Women Empowerment dank Frauen-Mentoring
Warum ist Women oder Female Empowerment auch im 21. Jahrhundert immer noch notwendig? Ganz einfach: Weil es immer noch keine vollständige Gleichstellung der Geschlechter gibt. Frauen zu stärken und gezielt auf ihrem beruflichen Weg weiterzuentwickeln, hat sich MentorMe aus Berlin zum Ziel gemacht. Eine Mischung aus Mentoring, Trainingseinheiten und Networking ist dabei das Erfolgsrezept des Programms.
27.04.2023
„Oh nee, nicht schon wieder dieses ,Emanzengequatscheʻ“: Viele Menschen sind beim Thema Geschlechtergleichstellung schnell genervt. Warum wir dennoch darüber sprechen sollten, zeigt der Gleichstellungsreport, den das World Economic Forum jährlich erstellt. Demnach ist es noch ein weiter Weg, bis die Geschlechter gleichgestellt sind. Die aktuelle Ausgabe sagt, dass es noch über 130 Jahre dauern wird, bis wir dieses Ziel erreicht haben.
Beispiele für geschlechterspezifische Benachteiligung von Frauen gibt es genügend. Laut Hans Böckler Stiftung verdienten in Deutschland etwa Frauen 2020 immer noch rund 18 Prozent weniger als Männer; bezogen auf den durchschnittlichen Bruttostundenverdienst abhängiger Beschäftigungsverhältnisse. „Schlechtere Löhne, eine niedrigere Erwerbsbeteiligung, ein geringeres Arbeitsvolumen und ein höherer Anteil an Beschäftigten im Niedriglohnbereich sorgen dafür, dass Frauen in deutlich größerem Maße Gefahr laufen, im Alter arm zu sein.“
Die Analyse zeigt auch auf, was aus politischer Perspektive getan werden muss, um Geschlechtergerechtigkeit zu verwirklichen: Dazu gehören etwa eine Reform des Ehegattensplittings, der Ausbau der intentionellen Kinderbetreuung, die Förderung flexibler Arbeitszeitarrangements für Männer und Frauen oder mehr Partnermonate beim Elterngeld. „Statt Präsenz- und Überstundenkultur brauche es mehr Arbeitsplätze in kurzer Vollzeit. Systemrelevante Berufe im Sozial-, Erziehungs- und Gesundheitswesen gelte es aufzuwerten, Stereotype bei der Berufswahl abzubauen. Die Reichweite verpflichtender Geschlechterquoten für Vorstände und Aufsichtsräte großer börsennotierter Unternehmen sollte ausgeweitet werden.“
MentorMe: Selbstvertrauen, Erfahrung, Unterstützung und Inspiration
Maßnahmen, die die Chancenungleichheit auf dem Arbeitsmarkt beseitigen, den Gender Pay Gap schließen, alle Arten von Frauendiskriminierung und Geschlechterklischees bekämpfen, werden heutzutage unter dem Begriff des Women/Female Empowerments zusammengefasst. „Neben der Schaffung von gesellschaftlichen sowie gesetzlichen Rahmenbedingungen steht beim Female Empowerment aber noch ein weiterer wichtiger Aspekt im Vordergrund: die Stärkung des Selbstbewusstseins und das Überwinden von Grenzen, die sich viele Frauen aus Furcht, gesellschaftlichen Normen nicht zu entsprechen, selbst gesteckt haben“, schreibt hierzu das Magazin women.at.
Wie man etwa Frauen gezielt im Berufsleben fördern kann, weiß Karin Heinzl. Sie ist die Gründerin von MentorMe, einem großen Mentoring-Programm für Frauen im deutschsprachigen Raum: „Berufliche Erfüllung ist für jede Frau erreichbar – egal, wo sie heute steht“, sagt Heinzl. „Wir unterstützen alle ambitionierten Frauen: Von Senior bis Young Professionals, sich beruflich zu orientieren, weiterzuentwickeln und neu zu positionieren.“ Bestehend aus Mentoring-Stunden, speziellen Trainings und Networking-Events hat MentorMe mit dem Programm seit der Gründung knapp 5.000 Frauen mit ihren Mentorinnen und Mentoren zusammengebracht. Über 200 Events, Trainings und Workshops finden jährlich unter der Ägide von MentorMe statt.
„Ich wurde Mentee bei MentorMe, weil ich aus einer Arbeiterfamilie komme und über keinerlei nützliche Kontakte in die Berufswelt verfügte. Darüber hinaus war das MentorMe-Programm eine sehr gute Gelegenheit, weiter an mir zu arbeiten und mich für meine zukünftigen Jobs besser aufzustellen“, erklärt zum Beispiel Luna Hoffmann, Partnership Managerin. Und Esther-Maria Rohde, die ebenfalls als Mentee bei dem Programm teilgenommen hat, sagt: „Ich habe durch MentorMe inspirierende Menschen kennengelernt, die mir zeigten, dass der eigene Weg der richtige ist und man alles schafft, wenn man daran arbeitet. Das Training hat mir geholfen, sicherer und souveräner zu werden. Meine Mentorin Kate gab mir Denkanstöße und hat mir Ängste genommen.“
So funktioniert das Programm von MentorMe
Zu Beginn gilt es, einen geeigneten Mentor oder eine geeignete Mentorin für die Teilnehmerin zu finden: „Basierend auf den Profilen der Mentees und der Mentor:innen suchen wir mithilfe unserer Matching-Software die passenden Mentoring-Teams. Wir berücksichtigen dabei individuelle Vorstellungen beider Seiten, damit es zum perfekten Match kommt und ein erfolgreiches Mentoring-Jahr beginnen kann“, führt Heinzl aus. Dann findet einmal im Monat ein (virtuelles) Treffen zwischen den beiden statt.
Dabei geht es zum Beispiel darum, dass die Mentees von der Erfahrung und Expertise des Mentors lernen, die wiederum ihr berufliches Wissen, ihre persönlichen Erfahrungen und Tipps zum Berufs- und Wiedereinstieg, zur Positionierung oder Selbständigkeit (weiter)geben sowie Kontakte teilen. Das Programm, das nach den Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Mentoring arbeitet, bietet außerdem Online-Trainings an, die den Teilnehmerinnen zeigen, wie sie beispielsweise selbstsicher auftreten oder Gehaltsverhandlungen besser führen können. Diverse Networking-Veranstaltungen, die auch online besucht werden können, runden das Angebot ab.
Partnerunternehmen haben Vorteile
Laut Heinzl haben aber nicht nur die teilnehmenden Frauen berufliche Vorteile durch das Programm, sondern auch Unternehmen, die MentorMe unterstützen, profitieren davon: „Women Empowerment ist nicht nur en vogue und dient der Frauenquote. Vielmehr ist die Förderung von Frauen wichtig für Arbeitgeber, um Gleichberechtigung und Diversity zu leben und gut ausgebildete weibliche Arbeitssuchende zu rekrutieren.“ Mit MentorMe gingen Arbeitgebende den Weg einer innovativen Recruiting- und Personalentwicklungsstrategie und erzielten ein attraktives Employer Branding: „Sie unterstützen junge Frauen in ihrer Berufsfindung, übernehmen gesellschaftliche Verantwortung und geben ihren Angestellten die Chance, sich als Mentor*innen zu vernetzen und junge Talente für ihr Unternehmen zu entdecken.“
Zu den Partnern des Mentoring-Programms gehören Unternehmen wie ING, Coca-Cola oder EY. Die Wirtschaftsprüfer und MentorMe haben etwa gemeinsam eine sogenannte LEADER-Partnerschaft, bei der mittlerweile 50 EY-Mitarbeitende Mentoren und Mentorinnen des Programms geworden sind. Außerdem hat EY eigenen Angaben zufolge sieben Mentees bis dato eingestellt.