Von Bienenstöcken, Blühstreifen und Biodiversität
Etwa eine Millionen Arten sind akut vom Aussterben bedroht. Davor warnte der Weltbiodiversitätsrat Anfang Mai. Artensterben bedroht uns alle – und damit auch Unternehmen. Viele von ihnen haben deshalb Biodiversitätskriterien in ihre Nachhaltigkeitsagenda integriert. UmweltDialog stellt einige Ansätze vor.
16.08.2019
Der Bericht des Weltbiodiversitätsrats erschreckte viele: Von acht Millionen (bekannten) Tier- und Pflanzenarten ist zirka eine Million vom Aussterben bedroht. Es muss also dringend etwas getan werden, so der allgemeine Konsens. Auch Unternehmen können dazu ihren Beitrag leisten. Denn auch für sie birgt das Artensterben etliche Risiken, wie das Bundesamt für Naturschutz (BfN) auf seiner Website argumentiert. So gibt es beispielsweise operative Risiken, wie die Verfügbarkeit und damit auch die Kosten pflanzlicher und tierischer Rohstoffe. Ein weiteres Marktrisiko ist ein verändertes Kaufverhalten von Kunden, die verstärkt auf biologische Vielfalt achten. „Biodiversitätsschutz birgt Chancen und Innovationspotentiale für Unternehmen, wodurch die Wettbewerbsfähigkeit entscheidend gestärkt und der Erfolg von Unternehmen langfristig gesichert werden können“, heißt es daher vom BfN. Folgende Ansätze zeigen, was Unternehmen konkret für den Erhalt der Biodiversität tun können.
VW: Engagement weltweit
Als Gründungsmitglied der „Biodiversity in Good Company“-Initiative, die sich den Schutz der Artenvielfalt auf die Agenda gesetzt hat, fördert Volkswagen eine große Zahl an Projekten im Bereich Artenschutz weltweit. Zum internationalen Tag der biologischen Vielfalt im Mai rief Volkswagen seine Konzernmarken und Standorte dazu auf, Naturschutzprojekte noch mehr zu unterstützen. Dabei richtet sich das lokale Engagement nach den jeweiligen regionalen Gegebenheiten, wie zum Beispiel das Anlegen von Blühflächen, die Errichtung von Insektenhotels, die Aufforstung von Flächen mit heimischen Pflanzen und auch Baumpflanzaktionen. Besonders wichtig ist dem Konzern die Aufforstung des mexikanischen Nationalparks Iztaccíhuatl-Popocatépetl mit einheimischen Pflanzen. Auch die Kooperation mit dem Dyer Island Conservation Trust Südafrika zur Förderung des Schutzes von Haien und Pinguinen hat bei VW hohe Priorität. In Indien gründeten Mitarbeiter außerdem ein Biodiversitäts-Forum, das sich für den Schutz von Schmetterlingen einsetzt.
Audi: Artenschutz an mehreren Standorten
Auch Audi ist seit 2015 Mitglied bei „Biodiversity in Good Company“ und tritt gleich an mehreren Unternehmens-Standorten für den Erhalt der Artenvielfalt ein. An einer Förderbrücke am Standort Neckarsulm brachte das Unternehmen dieses Jahr Nisthilfen für Mauersegler an, im Südwesten des Werks wurde ein Schwalbenturm neu errichtet. Schon seit 2014 beherbergt das Gelände mehrere Bienenvölker; weitere Nisthilfen und ein Insektenhotel findet man dort ebenfalls. Auch eine ehemalige Rasenfläche wird für die Umwelt genutzt: Jedes Jahr pflanzt Audi dort 35 verschiedene Blumensorten.
In der Fertigung Münchsmünster bei Ingolstadt gestaltete das Unternehmen 17 Hektar Werksgelände naturnah. Dort sind nun 112 Pflanzenarten beheimatet, und es siedelten sich bisher etwa 90 Wildbienenarten an. „Lebensraum für Pflanzen und Insekten wird in der Welt um uns herum immer knapper. Wir sehen den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen von Menschen, Tieren und Pflanzen klar als Teil unserer unternehmerischen Verantwortung“, erklärt Rüdiger Recknagel, Leiter Umweltschutz der Audi AG, das Engagement gegenüber der Presse. Für den Standort Münchsmünster gab es daher auch schon die Auszeichnung „Blühender Betrieb“, die im Rahmen des Blühpakets Bayern vergeben wird.
Bayer: Von Falken und Bienen
Der Pharmakonzern Bayer geht ebenfalls Projekte für den Erhalt der Artenvielfalt an. Schon vor ein paar Jahren brachte das Unternehmen auf Initiative der Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz im NABU NRW eine Nisthilfe für Wanderfalken beim Bayer-Kraftwerk in Bergkamen an. Dieses Jahr erfreute ein Ereignis die Mitarbeiter ganz besonders: Ein Wanderfalkenpärchen zog dort fünf Jungvögel auf. Mit dem Bee Care Programm engagiert sich der Konzern zudem für den Bienenschutz. 2011 rief Bayer das Programm ins Leben und errichtete das Bee Care Center, das dem wissenschaftlichen Austausch und als Kommunikationsplattform mit Projektpartnern dient. In diesem Rahmen gibt es mittlerweile weltweit mehr als 30 Kooperationsprojekte. Vor dem Hintergrund des Glyphosats-Streits will Bayer damit natürlich gezielt für eine andere Wahrnehmung des Unternehmens werben.
Kyocera: Hilfe für Bienen und Flusslandschaften
Für die Bienen macht sich auch Kyocera stark. Gemeinsam mit der Bieneninitiative „Beefuture“ siedelte das Unternehmen im Mai drei Bienenvölker am Standort Meerbusch an. „Die Ansiedlung der Bienenvölker leistet einen wertvollen Beitrag zum Artenschutz. Wir wollen damit ein klares Zeichen setzen und unseren Teil zum Erhalt der biologischen Vielfalt beitragen“, sagt Dietmar Nick, Geschäftsführer Kyocera Document Solutions, gegenüber der Presse. Der von den Bienen produzierte Honig wird dann an die Mitarbeiter verschenkt. Weiterhin engagiert sich Kyocera schon seit über 30 Jahren bei der Deutschen Umwelthilfe. Im Rahmen des Netzwerks Lebendige Flüsse entstand so auch der Kyocera Natour-Guide, ein Flusswanderführer. Dieser vermittelt den ökologischen Nutzen von Flusslandschaften sowohl für den Hochwasser- als auch den Artenschutz.