Pionierregion der Wasserstoffwirtschaft
Das Ruhrgebiet als Pionierregion der Wasserstoffwirtschaft: Acht Unternehmen und Institutionen entwickeln einen sektorenübergreifenden Bebauungsplan für Wasserstoffinfrastruktur und -produktion. Die Region soll schneller, vernetzter und nachhaltiger die grüne Transformation vorantreiben.
09.09.2021
E.ON, Evonik, RWE, thyssenkrupp und Vonovia wollen zusammen mit dem Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion, dem RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung die grüne Transformation an Rhein und Ruhr beschleunigen. In einem gemeinsamen Projekt soll ein sektorenübergreifender Zukunftsplan für eine Wasserstoffmodellregion entwickelt werden. Ziel ist es, Pionierlösungen aus Industrie, Energiewirtschaft, Mobilität und Wohnen zu vernetzen, um das Ruhrgebiet zur Vorreiterregion für eine erfolgreiche Energiewende zu machen.
Das Ziel: Das Ruhrgebiet soll zu dem Industrie-, Wohn- und Lebensraum mit CO2-freiem Wasserstoff in Deutschland werden und damit Maßstäbe für eine Wasserstoffwirtschaft in industriellen Ballungsräumen setzen. Das Projekt soll die Grundlage für die dafür notwendige Planung für Infrastruktur und Produktion schaffen.
Die Aufgabe: Die Transformation einer der größten deutschen industriellen Kernregionen wie dem Ruhrgebiet, in der 6,2 Prozent der in Deutschland lebenden Bevölkerung wohnt, ist eine erhebliche Herausforderung. Es gilt, den sektorenübergreifenden Wasserstoffbedarf zu ermitteln, den dafür erforderlichen Ausbau Erneuerbarer Energien oder alternativer Wasserstoffimporte zu bemessen sowie die notwendige Transportinfrastruktur aufzuzeigen. Aus den erhobenen Daten entsteht eine Roadmap, anhand derer koordinierte Infrastrukturinvestitionen mit den privatwirtschaftlichen Investitionszyklen optimal abgestimmt werden können. Eine solche Roadmap ist Voraussetzung, um Planungssicherheit für alle Beteiligten zu schaffen und die Region zum attraktiven Investitionsstandort zu machen. In keiner anderen deutschen Region ist die Ausgangslage besser, um diese Aufgabe zu lösen: Mit einer einzigartigen Verknüpfung über alle Sektoren hinweg können im Ruhrgebiet Synergien bei Erzeugung, Speicherung, Verteilung und Verbrauch gehoben werden. Die Bedingungen für den Aufbau einer flächendeckenden Wasserstoffinfrastruktur sind ideal.
Der Anspruch: Das Ruhrgebiet soll zu einer führenden Wasserstoffmodellregion werden – mit einem ganzheitlichen, sektorenübergreifenden Bebauungsplan für Wasserstoffproduktion und -infrastruktur. Dabei will das Projekt die Transformation konkret beschreiben und Pilotprojekte auf den Weg bringen, die bis 2030 mindestens 50 Prozent des in der Region benötigten treibhausgasarm erzeugten Wasserstoffes zur Verfügung stellen. Im Ergebnis soll das Projekt signifikant und schnell zur Reduktion der CO2-Emissionen im Ruhrgebiet beitragen, während eine leistungsfähige Industrieregion erhalten bleibt.
Die Partner: Eine integrierte Planung, die das Ruhrgebiet zum Pionier der Wasserstoffwirtschaft machen kann, braucht wissenschaftliche Expertise und engagierte Unternehmen mit dem Willen zur Gestaltung und Transformation. Sie braucht aber auch politische Unterstützung durch Bund und Länder, um als einzigartiges Ökosystem/Netzwerk die Grundlagen für eine beschleunigte grüne Transformation des Ruhrgebietes zu schaffen.
Prof. Dr. Dr. h. c. Ursula Gather, Vorsitzende des Kuratoriums der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung: „Die grüne Transformation kann in einem großen Maßstab nur durch Innovation über Wertschöpfungsketten hinweg gelingen. Denn das Ausmaß der Herausforderungen ist zu groß, um sie alleine zu lösen. Neue Innovations-Ökosysteme sind erforderlich, die zum Durchbruch bei der Energiewende und zur Erreichung von Klimaneutralität helfen. Ein solches Ökosystem kann aber nur dann erfolgreich sein, wenn Akteure aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen wie Industrie und Forschung gut moderiert zusammenarbeiten. Das Ruhrgebiet hat dabei die besten Voraussetzungen, die grüne Transformation erfolgreich zu gestalten und die Energiewende für Deutschland voranzutreiben.“
Leo Birnbaum, Vorstandsvorsitzender der E.ON S.E.: „Bis zum Jahr 2030 wollen wir als Gesellschaft unsere CO2 Emissionen um 65 Prozent reduzieren. Uns bleiben neun Jahre oder gut 100 Monate, um unser Energiesystem fundamental zu verändern und dezentral erzeugte und grüne Energie aufzubauen. Für E.ON heißt das, die Strom- und Wasserstoff-Infrastruktur in Rekordtempo aufzubauen, sowie effiziente Systeme zu entwickeln um die Sektoren Strom, Wasserstoff und Wärme intelligent zusammenzuführen. Vom Erfolg wird die Zukunft unserer Wirtschaft, unseres Wohlstands und der Erhalt der Umwelt abhängen.“
Christian Kullmann, Vorstandsvorsitzender der Evonik Industries AG: „Grüner Wasserstoff wird noch auf Jahre hinaus knapp sein. Deshalb müssen wir Prioritäten setzen und ihn da verwenden, wo wir den höchsten Klimaschutzeffekt erzielen. Bislang optimieren alle nur ihr eigenes Spielfeld. Mit einer sektorenübergreifenden Zusammenarbeit schaffen wir Synergien und reduzieren den Gesamtbedarf an grünem Strom und grünen Energieträgern. Eine effiziente Mittelallokation gelingt nur gemeinsam.“
Prof. Dr. Robert Schlögl, Direktor am Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion: „Eine zentrale Herausforderung für die Klimaneutralität der Industrie ist die schnelle Umstellung etablierter fossiler Wertschöpfungsketten auf neue Ressourcen und Energieträger wie Wasserstoff und erneuerbare Energien. Dieser Fortschritt wird jedoch grundlegend durch den limitierten Zugang zu diesen Ressourcen bestimmt. Eine übergeordnete Koordinierung wird die Transformation zu grünen Produkten insgesamt erheblich beschleunigen, für alle planbarer und vor allem effizient machen.