Japanische Edelhölzer als Kapitalanlage
Zwei deutsche Jungunternehmer wollen in den kommenden Jahren mithilfe des japanischen Kiri-Baumes Holz zu Geld machen. Mittels eines geschlossenen Fonds wird ein Projekt finanziert, das nicht nur ökonomischen Kriterien gerecht werden soll, sondern auch einen Beitrag zur Reduktion des weltweiten CO2-Ausstoßes und zum Schutz der Regenwälder beitragen will.
03.08.2010
Die Gründer der WeGrow GmbH zählen sich selbst zu einer neuen Generation von Unternehmern, die ein „ausgeprägtes Interesse an einem langfristig und wirklich nachhaltig funktionierenden Investmentmodell besitzt.“ Aus diesem Grund züchtete Peter Diessenbacher, heute Geschäftsführer von WeGrow, schon während seines Studiums an der Universität Bonn eine Variante des japanischen Edelbaumes, die sich auch für großflächige Plantagenpflanzungen in den gemäßigten Klimazonen Europas eignet. Die guten Verarbeitungs-Eigenschaften des Baumes dienen ihm heute als Grundlage des Geschäftsmodells: Auf 120 ha Fläche sollen ab diesem Jahr verschiedene Kiri-Plantagen in Nordrein-Westfalen und Sachsen-Anhalt entstehen. Den Initiatoren geht es bei der Auswahl von Standorten vor allem um eine gleichmäßige Verteilung von Anbaurisiken auf unterschiedliche Flächen.
Die Anleger können sich an dem Vorhaben in Form eines geschlossenen Fonds beteiligen. Bevor mit ersten Renditen gerechnet werden darf, müssen die Bäume aber rund zwölf Jahre wachsen, um ausreichend Holz für den Verkauf liefern zu können. Gleichzeitig soll es durch die regionale Verzahnung des Unternehmens jederzeit möglich sein, die eigenen Anlageobjekte, in diesem Falle großflächige Baumplantagen, zu besichtigen und so seinem Kapital „beim Wachsen“ zuzusehen.
So schnell wie eine Pappel, so wertvoll wie Teakholz
Besondere Merkmale des Baumes sind vor allem seine, der Pappel ähnlichen, kurzen Wachstumsphasen, seine Maserung sowie die Qualität des Holzes, die nur mit der von anderen Edelhölzern aus den Regenwäldern vergleichbar ist. Innerhalb von zwölf Jahren kann eine Kiri-Pflanze einen 6-8 Meter langen astfreien Stamm ausbilden, so Firmengründer Diessenbacher. Lange und grade Stämme sind besonders wichtig, da nur solches Holz sich für den Einsatz in der hochwertigen Möbel- oder Bootsbaubranche eignet.
Besonders in jungen Jahren entwickelt der Baum sehr große Blätter, was die Wachstumsphase begünstigt und zur Aufnahme großer Mengen Kohlenstoffdioxid führe. Aus klimapolitischer Sicht ergäbe sich damit eine Win-win-Situation, da die erwirtschafteten CO2 Gutschriften ein am Markt begehrtes Potenzial darstellten. Nach den Maßgaben des Kyotoprotokolls ist es möglich, forstwirtschaftliche Aktivitäten in die CO2-Bilanz einzubeziehen. Auf diese Weise erwirtschaftete Überschüsse können von CO2-emittierenden Unternehmen abgekauft werden.
Auch wenn die Holzeinfuhr aus den tropischen Regionen in Europa limitiert ist, wird Edelholz weltweit noch immer illegal geschlagen und exportiert. Eine neue Studie des Forschungsinstitutes „Chatham House“ in London spricht in diesem Zusammenhang von 100 Millionen Kubikmeter Holz im Jahr 2008. Geht es nach dem Willen Diesenbachers, könnte die illegale Einfuhr teilweise schon bald durch Kiri-Holz aus heimischer Produktion ersetzt werden. Das zudem Arbeitsplätze und Lebensqualität in Deutschland schaffe, sei ein weiterer Vorzug dieses Projektes.
Qualitätssicherung durch internationale Standards
Langfristig sollen daher auch alle vom Fonds bewirtschafteten Flächen nach den Richtlinien des Forest Stewardship Council (FSC) beziehungsweise Pan European Forest Certification Council (PEFC) zertifiziert werden. Diese Einrichtungen geben die Standards für eine nachhaltige Bodenbewirtschaftung vor und sorgen für deren Einhaltung. Besonders der FSC hat schon seit 1993 Erfahrungen in Süd- und Mittelamerika bei der Bewirtschaftung großer Edelholzplantagen gesammelt.
Das PEFC-Zertifizierungssystem wird in Deutschland zurzeit auf die Agrarforstwirtschaft ausgeweitet. Es soll eine ökonomisch, ökologisch sowie sozial ausgewogene Bewirtschaftung von Anbauflächen innerhalb Deutschlands ermöglich. Die Geschäftsführung der WeGrow beteiligt sich dabei an der Ausarbeitung verbindlicher Kriterien zur Sicherung nachhaltiger Plantagenwirtschaft.
Allerdings ist das Misstrauen gegenüber der Branche in der Vergangenheit durch den Zusammenbruch einiger Anlagemodelle wie etwa 2006 im Fall von Prime Forestry gewachsen. Damals mussten über 3.000 Anleger den teilweisen Totalverlust ihrer Einlagen hinnehmen, nachdem Teile der Geschäftsführung Gelder in Millionenhöhe in Scheinfirmen rund um den Globus verschwinden ließen. WeGrow will diesen Vertrauensverlust durch die Nähe der Anlageobjekte zu den Kunden ausgleichen.
Durch eine Kooperation mit einer Benrather Wirtschaftsprüfungsgesellschaft soll zudem die korrekte Verwendung der eingebrachten Mittel sichergestellt und größtmögliche Transparenz geschaffen werden. Diessenbacher und seine Mit-Geschäftsführerin Allin Beatrice Gasparian sind überzeugt, dass sie es Anlegern mit diesen Maßnahmen ermöglichen an einem „umweltgerechten und zukunftsweisenden Projekt zu partizipieren“.