Gärtner haben ein natürliches Interesse an effizientem Wassermanagement
Das Geheimnis guten Gärtnerns liegt nicht zuletzt in der richtigen Bewässerung der Pflanzen. Für Hobbygärtner sind Gartencenter und Baumärkte wichtige Partner. Wie können die Märkte ihre Kunden darin unterstützen, sorgsam mit der knappen Ressource Wasser umzugehen? Welche Maßnahmen ergreifen sie selbst? Antworten auf diese Fragen hat Dominique Rotondi.
19.02.2020
UmweltDialog: Herr Rotondi, Wasser ist ein kostbares Gut. Was tut toom, um diese Ressource in seinen Prozessen zu schonen?
Dominique Rotondi: Ein großer Teil des Wassers, das wir an unseren Standorten verbrauchen, wird für das Gießen unserer Pflanzen im Gartencenterbereich eingesetzt. Gerade in trockenen Sommern ist da der Bedarf natürlich höher. Um hier den Trinkwasserverbrauch zu minimieren, haben viele unserer Märkte Zisternen, aus denen sie einen Großteil der benötigten Menge abdecken können. Zusätzlich sensibilisieren wir natürlich unsere Mitarbeiter, mit der Ressource Wasser effizient umzugehen. Darüber hinaus haben wir einen neuen Baustandard. Hier werden dann unter anderem bei neuen Standorten nur noch „berührungslose Armaturen“ eingebaut, die den Auslauf von Trinkwasser zum Händewaschen minimieren.
Des Weiteren haben wir ein Energie-Monitoring, welches auffällige Mehrverbräuche direkt verfolgt und eventuelle Mängel (Beispiel: durchlaufende WC-Spülung) abstellt.
UD: Schon bei der Aufzucht beim Gartenbaubetrieb verbrauchen Pflanzen Wasser und belasten eventuell anderweitig die Umwelt. Können Kunden erkennen, wie ressourcenschonend ihre Pflanzen erzeugt wurden?
Rotondi: Gärtner haben natürlich ein eigenes Interesse, mit einem effizienten Wassermanagement den Verbrauch in der Anzucht ihrer Kulturen zu minimieren. Zusätzlich setzen wir bei unseren Lieferanten voraus, dass sie zu 100 Prozent entweder nach MPS oder GLOBALG.A.P. zertifiziert sind. Durch die umgesetzten Zertifizierungen wird der Umgang mit Ressourcen jährlich kontrolliert und dokumentiert. Dadurch kann der Gartenbaubetrieb transparent Potenziale für weitere Einsparungen erkennen, und er wird für gegebenenfalls vorhandene Risiken der Umweltbelastung sensibilisiert. Außerdem werden die Auswirkungen auf Grundwasser oder Oberflächengewässer durch die Einhaltung der guten Agrarpraxis und der kontrollierten Sicherheitsvorkehrungen minimiert. Viele unserer Gärtnereien nutzen für die Bewässerung der Pflanzen aufgefangenes Regenwasser und fangen überschüssiges Wasser wieder auf.
UD: Wir sind nicht nur aufgerufen, Wasser zu sparen, sondern auch dafür zu sorgen, dass das Wasser sauber bleibt. Wie unterstützt toom Hobby-Gärtner darin, dass sie nicht durch unbedachtes Spritzen oder falsches Düngen das Grundwasser belasten?
Rotondi: toom Mitarbeiter in den Märkten und speziell im Gartencenter beraten unsere Kunden zu den relevanten Produkten. Dazu gehört insbesondere auch die richtige Anwendung, da hier zum Beispiel durch Überdosierung oder Anwendung an falschen Stellen wie Oberflächengewässern weitreichende negative Folgen entstehen können. Dies gilt vor allem für Produkte, die nicht vom Kunden im Selbstbedienungsbereich der Märkte ausgewählt werden können, sondern nur nach vorheriger Beratung durch den Mitarbeiter aus abgeschlossenen Schränken herausgegeben werden. Hier müssen unsere Mitarbeiter auch regelmäßig den Sachkundenachweis durch Prüfungen erneuern, um immer die aktuellen notwendigen Informationen an die Kunden geben zu können. Darüber hinaus möchten wir unsere Kunden auch sensibilisieren und ihnen alternative Produkte anbieten. So haben wir als erster Baumarkt in Deutschland Glyphosat ausgelistet und gleichzeitig ein Sortiment an umweltverträglichen Produkten zur Verfügung gestellt.
UD: toom Baumarkt hat sich in seiner Nachhaltigkeitsstrategie dem respektvollen Umgang mit Mensch und Umwelt verschrieben. Welche Einflüsse hat diese Zielsetzung auf Ihr gesamtes Sortiment?
Rotondi: Nachhaltigkeit ist zentraler Bestandteil der toom Unternehmensstrategie. Auf Produktebene ist neben dem Aspekt Umweltverträglichkeit auch die Sicherstellung von fairen Arbeitsbedingungen bei der Produktion ein Teil unseres nachhaltigen Engagements. Je nach Produktgruppe unterscheiden sich dann die Kriterien, die ein Produkt nachhaltiger machen. Im Bereich Blumenerde ist zum Beispiel unsere Strategie, bis 2025 zu 100 Prozent aus torfhaltigen Erden auszusteigen. Das hat positive Auswirkungen auf das Klima und die sensiblen Ökosysteme in Mooren. Im Bereich Natursteine war uns wichtig, durch das Xertifix Plus Label in den Produktionsländern China und Indien faire Arbeitsbedingungen durchzusetzen. Ebenso sorgen wir mit Fair Trees dafür, dass für jede unserer verkauften Nordmanntannen ein fairer Baum nachgepflanzt wird. Voraussetzung dafür sind sichere Arbeitsbedingungen der Samenpflücker in Georgien, faire Löhne sowie Kranken- und Unfallversicherungen. Das stellen wir mit Fair Trees gemeinsam sicher. Im Bereich Anstrichmittel und Bodenbeläge steht das Thema Wohngesundheit im Vordergrund: hier können unsere Kunden beispielsweise am PRO PLANET Label oder dem Blauen Engel besonders emissionsarme Produkte erkennen. Ein Highlight ist zum Beispiel Green Vinyl, das bei vergleichbaren Eigenschaften wie dem beliebten Vinylboden ohne PVC und Weichmacher produziert wird.
UD: Kommen wir zu Verpackungen: Baumarktprodukte werden oft in Einweg- Kunststoffverpackungen angeboten, die letztendlich den Plastikmüllberg vergrößern und als Mikroplastik in den Wasserkreislauf gelangen. Gibt es dazu alternative Lösungswege?
Rotondi: Wir arbeiten an verschiedenen Stellen und Produktbereichen daran, unsere Verpackungen zu optimieren. Im Idealfall bedeutet das, dass wir komplett auf Verpackungen verzichten. Alternativ verringern wir den Materialeinsatz oder setzen alternative Materialien wie Rezyklate oder FSC-zertifizierten Karton ein. So haben wir zum Beispiel im Bereich Dispersionsfarben seit der Umstellung auf Rezyklat schon 900 Tonnen an CO2 eingespart. Auch verzichtet toom seit 2018 schon auf Einwegtüten und bietet nur noch Mehrwegvarianten wie Tüten aus recyceltem PET oder Baumwolle an. So sparen wir knapp 500.000 Einwegtüten pro Jahr ein. Im Bereich Pflanzen werden wir im nächsten Jahr zu den ersten gehören, die das neue Floritray- Mehrwegsystem für den Pflanzentransport vom Gärtner in die Märkte nutzen werden. Hierdurch können wir im Vergleich zu den millionenfach genutzten Einweg-Wasserpaletten zum Beispiel 30 Prozent an CO2 einsparen und einen Teil des Kunststoffverbrauchs im Bereich Garten reduzieren.
UD: Vielen Dank für das Gespräch!