VW-Nachhaltigkeitsbericht 2012: Öko-Kennzahlen unter der Lupe
VW goes green: Europas größter Autobauer Volkswagen will bis 2018 nicht nur das profitabelste, sondern auch das nachhaltigste Automobilunternehmen der Welt werden. Die Wolfsburger investieren dazu massiv in effizientere Fahrzeuge, Fabriken und Technologien. Was das bislang gebracht hat und in Zukunft noch bringen soll, offenbart der neue, Ende April veröffentlichte Nachhaltigkeitsbericht des Unternehmens. UmweltDialog hat ihn sich genauer angeschaut - und wichtige Öko-Kennzahlen unter die Lupe genommen.
15.05.2013
Vorab: Den Weg zum „grünsten“ Autobauer der Welt lässt sich Volkswagen einiges kosten. Allein für den Konzernbereich Automobile hat der Vorstand ein Investitionspaket in Höhe von 50,2 Milliarden Euro bewilligt. Der Großteil des Geldes fließt in die Entwicklung effizienterer Fahrzeuge und Technologien. Außerdem sollen die weltweit hundert Volkswagen-Werke auf mehr Umweltfreundlichkeit im Produktionsprozess getrimmt werden. „Wir richten den gesamten Konzern auf maximale Energie- und Ressourceneffizienz aus, sagt VW-Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Martin Winterkorn.
Ziel: 25 Prozent weniger Ökobelastungen
Für die Produktion bei VW heißt das: 25 Prozent weniger Ökobelastungen. Um diesen Wert will die Konzernspitze die Fertigung neuer Autos bis 2018 umweltfreundlicher machen. Laut Nachhaltigkeitsbericht ist man dabei auf gutem Weg: Die produktionsbedingten CO2-Emissionen gingen bei Volkswagen seit 2010 um rund 129 Kilogramm je Fahrzeug zurück. Der Energieverbrauch bei der Produktion von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen sank in den vergangenen Jahren um 13 Prozent pro Fahrzeug.
In absoluten Werten heißt das, dass VW im Berichtszeitraum nur noch 2,21 Megawattstunden (MWh) Energie je produziertem Fahrzeug aufwenden musste. Das sind 0,32 MWh weniger als 2010. Diese Einsparung, heißt es in dem Bericht, erscheine „auf den ersten Blick gering“, werde aber durch die Zahl der insgesamt produzierten Fahrzeuge „zu einem großen Hebel für mehr Nachhaltigkeit“. Rechnet man den Wert auf 1.000 Autos hoch, beträgt die Einsparung schon ungefähr die Menge Strom, die hundert Drei-Personen-Haushalte in einem Jahr verbrauchen.
600 Millionen Euro für Erneuerbare
Neben Energieeffizienz im Produktionsprozess setzt VW zunehmend auf erneuerbare Energien für die Versorgung der eigenen Werke. In den Ausbau entsprechender Kapazitäten investiert der Vorstand bis zum Jahr 2018 rund 600 Millionen Euro. Schon heute tritt das Unternehmen an etlichen Standorten selbst als Energieerzeuger auf: In Ingolstadt etwa wurde im Berichtszeitraum auf der Fertigungshalle des Karosseriebaus für den Audi A3 eine Fotovoltaikanlage mit einer Jahresleistung von 460 MWh Strom installiert. In Braunschweig und Hannover gingen ähnliche Anlagen mit einer Leistung von je 420 MWh in Betrieb.
Fortschritte können die Wolfsburger auch beim Wasserverbrauch vorweisen: Laut Nachhaltigkeitsbericht ging das Abwasseraufkommen bei der Herstellung eines Autos seit 2010 um rund 440 Liter zurück. Im VW-Werk Salzgitter läuft bereits die komplette Produktion abwasserfrei. Durch Aufbereitung in einer speziellen Verdampferanlage konnten dort 2011 über 25.000 Kubikmeter gereinigtes Industrieabwasser wiederverwendet werden. In einzelnen Werken setzt der Autobauer außerdem auf eine neue Technologie zur Lackierung von Karosserien, durch die der Frischwasserbedarf auf null sinkt.
Rückläufige CO2-Emissionen
Eine öko-effiziente Produktion ist eine Sache für eine gute Nachhaltigkeitsbilanz. Eine andere sind die Klimafolgen, die die hergestellten Produkte während ihres Lebens verursachen, bei einem Autobauer also die CO2-Emissionen der Fahrzeuge. Bei VW waren die weiter rückläufig. Die durchschnittlichen CO2-Emissionen der in Europa neu zugelassenen Modelle des Konzerns lagen im vergangenen Jahr bei 134 Gramm je Kilometer - und damit rund 16 Prozent unter dem Niveau von 2008.
Besonders große Effizienzgewinne erzielte VW zuletzt beim neuen Golf. Über die gesamte Motorenpalette betrachtet, konnte der CO2-Ausstoß bei diesem Modell um durchschnittlich rund 14 Prozent reduziert werden. „Angesichts der großen Beliebtheit und Marktdurchdringung des Golf“ läge darin „ein großer Hebel zur Reduzierung verkehrsbedingter CO2-Emissionen“, heißt es in dem Bericht. Auf Grundlage aktueller Verkaufszahlen könne der neue Golf allein auf dem europäischen Markt pro Jahr 119.000 Tonnen Kohlendioxid vermeiden.
Seine Modellpalette CO2-armer Fahrzeuge baute VW im vergangenen Jahr weiter aus: Der Konzern hat nach eigenen Angaben bereits 245 Modelle im Angebot, die weniger als 120 Gramm CO2 je Kilometer emittieren. 36 Modelle unterschreiten die 100-Gramm-Marke. Nach dem Willen des Vorstands soll damit nicht Schluss sein. Künftig soll jede neue Modellgeneration zehn bis 15 Prozent weniger verbrauchen als ihr Vorgänger. Bis 2018 soll VW so in jedem Segment und in jeder Fahrzeugklasse, in dem der Konzern mit eigenen Marken vertreten ist, das umweltfreundlichste und effizienteste Modell anbieten können.
Über den Bericht
Im Nachhaltigkeitsbericht 2012 informiert die Volkswagen AG nicht nur detailliert über ihre Ökobilanz, sondern ebenso über die Nachhaltigkeit in den Lieferantenbeziehungen, die Beschäftigungsentwicklung, ihr soziales Engagement und den Management-Ansatz, dem das Unternehmen bei der Umsetzung seiner Ziele folgt. Der Bericht ist der bislang umfassendste Nachhaltigkeitsbericht des Konzerns. Er entspricht in vollem Umfang den Berichtsrahmen der Global Reporting Initiative (GRI) und wurde von der GRI mit A+ bewertet. Den nächsten Nachhaltigkeitsbericht wird Volkswagen im zweiten Quartal 2014 vorlegen.