Machen Honigbienen Winterferien?
Ein letztes Mal grillen, die Heizung langsam aufdrehen und den Wollpulli aus dem Schrank kramen. Deutschland macht sich bereit für die kalte Jahreszeit. Auch die Tier- und Pflanzenwelt muss sich auf den Winter einstellen. Die Honigbienen der Münchener Hypothekenbank in der Innenstadt Münchens haben Imker Arno Bruder, der sich um sie kümmert. Aber wie überwintern sie eigentlich?
29.10.2018
Das Sterben der Wildbienen war diesen Sommer ein großes Thema in den Medien. Denn von über 580 Arten in Deutschland ist mehr als die Hälfte vom Aussterben bedroht. Jetzt im Herbst, in dem die Bienen nicht mehr so aktiv sind, bekommen sie seitens der Medien aber weniger Aufmerksamkeit. Dabei sind einige von ihnen noch fleißig unterwegs, sagt Dr. Matthias Wucherer, Diplom-Biologe und Leiter vom „Netzwerk Blühende Landschaft“.
(Wild-) Bienen im Winter
„Die verschiedenen Arten nutzen unterschiedliche Lebensräume, Nahrungspflanzen und eben auch unterschiedliche Flugzeiträume und besetzen somit jeweils einzigartige ökologische Nischen“, erklärt er. So beispielsweise die Efeu-Seidenbiene. Sie hat sich auf den Efeu als Nahrungsquelle spezialisiert. Dieser blüht aber erst im Spätsommer und Herbst. Dementsprechend ist die Efeu-Seidenbiene auch dann erst aktiv. Ungefähr von September bis November ist sie unterwegs, um Pollen zu sammeln. Andere Bienenarten wiederum fliegen bereits sehr früh im Jahr los, zum Teil schon im Februar. Deren Larven entwickeln sich dann im Sommer und überwintern als Puppen bis schließlich ihre Flugzeit beginnt.
Überwintern in der Wintertraube
Für die Honigbienen der Münchener Hypothekenbank endet langsam die Flugzeit. Es wird zu kalt, um weiterhin Pollen zu sammeln. Mitten in der Münchener Innenstadt leben die sechs Bienenvölker. Das Finanzinstitut hat sie dort auf dem Dach ihres Bankgebäudes angesiedelt. Arno Bruder, Imker und Leiter für Imkerei des Bezirks Oberbayern, sorgt dafür, dass es ihnen gut geht. Doch was machen die Bienen, während der kalten Jahreszeit?
Die allseits bekannte Honigbiene ist die einzige Bienenart, die gemeinsam als Volk überwintert. Entgegen der gängigen Meinung machen sie keinen Winterschlaf, sondern bilden die sogenannte Wintertraube: Die Bienen sammeln sich um ihre Königin herum und erzeugen durch Muskelkontraktionen Wärme. Dadurch kann es im Bienenstock über 25 Grad warm werden. Sie ernähren sich dabei von dem eingelagerten Honig, den sie über das Jahr gesammelt haben. Sobald es im Frühjahr wärmer wird und die ersten Pflanzen anfangen zu blühen, schwärmen die Bienen wieder aus.
Manchmal brauchen Honigbienen aber Unterstützung bei der Überwinterung. Arno Bruder bereitet die Bienen der MünchenerHyp auf den Winter vor. Damit sie gut über die kalte Jahreszeit kommen, sind nämlich einige Maßnahmen erforderlich. So gilt es, darauf zu achten, dass die Honigbienen genug Futter haben. Auch die Bekämpfung der für sie gefährlichen Varroa-Milbe ist wichtig. Dazu behandelt Arno Bruder die Bienen mit organischen Säuren, die die Milben abtöten oder sie vertreiben. Zum Schutz und zur besseren Verteidigung verengt er außerdem die Fluglöcher der Bienenstöcke. Sind einige der Völker zu schwach, weil zu wenig Bienen vorhanden sind, vereinigt sie der Imker zu einem größeren Volk. So sind sie stark genug, um den Winter zu überstehen.
Bienen für die Münchener
Die Bienenstöcke der MünchenerHyp stehen auf Freiständern in Zweiergruppen und sind mit Gurten und beschwerenden Steinen gesichert. So kann ihnen auch ein Sturm nichts anhaben. Mit ihrem Engagement will das Unternehmen einen Beitrag zur Arterhaltung leisten: „Bienen sind für die Pflanzenvielfalt und die Nahrungssicherung unentbehrlich“, erläutert Michael Jung, Mitglied des Vorstands der MünchenerHyp: „Als Immobilienfinanzierer sehen wir es als unsere Verantwortung, uns nachhaltig für eine lebenswerte Umwelt einzusetzen.“
Sobald die Bienenzeit im Frühling wieder losgeht und die ersten Pflanzen blühen, haben die Honigbienen der Hypothekenbank eine große Auswahl an Nahrung. Die Bienenstöcke wurden nämlich so aufgestellt, dass die Bienen direkt in Richtung Isar, dem Englischen Garten und dem Hofgarten fliegen. Dort gibt es ein vielfältiges Angebot an Blüten: „Die Bienenhaltung auf dem Gebäude der MünchenerHyp leistet einen wichtigen Beitrag zur Bestäubung und Arterhaltung zahlreicher im Stadtgebiet vorkommender Pflanzenarten“, betont Arno Bruder.
Auch die Mitarbeiter des Unternehmens profitieren von den Bienen. So können sie den Honig im betriebseigenen Casino erwerben. Außerdem soll ihr Bewusstsein für die Bedeutung der Wildbienen geschult werden. Im Rahmen der internen Nachhaltigkeitswochen gab es beispielsweise Vorträge zum Thema Bienenhaltung. Zudem besteht auch die Möglichkeit, die Bienen in kleinen Gruppen zu besuchen und sich über die Völker zu informieren. Für die Weihnachtszeit haben sich die Münchener auch schon etwas ausgedacht: Kerzen ziehen aus Bienenwachs.