E.ON unterstützt die Energiewende mit neuen Speichermethoden
Mit der Energiewende startet Deutschland eines der ambitioniertesten industrie- und gesellschaftspolitischen Zukunftsprojekte der jüngeren Geschichte. Bei aller Begeisterung für Erneuerbare Energie und der berechtigten Sorge über steigende Strompreise kommt ein Thema dabei in der öffentlichen Debatte momentan jedoch zu kurz: Nur mit effektiven und neuen Speichermethoden kann die Energiewende zum Erfolgsmodell werden.
13.03.2014
An dieser Stelle beginnen aber auch schon die – teils hausgemachten – Probleme. Effektive Speichermethoden für Phasen, in denen nicht ausreichend Strom aus regenerativen Quellen zur Verfügung steht, sind bislang nicht ausreichend vorhanden. Auch das Bundeswirtschaftsministerium räumte 2012 in seinem Sonderheft zur Wirtschaftspolitik „Die Energiewende in Deutschland“ ein, dass „Pumpspeicherkraftwerke bisher die einzige Speichertechnologie ist, die schon heute wirtschaftlich“ zu betreiben ist.
Gleichzeitig berichten immer wieder Betreiber von bürokratischen Hürden und falschen wirtschaftlichen Anreizen. So stand bereits 2013 Deutschlands ältestes Pumpspeicherkraftwerk Niederwartha in der Nähe von Dresden vor dem aus. Zwar funktioniert der Betrieb der Anlage weiterhin einwandfrei – die Preisdifferenz zwischen billigem Nachtstrom und teurem Spitzenlaststrom reicht für einen rentablen Betrieb mittlerweile oftmals nicht mehr aus. Trotzdem sind sich alle Experten sicher, dass die Energiewende ohne den profitablen Einsatz dieser Technologie langfristig zum Scheitern verurteilt ist. Zu wenig berechenbar ist die kontinuierliche Bereitstellung von Strom durch Erneuerbare Energien bislang.
Alte Ideen – neue Wege
Der Düsseldorfer Stromproduzent E.ON will die Energiewende mit eigenen Anlagen unterstützen. So betreibt das Unternehmen im nordhessischen Waldeck die beiden Pumpspeicheranlagen Waldeck I und II. Zusammengenommen bilden sie den viertgrößten Komplex ihrer Art in Deutschland. In lastschwachen Zeiten kann das Wasser des Affolderner Sees in zwei über 300 Meter höher gelegene Speicherbecken auf dem Peterskopf gepumpt werden. Fließt das Wasser in Zeiten mit hohem Strombedarf wieder talwärts, können die oberirdisch und in einem speziellen Kavernenkraftwerk auch unterirdisch angebrachten Turbinen eine Leistung von 600 MW erzeugen.
Doch auch an E.ON geht die Entwicklung auf dem Strommarkt nicht vorbei. Bereits 2011 plante das Unternehmen eine Erweiterung der Kapazitäten um 300 MW und erhielt hierzu auch die notwendigen Genehmigungen der staatlichen Stellen. Der Preisverfall an den Strombörsen und die gestiegene Stromproduktion durch den Ausbau von Erneuerbaren Energien führten allerdings zu einer Verzögerung des Projektes. Erst im Februar 2014 griff E.ON das Vorhaben wieder auf und plant jetzt eine zügige Umsetzung der Baumaßnahmen. Pressesprecher Theodoros Reumschüssel erläutert: „Die Arbeiten zur Erweiterung des Oberbeckens werden in der Sommersaison durchgeführt und sollen bis zum Jahreswechsel abgeschlossen sein.“
Eine wichtige Maßgabe ist aber weiterhin, die Rentabilität der Anlage zu sichern. Um mehr und effektiver Wasser speichern zu können ist daher unter anderem eine Erweiterung der Deichkrone geplant, die das Fassungsvolumen der künstlichen Auffangbecken noch einmal deutlich erhöhen soll. Gleichzeitig soll in der Kaverne von Waldeck II eine weitere Turbine in Betrieb genommen werden. Zukünftig hofft E.ON, so noch flexibler auf die Entwicklung auf dem Strommarkt reagieren zu können. Alleine für die jetzt geplanten Maßnahmen rechnet der Konzern mit einem Investitionsvolumen von ca. 250 Millionen Euro.
Dezentrale Speichermethoden
Zwar sind Pumpspeicherkraftwerke bisher die praktikabelste Form, Energie „zwischenzulagern“, die topografischen Gegebenheiten in Deutschland und klare Umweltschutzauflagen stehen einem großflächigen Ausbau der Kapazitäten allerdings im Wege. E.ON ist daher stark daran interessiert, neue und vor allem dezentrale Speichermethoden zu entwickeln. Bereits 2007 legte der Konzern ein breit angelegtes Forschungsprojekt auf, um zum Beispiel die Möglichkeiten von Kohlenstoff als Energiespeicher oder das Potenzial von Windgasanlagen zu untersuchen.
Jeder Haushalt ein Zwischenspeicher
Ein möglicherweise zukunftsweisendes Projekt hat E.ON 2013 auf der Nordseeinsel Pellworm initiiert. Dort soll die gesamte Insel mit Strom aus regenerativen Quellen versorgt werden – selbst in Zeiten, in denen gerade Flaute herrscht. Gemeinsam mit der Schleswig-Holstein Netz AG hat E.ON hierzu ein spezielles Speichersystem errichtet. Neben dem Ausbau von Wind- und Sonnenkraftwerken ist vor allem ein Netzwerk mobiler Zwischenspeicher Kernstück des Systems.
Zukünftig soll der in windreichen Phasen erzeugte Strom in leistungsstarken Batterien und vor allem in den Heizungssystemen der einzelnen Haushalte „zwischengelagert“ werden. Bei Bedarf – also bei Windstille oder in sonnenlosen Phasen – kann der überschüssige Strom wieder ans Netz abgegeben werden. Die Steuerung erfolgt automatisch über das intelligente Netzmanagement. E.ON erhofft sich von dem Projekt vor allem Erkenntnisse, wie ein für die Energiewende notwendiges flexibles Stromnetz zukünftig beschaffen sein muss und welche Steuerungselemente sich in der Praxis bewähren können. Für Leonhard Birnbaum, im Vorstand der E.ON SE unter anderem für Technologie & Innovation verantwortlich, ein ambitioniertes Projekt, das aber großes Potenzial für die zukünftige Entwicklung bietet: „Wir müssen hier noch viele Erfahrungen sammeln und lernen. Die SmartRegion Pellworm zeigt sehr anschaulich, wie vielversprechende Lösungen für das Energieversorgungssystem der Zukunft aussehen können."