letzten Jahren hat die Aufmerksamkeit für die konkrete Nachhaltigkeitsperformance von Unternehmen deutlich zugenommen. Evonik hat deshalb ihr Produktportfolio umfassend geprüft. Jedes dritte Produkt liegt demnach deutlich über Marktniveau. Alle Ergebnisse werden im neuen Nachhaltigkeitsbericht vorgestellt. UmweltDialog hat das aufwendige, aber lohnenswerte Verfahren näher angeschaut.

14.07.2021

Evonik durchleuchtet ihr gesamtes Portfolio auf Nachhaltigkeit

Vereinbarungen wie das Pariser Klimaabkommen, die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen und der europäische Green Deal unterstreichen die Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Wirtschaft. Gerade Klima- und Menschenrechtsziele werden immer stärker gesetzlich verankert und bindend. Das verpflichtet Unternehmen, ihre Kennzahlen transparent und zeitnah zu veröffentlichen.

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Doch wenn man genauer auf die damit verbundenen Anliegen schaut, dann geht es nicht nur um die Einhaltung aktueller Gesetze und Regulierung. Vielmehr sollen Unternehmen auch künftige Erwartungen und Entwicklungen frühzeitig erkennen und ihr Geschäft danach ausrichten. In einer globalisierten Wirtschaft fallen die Antworten dabei unterschiedlich aus. Deshalb gilt es, die Entwicklung in verschiedenen Weltregionen und Märkten differenziert zu betrachten.

Das ist ein aufwendiges Unterfangen, dem sich der weltweit agierende Hersteller von Spezialchemie, Evonik, gestellt hat: Im Rahmen der Nachhaltigkeitsanalyse 2020 wurde erstmals das komplette Portfolio durchleuchtet. Das Ergebnis: Gut 35 Prozent ihres Umsatzes erwirtschaftet Evonik mit Produkten und Lösungen, die hinsichtlich ihres ausgeprägten positiven Nachhaltigkeitsprofils über oder sogar deutlich über Marktniveau liegen. Evonik nennt sie „Next Generation Solutions“.

Eine weitere Neuerung im aktuellen Nachhaltigkeitsbericht ist, dass die Daten des Evonik Carbon Footprint erstmals bereits für das Berichtsjahr und somit zeitgleich mit den übrigen Umweltdaten verfügbar sind. Diese und weitere Kennzahlen fließen unmittelbar in den strategischen Managementprozess ein, um eine zukunftsgerichtete Entscheidungsfindung zu unterstützen.

Portfolioanalyse ist mehr als Ökobilanz

Bei der Umsetzung der Portfolioanalyse entschied sich Evonik für neue Wege. Denn: Bestehende Methodiken wie ökologische oder soziale Lebenszyklusanalysen erlauben nicht die Bewertung ganzer Produktportfolios. Zudem erwiesen sich die meisten Ansätze als zu limitiert, berücksichtigten also etwa keine Markterwartungen oder künftige regulatorische Entwicklungen.

Eine Alternative bot das Portfolio Sustainability Assessment (PSA) des World Business Council for Sustainable Development (WBCSD). An der Erarbeitung war Evonik von Anfang an beteiligt. Die PSA folgt Signalkategorien, die sich an den Wertschöpfungsketten der jeweiligen Geschäfte orientieren und dabei Nachhaltigkeitsaspekte – von der Lieferkette über die Produktion bis hin zur späteren Anwendung – berücksichtigen.

In der Praxis hat man bei Evonik das Portfolio dafür in 326 sogenannte PARCs aufgeteilt. PARC steht für „Product Application Region Combination“ und beschreibt die differenzierte Betrachtung einer Produktgruppe in ihrer jeweiligen Anwendung und Region. Die so ermittelte Nachhaltigkeitsperformance wird also entlang von drei Achsen (Produkt, Region, Anwendung) betrachtet.

Komplexe Betrachtung liefert belastbare Daten

Das macht die Sache komplex, die Antworten bieten allerdings auch ein tragfähiges Fundament für Managemententscheidungen. Die Frage, wie das jeweilige Produkt in den drei Dimensionen performt, wird anhand von mindestens fünf „Marktsignalen“ bewertet. Dabei spielen neben ökologischen und sozialen Aspekten auch regulatorische Trends sowie die Nachhaltigkeitsambitionen der Stakeholder entlang der Wertschöpfungskette eine Rolle. Im Gespräch mit UmweltDialog erläuterte Aurélie Wojciechowski für das beteiligte Evonik-Team: „Für jede PARC erfassen wir auch Produktnutzungseffekte, sogenannte Handprints, die wir in Zukunft schrittweise stärker quantifizieren werden. Bei den Handprints geht es nicht nur um ‚Klimaʻ, sondern auch um andere Dimensionen wie ‚Ökotoxizitätʻ, ‚Health‘ oder ‚Circular Economy‘, die je nach Materialität in der Wertschöpfungskette eine höhere Relevanz haben können.“

Die Auswertung aller erfassten PARCs weist Evonik im aktuellen Nachhaltigkeitsbericht aus. Dabei zeigte sich: Schon heute entfällt ein Drittel des Umsatzes auf Produkte und Lösungen, deren Nachhaltigkeitsprofil über oder sogar deutlich über Marktniveau liegen. Im Sinne des Portfolio Sustainability Assessment sind das sogenannte „Leader“ und „Driver“. Evonik hat diese Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit unter dem Begriff „Next Generation Solutions“ zusammengefasst.

Wenn man auch die nächste Kategorie der „Performer“ hinzuzählt, dann erzielt Evonik schon heute insgesamt 90 Prozent ihres Umsatzes mit Lösungen, die mindestens auf Marktniveau liegen. Unter Nachhaltigkeitsperspektive hat es der Essener Konzern damit bei seiner ökologisch-sozialen Transformation schon weit gebracht.

Praxisbeispiele

In der Praxis decken Next Generation Solutions ein breites Spektrum an Produkten ab. So unterschiedlich die Anwendungen auch sein mögen, es eint sie doch, dass jede davon über ein ausgeprägt positives Nachhaltigkeitsprofil verfügt. Gleichzeitig weisen Next Generation Solutions in keinem der betrachteten Marktsignale wesentliche negative Signale aus.

Division Specialty Additives
Beispiel DYNAVIS Viskositätsverbesserer für hydraulikbetriebene Baumaschinen.
Die Technologie ermöglicht eine breitere Arbeitstemperatur der Hydraulikflüssigkeiten. Die Hydraulikbefehle des Maschinenführers werden schneller ausgeführt, und dies auch noch bei sehr anspruchsvollen Bedingungen. Leistung und Kraftstoffeffizienz nehmen zu, die CO2-Emissionen sinken. Um über fünf Prozent kann so die Effizienz von Hydraulikmaschinen erhöht werden. Klingt nach wenig, aber auf dem Bau ist das ein erheblicher Unterschied, ob in einem Zeitfenster 80 oder 100 Hydraulikbewegungen ausgeführt werden. Aus diesen Gründen werden die Signalkategorien 3 und 5 bei dieser PARC besonders positiv beurteilt und die PARC wird als Next Generation Solution eingeordnet.

Division Nutrition & Care
Beispiel Einsatz von Aminosäuren (zum Beispiel MetAMINO, Biolys) als Futtermitteladditive für Schweine oder Geflügel in Entwicklungsländern.
Da der Körper diese Aminosäuren nicht selbst bilden kann, müssen sie bei der Aufzucht zugeführt werden. Dies kann durch einen höheren Anteil proteinreicher Rohstoffe wie Ölsaaten erfolgen oder durch den Zusatz essenzieller Aminosäuren, um so den lokalen Bedarf an bezahlbaren Lebensmitteln mit hoher Qualität zu sichern. Durch den Einsatz von Aminosäuren werden deutliche Mengen an Futterrohstoffen und damit Agrarfläche sowie Wasser eingespart. Außerdem wird der Ausstoß von Ammoniak, Nitrat und Treibhausgasen deutlich gesenkt. Dadurch sind bei dieser PARC die Signalkategorien 3 und 5 positiv bewertet und sie wird als Next Generation Solution eingestuft.

Division Smart Materials
Beispiel Einsatz von Wasserstoffperoxid als Oxidationsmittel für chemische Synthesen (zum Beispiel für die Produktion von Propylenoxid).
Für die Herstellung von Polstern für Autositze, Matratzen oder Isoliermaterial für Kühlgeräte wird Propylenoxid benötigt. Bei einem neu entwickelten Herstellverfahren wird Wasserstoffperoxid als Oxidationsmittel verwendet, um Propylen zu Propylenoxid zu oxidieren – mit Wasser als einzigem signifikantem Nebenprodukt. Im Gegensatz zu den konventionellen Verfahren fallen keine großen Mengen an Nebenprodukten an, und das Abwasser lässt sich leicht aufreinigen. Das Verfahren ist damit deutlich umweltfreundlicher als die traditionellen Produktionstechnologien. Dadurch werden die Signalkategorien 2, 3 und 5 der PSA positiv adressiert und die PARC wird als Next Generation Solution kategorisiert.

Der Nachhaltigkeitsbericht 2020 wurde unter Anwendung der GRI-Standards erstellt und durch externe Wirtschaftsprüfer geprüft.

Hier geht es zum interaktiven PDF.

Bewertungskategorien beim Portfolio Sustainability Assessment (PSA)

„A++“ (LEADER)
Das Prädikat „A++“ kennzeichnet PARCs, die eine führende Position bei der Umsetzung der Anforderungen an nachhaltige Geschäfte im Sinne des Evonik-Bewertungsmaßstabs innehaben. PARCs mit dem Prädikat „A++“ erfüllen das Anspruchsniveau vollständig. Sie weisen keine wesentlichen negativen Signale auf. Gleichzeitig wurden in einer oder mehreren Signalkategorien wesentliche stark positive Signale identifiziert.

„A+“ (DRIVER)
Das Prädikat „A+“ kennzeichnet PARCs, die eine weit fortgeschrittene Position bei der Umsetzung der Anforderungen an nachhaltige Geschäfte im Sinne des Evonik-Bewertungsmaßstabs innehaben. PARCs mit dem Prädikat „A+“ erfüllen das Anspruchsniveau fast vollständig. Sie weisen keine wesentlichen negativen Signale auf. Im Unterschied zum Prädikat „A++“ wurden in einer oder mehreren Signalkategorien jedoch lediglich wesentliche schwach positive Signale identifiziert.

„Performer“
Das Prädikat „B“ kennzeichnet PARCs, die eine neutrale Position bei der Umsetzung der Anforderungen an nachhaltige Geschäfte im Sinne des Evonik-Bewertungsmaßstabes innehaben. PARCs mit dem Prädikat „B“ weisen weder negative noch positive wesentliche Signale auf.

„Transitioner“
Das Prädikat „C-“ kennzeichnet PARCs, die eine ausbaufähige Position bei der Um-setzung der Anforderungen an nachhaltige Geschäfte im Sinne des Evonik-Bewertungsmaßstabes innehaben. PARCs mit dem Prädikat „C-“ erfüllen das Anspruchsniveau noch nicht. Sie weisen in einer oder mehreren Signalkategorien schwach negative, jedoch keine stark negativen wesentlichen Signale auf.

„Challenged“
Das Prädikat „C--“ kennzeichnet PARCs, die eine nicht zufriedenstellende Position bei der Umsetzung der Anforderungen an nachhaltige Geschäfte im Sinne des Evonik-Bewertungsmaßstabes innehaben. PARCs mit dem Prädikat „C--“ erfüllen das Anspruchsniveau nicht. Sie weisen in einer oder mehreren Signalkategorien stark negative wesentliche Signale auf.

Quelle: UmweltDialog
 

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