Wissensmanagement wichtige Wiege für Erfolg
Die kleine Autopanne mal eben selbst beheben? Die Zeiten sind wohl vorbei. Immer komplexere Technik und die zunehmende Digitalisierung stellen selbst professionelle Schrauber vor hohe Hürden. Wie sich das nötige Expertenwissen für gelungene Reparaturen dennoch effizient vermitteln lässt (und das selbst in abgelegenen Regionen), zeigt der Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler.
16.07.2019
Ob Steuerketten und Doppelkupplungssysteme: Produkte des börsennotierten Familienunternehmens aus dem bayerischen Herzogenaurach stecken heute in fast allen Automarken. Geht da mal was kaputt, sollten Profis ran. Bloß: Alles können die auch nicht wissen. Dazu ist die Fahrzeugtechnik heute zu kompliziert. Die zunehmende Digitalisierung von Fahrzeugkomponenten und die wachsenden Ansprüche an die Effizienz bei der Reparatur machen es auch nicht leichter.
Schulungsangebote deutlich ausgebaut
Technische Trainings, die professionellen Schraubern in Autowerkstätten hier unter die Arme greifen, werden daher immer wichtiger. Auch für die Schaeffler AG, die entsprechende Schulungsangebote ihrer Sparte Automotive Aftermarket schon länger unter der Servicemarke Repxpert gebündelt und jetzt ausgebaut hat, zusammen mit dem Ersatzteilfertiger Mahle Aftermarket und Bilstein, einem Spezialisten für Stoßdämpfer.
Deutlich vergrößert wurde in diesem Zuge unter anderem das Schulungsangebot rund um Fahrwerk, Antrieb und Motor. Für die Produktsegmente Steuerkette und Doppelkupplungssysteme werden nun Ganztagestrainings angeboten. Andere Module wurden zu neuen Einheiten zusammengelegt, wieder andere mit den Partnern komplett neu erdacht, ausgeweitet und logisch miteinander verknüpft.
Angebot trifft Nachfrage
„Bei der Konzeption unserer technischen Trainings legen wir großes Augenmerk darauf, welche Themen die Werkstätten tatsächlich beschäftigen“, so Sven Olev Müller, Leiter der Schaeffler-Servicemarke Repxpert. Dank Servicehotlines und eines engen Vertriebsnetzes wisse man sehr genau, welche Trainings und Module sinnvoll seien, was die Nachfrage bestätigt. Laut Müller nahmen im vergangenen Jahr weltweit mehr als 55.000 Fachkräfte an einem technischen Training von Repxpert teil.
Das Zauberwort hinter diesem Erfolg lautet: Austausch. Mit der Kundschaft einerseits, um deren Bedürfnissen überhaupt auf den Zahn fühlen und bedienen zu können. Austausch mit der eigenen Belegschaft andererseits, um deren Ideen nicht zu überhören, auch um „Silodenken“ vorzubeugen. Und Austausch auch mit anderen Unternehmen, Lieferanten oder Forschungseinrichtungen, um Kräfte zu bündeln, gemeinsam Neues zu schaffen oder Bewährtes zu optimieren. Um neue Ideen schneller in die praktische Anwendung zu führen.
Wissen managen, erfolgreich wirtschaften
Wissensmanagement nennt sich so ein Austausch neudeutsch. Gemeint ist damit die möglichst optimale Zusammenführung aller Informationen, allen Wissens, und das eben nicht nur innerhalb einer Organisation, eines Konzerns, sondern möglichst breit gefächert. Sich nicht damit zu befassen, kann sich kaum noch ein Betrieb leisten. „Mit der langfristigen Kooperation und dem Wissensaustausch mit Kunden und Lieferanten“, heißt es auch im aktuellen Nachhaltigkeitsbericht der Schaeffler AG, werde „auf globaler Ebene die Basis für eine gemeinsame, positive wirtschaftliche Entwicklung gelegt“.
Wissen managen: Wie das geht, sieht man an Schaefflers Servicemarke Repxpert beispielhaft. Wie Wissensmanagement funktioniert und was es bringt, zeigt der Konzern daneben an etlichen anderen Stellen, etwa in Nürnberg, wo Schaeffler zu den Gründungspartnern des „Zollhof Tech Incubator“ zählt. Das 2017 eingeweihte Zentrum will die Digitalisierung in der Wirtschaft vorantreiben und bietet unter anderem ein Dach für Start-ups, die dort etwa bei Hackathons oder Pitches untereinander um die beste Lösung für ein Problem wetteifern.
Rasanten Wandel stemmen
Während die Gründer so Zugang zu Investoren und Unternehmen erhalten, profitieren Partner wie Schaeffler vom aktiven und offenen Austausch mit den Start-ups und einem frühen Zugang zu deren Ideen. Prof. Dr. Tim Hosenfeldt, Leiter Zentrale Innovation bei Schaeffler, sagte zur Einweihung des Zentrums, dass Unternehmen zunehmend solche partnerschaftlichen Kooperationen eingingen, um den rasanten Wandel der Welt überhaupt stemmen zu können.
Der Essener Inkubator ist nur ein Beispiel, wie sich Schaeffler das dafür nötige Wissen aneignet. Schon zuvor hatte das Familienunternehmen eine Partnerschaft mit dem Berliner Gründer-Campus Factory geschlossen, um gemeinsam einen „Innovation Hub“ für Digitalisierungs- und Innovationsinitiativen aufzubauen. „Gerade Start-ups“, so Schaeffler-Top-Manager Hosenfeldt, böten mit ihrer „unkomplizierten und lösungsorientierten Herangehensweise oft bestechend einfache Lösungen“. Sie deckten auch häufig Nischen ab, die ein großer Konzern so nicht bedienen könne.
Wissensmanagement at it’s best
Auch deshalb laden die Franken regelmäßig Gründer und Start-up in ihre Unternehmenszentrale nach Herzogenaurach ein. Sie können ihre Geschäftsideen dort vor Schaeffler-Spezialisten präsentieren, um sie später vielleicht gemeinsam umzusetzen. Auch mit der Wissenschaft ist der Konzern bestens vernetzt. Mit der Fraunhofer-Gesellschaft etwa arbeitet die Schaeffler-Gruppe seit zwei Jahren unter anderem an Lösungen für eine emissionsfreie Mobilität im urbanen Umfeld.
Selbst wenn es mal haken sollte mit der Mobilität, im Pannenfall, kann Schaeffler noch einen Trumpf aus dem Ärmel zücken: Seit vergangenem Jahr steht ein erstes mobiles Trainingszentrum im Dienst der Franken, das Profischraubern selbst in den entlegensten Winkeln technische Trainings bietet. Wissen managen heißt schließlich auch immer: Wissen, wer wo was wann wissen muss – um dieses Wissen dann rechtzeitig vor Ort auf Abruf bereitstellen zu können.