Kleiderspende mit FairWertung: Wo Alt-Kleidung wirklich gut ankommt
Immer mehr Menschen wollen ihre Alt-Kleider nicht mehr in die Container werfen, weil sie fürchten, dass Sie damit mehr Schlechtes als Gutes tun. Sie in den Müll zu werfen, wäre aber auch schade. Was kann man tun?
07.06.2017
Warum ist der Ruf von Altkleidersammlungen vielfach so schlecht?
Thomas Ahlmann: Die Altkleiderbranche leidet seit Jahren unter dubiosen Sammelmethoden einiger schwarzer Schafe unter den Sammlern. Vielerorts sind zum Beispiel illegale Container ohne Genehmigung aufgestellt, die oft nicht als solche zu erkennen sind. Außerdem werden nicht selten Spender über den tatsächlichen Charakter einer Sammlung getäuscht, wenn beispielsweise gewerbliche Sammler gemietete Logos verwenden oder sogar mit frei erfundenen Vereinsnamen werben.
Zudem sind die Hintergründe und Zusammenhänge des Altkleidermarktes großen Teilen der Bevölkerung nicht bekannt. Viele wissen zum Beispiel nicht, welche Mengen an Textilien anfallen und was mit gespendeten Textilien tatsächlich passiert. Das sorgt stellenweise für Unmut, wenn die Spender etwa erfahren, dass ihre Bekleidungsspende entgegen ihrer Erwartung an Textilverwerter verkauft wurde und dadurch zur Geldspende geworden ist. Leider haben sich in der Vergangenheit auch gemeinnützige Organisationen nicht immer mit Ruhm bekleckert und nicht über die Zusammenhänge informiert.
Wie erkenne ich die schwarzen Schafe? Welche Sammlungen sollte man meiden?
Containerbeschriftungen als auch Sammelzettel sollten sehr genau gelesen und kritisch geprüft werden. Wenn keine nachprüfbaren Kontaktdaten oder lediglich eine Handynummer angegeben sind, unter der aber niemand erreichen ist, dann sollte man misstrauisch sein. Aktuell fallen vermehrt illegal aufgestellte Container aus silbernem Blech auf, die kleiner als die üblichen Container sind.
Auch bei Sammlungen mit Wäschekörben oder Sammeleimern ist oftmals Vorsicht geboten. Nachprüfbare Kontaktdaten fehlen ebenfalls oft, und außerdem werden die Behälter ohne Zustimmung der Grundstücksbesitzer vor die Häuser gestellt. Auch hierbei werden häufig gemietete oder fiktive Vereinsnamen verwendet, um den gewerblichen Charakter der Sammlung zu verschleiern.
Wohin also gebe ich meine Altkleider am Besten?
Wenn Sie mit Ihrer Kleidung möglichst soziale Zwecke unterstützen möchten, ist das Zeichen FairWertung auf Sammelcontainern und Sammelaufrufen eine gute Orientierungshilfe.
Grundsätzlich sind örtliche Kleiderkammer oder Sozialkaufhäuser gemeinnütziger Träger eine gute Anlaufstelle. Dort wird Kleidung direkt an Menschen mit weniger Geld weiter gegeben. Sammelcontainer sollte man stets genau prüfen, ob wirklich eine gemeinnützige Organisation dahinter steht und durch den Weiterverkauf der Sammelmengen davon profitiert.
In jedem Fall gilt: Mit jedem Kleidungsstück, das Sie einer gemeinnützige Einrichtung geben, unterstützen Sie soziale Ziele und helfen, Geld für Programme und Projekte zu erwirtschaften.
„Da sind doch alles Sachen, die man noch gebrauchen kann…“ Was gehört eigentlich in den Sammelbeutel und was nicht?
Besonders gesucht sind moderne, gut erhaltene Bekleidungsstücke und Schuhe. Die Textilien sollten gewaschen, die Schuhe paarweise gebündelt in die Kleidersammlung gegeben werden. Auch Bettwäsche, Stofftischdecken, Hüte & Mützen und andere Accessoires werden gesammelt.
Dagegen gehören stark zerschlissene oder verschmutzte Kleidungstücke, löchrige Schuhe sowie Teppiche, Möbelpolster und Elektrogeräte nicht in die Kleidersammlung.
Was passiert mit meiner Kleidung?
Textilien aus Containern und Haustürsammlungen werden in der Regel unsortiert an Textilverwerter verkauft – auch von gemeinnützigen Sammlern. Auch die Überschüsse aus Kleiderkammern und Kleiderläden gehen an gewerbliche Abnehmer.
Das ist insofern auch nicht verwerflich, da die Menge der in Deutschland gesammelten Textilien um ein Vielfaches höher ist als der Bedarf vor Ort. Die gemeinnützigen Sammler erzielen mit dem Weiterverkauf Erlöse für ihre soziale Arbeit.
Abnehmer der Textilen sind Textilsortierbetriebe, in denen die Mitarbeiter genau prüfen, was noch tragbar ist und was nicht. Die Sachen, die kaputt und nicht mehr verwendbar sind, werden an Recyclingfirmen verkauft, die die Stoffe weiterverwerten. Es werden Putzlappen daraus, Malervlies oder das Rohmaterial für die Innenverkleidungen von Autos. Noch gut erhaltene Kleidungstücke, das ist ungefähr die Hälfte der Textilien in Altkleidersammlungen, werden als Secondhand-Kleidung weiterverkauft. Die meisten Sachen gehen so nach Osteuropa und Afrika. Vor allem für ärmere Menschen dort sind die Secondhand-Märkte die beste Möglichkeit, sich mit bezahlbarer Bekleidung von guter Qualität zu versorgen.
Kann ich sicher sein, dass sie Bedürftige bekommen?
Die örtlichen Kleiderkammern oder Sozialkaufhäuser der gemeinnützigen Träger geben Kleidung direkt an Menschen mit weniger Geld weiter. Über den Handel kommen die Textilien zudem in Regionen mit niedriger Kaufkraft. Besonders dort ist Secondhand-Kleidung sehr gefragt. Denn sie ist für viele Menschen die preisgünstigste Möglichkeit, sich mit guter und modischer Kleidung zu versorgen. Und damit ist sie am Ende der Kette bei jemandem gelandet, der sie gut gebrauchen kann.
„Ich möchte nicht, dass meine Kleidung die Textilindustrie in Afrika zerstört…“ Machen Kleiderspenden die Textilproduktion in Entwicklungsländern kaputt?
FairWertung hat sich seit seiner Gründung immer wieder mit dieser Frage auseinandergesetzt und auch eine eigene Untersuchung – das „Dialogprogramm Afrika“ – durchgeführt. Durch das Dialogprogramm und andere Untersuchungen teilt FairWertung die pauschale Kritik an Gebrauchtkleiderexporten heute nicht mehr. Der Rückgang der Textilproduktion, zum Beispiel in Afrika, wird mittlerweile nicht in erster Linie auf den Import von Secondhand-Kleidung zurück geführt.
Vielmehr werden schwierige Standortbedingungen in vielen afrikanischen Ländern, wie beispielsweise hohe Energiekosten, ein schlechter Zugang der Betriebe zu Kapital, mangelndes Know-how, fehlende Ersatzteile etc., für die rückläufige Bekleidungsproduktion in den letzten Jahrzehnten verantwortlich gemacht.
Andersrum: Schafft Second Hand Kleidung Beschäftigung?
Das Sammeln, Sortieren, Umarbeiten und der Verkauf von gebrauchter Kleidung schafft Arbeitsplätze im In- und Ausland – bei privaten Unternehmen wie auch bei gemeinnützigen Organisationen. So bieten zum Beispiel gemeinnützige Beschäftigungsgesellschaften Arbeit und berufliche Qualifikation für Menschen, die von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen sind, etwa in den Secondhand-Läden.
Auch in den Importländern bestreiten viele Menschen – insbesondere Frauen und Jugendliche – ihren Lebensunterhalt vom Handel mit gebrauchter Kleidung.
Flohmärkte, Kleidertausch, ebay – Second Hand ist im Trend, macht sich das auch in den Sammelstellen bemerkbar? Landet hier weniger?
Grundsätzlich begrüßen wir alles, was die Tragedauer von Textilien ganz allgemein verlängert. Angesichts der Mengen, die heute gekauft und dementsprechend schnell wieder aussortiert werden, macht sich dieser Trend bei den Sammlern nur sehr begrenzt bemerkbar. Ein viel größeres Problem ist, dass die Qualität der Textilien immer mehr abnimmt, sie dadurch teilweise nur eine kurze Tragedauer haben und auch nicht mehr als Secondhand-Bekleidung nutzbar sind.