Kleiner Tropfen, große Wirkung
Effizientere Bewässerungsmethoden wie die Tröpfchenbewässerung und ein innovatives Wasserressourcen-Management werden nicht nur in Ländern mit großer Trockenheit immer wichtiger. Lösungen gibt es von weltweit agierenden Unternehmen und innovativen Forschungsprojekten.
22.01.2020
Die Landwirtschaft ist mit einem Gesamtverbrauch von fast 70 Prozent der größte Nutzer von Trinkwasser weltweit. Doch die Wasserressourcen werden in vielen Teilen der Welt übernutzt. Nicht nur besonders trockene Länder sind daher vom Wasserstress betroffen, sondern auch Regionen mit intensiver landwirtschaftlicher Bewässerung, wie beispielsweise China. Wir brauchen daher neue Strategien: „Eine regelrechte Wasserwende hin zu einer nachhaltigen Nutzung aller vorhandenen Ressourcen ist möglich und eine wichtige Voraussetzung für die weltweite Wasser- und Sanitärversorgung“, erklärt Martin Zimmermann, Wasserforscher beim Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE).
Drip Irrigation
Wie lässt sich das in der Landwirtschaft umsetzen? Eine mögliche Lösung: effizientere Bewässerungstechniken, wie die Tröpfchenbewässerung. Dabei transportieren Rohr- oder Schlauchleitungen das Wasser direkt zu den Wurzeln der Pflanzen, wo es in exakten Mengen abgegeben wird. Als Pionier der Tröpfchenbewässerung gilt das israelische Unternehmen Netafim. Schon seit 1965 stellt der Konzern solche Systeme her. Was ursprünglich entwickelt wurde, um in Israel mit der Wasserknappheit umzugehen, ist heutzutage am Weltmarkt angekommen. Mehr als 2,5 Milliarden Meter an Tropfrohr produziert Netafim jährlich für Abnehmer in über 110 Ländern.
Der Erfolg dieses Bewässerungssystems begründet sich vor allem durch die vielen Vorteile: „Landwirte, die Tropfbewässerung anwenden, erreichen Wasserersparnisse von 40 bis 60 Prozent oder mehr, während größere und höherwertige Erträge erzielt werden“, heißt es bei Netafim Deutschland. Windabdrifte werden vermieden, die Verdunstung stark reduziert. Auch eine Überversorgung der Pflanzen kommt so nicht mehr vor. In Deutschland lohnt sich das System wirtschaftlich aktuell aber nur für besonders umsatzstarke Sonderkulturen, zeigt eine Beispielkalkulation von Dr. Thomas de Witte vom Thünen-Institut für Betriebswirtschaft. Zwar erhöht sich der Ertrag um etwa 20 Prozent, dafür ist die Tröpfchenbewässerung in Anschaffung und Unterhalt vergleichsweise teuer.
Ganzheitliche Lösungen von der NORMA Group
Die Nachfrage nach solchen Bewässerungslösungen steigt trotzdem weltweit: „Wassermanagement ist ein maßgeblicher Wachstumsmarkt für uns als Marktführer für Verbindungs- und Fluid-Handling-Technologie“, weiß Bernd Kleinhens, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der NORMA Group. Die Tröpfchenbewässerungssysteme des Unternehmens sparen eigenen Angaben zufolge bis zu 70 Prozent Wasser im Vergleich zu herkömmlichen Sprinklersystemen. Sie sind dabei nicht nur für die Landwirtschaft ausgelegt, sondern lassen sich auch für den Garten- und Landschaftsbau sowie das Bauwesen anpassen. Mit NORMA Clean Water setzen sich die Maintaler zudem für eine bessere Wasserversorgung in Regionen mit großer Wasserknappheit ein. Bis 2020 will das Unternehmen in den ländlichen Regionen von Codó und Peritoró in Brasilien neue Trinkwasseranlagen errichten. Zirka 400 Familien erhalten so Zugang zu sauberem Wasser.
Integriertes Wasserressourcen- Management in Namibia
Wie man Ländern, die von starker Wasserknappheit betroffen sind, helfen kann, zeigt auch das internationale Verbundprojekt CuveWaters in Namibia. Die Region im Cuvelai-Etosha Becken leidet unter extremen klimatischen Schwankungen. Dürren und Überflutungen wechseln sich ab, das Grundwasser ist sehr salzhaltig. Um die Wasserverfügbarkeit dort deutlich zu verbessern, führte CuveWaters gemeinsam mit den Einheimischen ein integriertes Wasserressourcen-Management ein.
Dazu installierte das Projektteam beispielsweise eine Regenwassersammlung und eine unterirdische Wasserspeicherung. Das so gewonnene Wasser lässt sich für die Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen nutzen. Eine solargekoppelte Grundwasserentsalzung sowie ein städtisches Abwasser- und Sanitärkonzept mit Wasserwiederverwendung vervollständigen das System. Die Ergebnisse und Erfahrungen des Projektes hielt CuveWaters 2018 schließlich in einer Publikation fest: „Die im Buch beschriebenen Lösungen können nun Blaupause sein für andere Trockenregionen der Erde, die von dem Wechsel klimatischer Extreme wie Überschwemmungen und Dürre betroffen sind“, findet Stefan Liehr, Wasserforscher beim ISOE und Mitherausgeber des Buches.