Biodiversität

Wie kann ein Energieunternehmen zur biologischen Vielfalt beitragen?

2021 bis 2030 stehen im Zeichen der Biodiversität, denn die UN hat diesen Zeitraum zur Dekade für die Wiederherstellung von Ökosystemen erklärt. Auch das Energieunternehmen E.ON unterstützt die Initiative. David Radermacher, Vice President Sustainability & Climate bei E.ON, erklärt im UmweltDialog-Interview, wie das Engagement konkret aussieht.

31.01.2022

Wie kann ein Energieunternehmen zur biologischen Vielfalt beitragen?
Grüne Trasse in Oberhausen Sterkrade

Herr Radermacher, vor Kurzem sprachen wir in einem Interview über den Klimawandel und die Energiewende. Nun ist das aber nicht unsere einzige Herausforderung. Auch die ökologische Vielfalt ist ein immens wichtiges Thema. Wie steht E.ON dazu?

David Radermacher: Ich will es mal so sagen: Gesunde Ökosysteme sind die Grundlage menschlichen Lebens auf diesem Planeten. Wir können nicht ohne die Umwelt, sie hingegen aber schon ohne uns. Die Herausforderungen sind groß, fast größer als beim Klimawandel, glaubt man einigen Experten – und die Zeit rennt. Die Bekämpfung des Klimawandels und der Schutz von Ökosystemen kann nur gemeinschaftlich gelingen. Deshalb unterstützen wir als E.ON die Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen und sind Partner des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, kurz UNEP.

David Radermacher, Vice President Sustainability & Climate bei E.ON
David Radermacher, Vice President Sustainability & Climate bei E.ON

Wie kann ein Energieunternehmen überhaupt zum Erhalt der biologischen Vielfalt beitragen?

Radermacher: Als größter Verteilnetzbetreiber in Europa mit mehr als 1,4 Millionen Kilometern Stromnetzen sind wir uns unserer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst. Deshalb wollen wir mit unserem Geschäft zur Lösung der großen Herausforderungen unserer Zeit beitragen. Teil dieser Lösung ist zum Beispiel das Thema ökologisches Trassenmanagement. Wir wollen unsere Freileitungstrassen in Wäldern in ganz Europa nach ökologischen Kriterien bewirtschaften. Wir reden hier in Summe über eine Fläche von 100.000 Fußballfeldern. Damit haben wir schon einen beachtlichen Hebel. Daneben haben wir aber natürlich weitere Projekte im gesamten Konzern, die auf den Schutz und den Erhalt von Ökosystemen ausgerichtet sind.

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Wie funktioniert ökologisches Trassenmanagement?

Radermacher: Kurz gesprochen: Wo sonst ein Kahlschlag der Bäume und Büsche stattfinden würde, entstehen bei uns durch die gezielte und schonende Vegetationspflege wertvolle Biotope und Lebensräume. Unterhalb unserer Hochspannungs-Freileitungen schneiden wir Bäume und Sträucher nur zurück, wenn sie die Stabilität unserer Leitungen gefährden. Dagegen lassen wir langsam wachsende oder niedrige Baum- und Straucharten wachsen. Durch liegenbleibendes Totholz entstehen Nist- und Rückzugsmöglichkeiten für kleinere Säugetiere und Insekten. Anstelle von Monokulturen entstehen so natürliche und gesunde Ökosysteme mit einer nachweislich höheren Biodiversität als in angrenzenden Gebieten. Wir haben uns dabei ein ambitioniertes Ziel gesetzt: Wir werden das ökologische Trassenmanagement bis 2026 europaweit ausrollen und dafür einen zweistelligen Millionenbetrag investieren.

Bei mehr als 1,4 Millionen Kilometern Länge der Stromnetze in den unterschiedlichsten Regionen mit verschiedenen ökologischen Anforderungen klingt das ziemlich kompliziert und aufwendig.

Radermacher: Das ökologische Trassenmanagement ist ja kein starres Korsett. Es ist ein universal anwendbares Konzept, schlicht eine andere Herangehensweise an Biotop-Pflege. Wir haben dazu gerade ein Handbuch erstellt, mit dem wir das Grundverständnis von ökologischer Trassenpflege bei all unseren Netzbetreibern etablieren wollen.

Rund um die Dekade der biologischen Vielfalt ist E.ON zudem Partner vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen, kurz: UNEP. Wie kann man sich diese Partnerschaft vorstellen?

Radermacher: Wir entwickeln für die UNEP eine Plattform, die der sogenannten #GenerationRestoration ein digitales Zuhause gibt und eine globale Community für den Erhalt von Ökosystemen zusammenbringt: Initiativen aus aller Welt können auf der Plattform ihre Projekte präsentieren, sich vernetzen und Unterstützer gewinnen, um weltweit verschiedene Ökosysteme zu schützen und wiederherzustellen. Unser Engagement erbringen wir komplett aus internen Ressourcen, also mit hochmotivierten Kolleginnen und Kollegen, die gemeinsam mit UNEP die Plattform etablieren.

Der Regenwald spiegelt sich im Amazonas.

Sie sind zudem schon im Vorfeld der Klimakonferenz in Glasgow der LEAF-Koalition beigetreten, einer Initiative zum Schutz tropischer Regenwälder. Damit werden die Probleme ‚Klimawandel‘ und ‚Artenschutz‘ gleichzeitig angesprochen. Warum ist E.ON Teil der Initiative und was erhoffen Sie sich davon?

Radermacher: Der Klimawandel ist ein globales Problem, weshalb wir neben unserem lokalen Engagement zum Klimaschutz, dem ökologischen Trassenmanagement, auch global aktiv werden möchten. Neben der weltweiten Reduktion von Emissionen ist es sehr wichtig, natürliche Treibhausgasspeicher zu sichern. Solche Speicher, wie der tropische Regenwald, speichern mehr CO2 als sie emittieren und können die menschengemachten Emissionen zum Teil wieder ausgleichen. Wenn wir diese Senken nicht schützen und sichern, verstärken sich die Auswirkungen der Treibhausgasemissionen noch schneller.

Durch den Schutz des tropischen Regenwaldes wird auch die vor Ort lebende indigene Bevölkerungen unterstützt. Gleichzeitig werden die Länder nicht im Wachstum eingeschränkt, sodass sie auch ihrer Verantwortung für eine nachhaltige Entwicklung nachkommen können. So wird eine Win-win-win-Situation geschaffen, von der auch wir profitieren. Nicht zuletzt werden durch LEAF auch neue Kompensationszertifikate geschaffen, deren Standard von der unabhängigen Organisation ART validiert wurde. Diese Zertifikate können wir mit Eintritt in die LEAF-Koalition für uns und unsere Kunden nutzen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Im ersten Teil unseres Interviews sprachen wir mit Herrn Radermachen über die Bedeutung der Energiewende für die Klimawende und darüber, wie EON sie voranbringen will. Lesen Sie hier mehr dazu.

Quelle: UmweltDialog
 

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