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Kakao: Nestlé berichtet über Erfolge im Kampf gegen Kinderarbeit

Der Anbau von Kakao sichert weltweit den Lebensunterhalt von 40 bis 50 Millionen Menschen. Allerdings arbeiten auf den Farmen in den meist armen Anbauländern auch viele Minderjährige mit, oft unter riskanten Bedingungen. Der Lebensmittelgigant Nestlé stemmt sich dagegen und konnte in den vergangenen Jahren nach eigenen Angaben schon einiges erreichen – auch dank eines tieferen Einblicks in die Gründe und Formen von Kinderarbeit.

07.02.2018

Kakao: Nestlé berichtet über Erfolge im Kampf gegen Kinderarbeit
Bildung ist wichtig, um Kinderarbeit zu beseitigen.

Kinderarbeit ist ein komplexes Phänomen – Armut und fehlender Zugang zu Bildung zählen zu den zentralen Herausforderungen. In den allermeisten Fällen findet Kinderarbeit in den Familien statt – sie helfen auf der eigenen Farm mit, üben dabei aber Tätigkeiten aus, die für ihr Alter nicht zulässig sind, wie das Tragen von schweren Lasten oder das Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln. Häufig fehlen Geburtsurkunden oder das Geld für Schulgebühren und –material, so dass Jugendliche keine weiterführende Schule besuchen können und stattdessen auf der Farm arbeiten.

Dokumentiert hat Nestlé die Fortschritte in dem Bericht „Tackling Child Labour“, den der Lebensmittelkonzern zusammen mit der International Cocoa Initiative (ICI) erstellt hat. Im Zentrum steht darin das sogenannte „Child Labour Monitoring and Remediation System (CLMRS)“, das Nestlé mit der ICI aufgesetzt hat. Es soll mehr Klarheit über die Ursachen von Kinderarbeit auf den Plantagen schaffen und durch Ansprechpartner vor Ort gezielte Maßnahmen ermöglichen. Erprobt wurde es seit 2012 an der westafrikanischen Elfenbeinküste, von wo Nestlé mehr als die Hälfte seines Kakaos bezieht.

Mehr Transparenz für die Kakao-Lieferkette

An der Elfenbeinküste leben rund 800.000 Kleinbauern vom Kakaoanbau. Diese verkaufen ihre Ernte meist nicht direkt an die Schokoladenhersteller, sondern häufig an Kleinhändler (Pisteurs), die die Bohnen wieder an Zwischenhändler verkaufen, die sie dann Exporteuren anbieten. Diese mehrstufige Lieferkette machte es für Endabnehmer wie Nestlé schwierig, den Ursprung des Kakaos zurückzuverfolgen. Schon 2009 hat der Konzern daher seinen „Nestlé Cocoa Plan“ ins Leben gerufen. Er soll mehr Transparenz in die Lieferkette bringen und mehr Nachhaltigkeit, durch Bereitstellung ertragsreicher Pflanzen etwa, durch langfristige Abnahmevereinbarungen und Trainings der Kleinbauern.

110 Millionen Franken hat der Konzern dafür über einen Zeitraum von zehn Jahren vorgesehen. Geld, das Nestlé auch ausdrücklich für den Kampf gegen Kinderarbeit einsetzt, einer zentralen Säule des Cocoa Plans. Ziel ist, die Ursachen von Kinderarbeit zu bekämpfen – durch Unterstützung der Bauern vor Ort etwa oder den Bau von Schulen. Die Herausforderung bleibt aber groß: Eine 2011 von Nestlé bei der Fair Labor Association beauftragte Studie kam zu dem Ergebnis, dass kein Unternehmen, das Kakao aus der Elfenbeinküste bezieht, garantieren kann, dass dieser ohne die Arbeit von Kindern zu den Verbrauchern gelangt. Auch Zertifizierung alleine bietet keine vollständige Sicherheit.

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Kinderarbeit: Klarheit über Ausmaß schaffen

Die Fair Labor Association, eine Allianz aus Nichtregierungsorganisationen, Universitäten und Unternehmen, empfahl daraufhin, ein umfassendes und wirksames System zur Identifizierung gefährdeter Kinder einzuführen, um exakter herauszuarbeiten, wie sie unterstützt werden können. Das Ergebnis ist das jetzt einer ersten Bilanz unterzogene „Child Labour Monitoring and Remediation System (CLMRS)“ des Lebensmittelkonzerns. Es basiert auf einem Netz von Vertrauenspersonen vor Ort, die jedes Mitglied und jede Farm besuchen, die am „Nestlé Cocoa Plan“ teilnehmen. Sie suchen gezielt nach möglichen Hinweisen auf Kinderarbeit und sprechen mit den Verantwortlichen, um Lösungen zu finden – ohne dass die Bauern Sanktionen fürchten müssen, wenn sie ehrliche Auskunft erteilen.

Die gesammelten Informationen landen in einer Datenbank, werden von den Kooperativen überprüft und schließlich an die International Cocoa Initiative übermittelt, die durch die Masse der Daten Trends und Entwicklungen erkennen und Gegenmaßnahmen einleiten kann. Vor Ort werden diese dann durch sie oder Partner umgesetzt. Im Anschluss werden die erfassten Minderjährigen weiter im Auge behalten, um sicherzustellen, dass die Maßnahmen langfristig eingehalten werden. Gewohnheit und fehlendes Verständnis sind dabei mit die größten Hürden, sowohl bei den Farmern als auch bei den Jugendlichen selbst.

Bei der Ernte

Erste Zwischenbilanz weckt Hoffnung

Laut Nestlé ist dieses Programm das erste seiner Art in der Kakao-Industrie.
Dass es Potenzial hat, die Zahl der Kinderarbeiter in der Elfenbeinküste deutlich zu senken, zeigt eine erste Zwischenbilanz aus dem vergangenen Jahr. Für die interne Erhebung wurde der weitere Werdegang einer Stichprobe von insgesamt 1.056 Kindern aus Kooperativen genauer unter die Lupe genommen, in denen das CLMRS-Programm aufgesetzt wurde. Unterm Strich konnte jedes Zweite von ihnen nachhaltig aus Kinderarbeit herausgeholt werden, hat also keine Tätigkeiten mehr ausgeübt, die unter das Verbot fallen.

Ein Erfolgsfaktor war dabei laut Nestlé der enge Kontakt der Vertrauenspersonen zu den Kleinbauern vor Ort. „Durch den gemeinschaftsbasierten Ansatz hatten die Bauern das Vertrauen, akkurate und verlässliche Informationen über die Zahl der Kinder zu teilen, die potenziell in dem Sektor arbeiten“, heißt es in dem Bericht. Nestlé und die International Cocoa Initiative hätten so ein klareres Verständnis vom ganzen Ausmaß des Problems gewonnen und von den unterschiedlichen Beweggründen für Kinderarbeit. Nun könne man effizientere und passgenaue Hilfen anbieten.

Konkrete Hilfe vor Ort

Bisher hat Nestlé dem Bericht zufolge rund 41.000 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen fünf und 17 Jahren in seiner CLMRS-Datenbank erfasst, weitere kämen kontinuierlich hinzu. Rund 7.300 von ihnen wurden seit Beginn des Programms als Kinderarbeiter identifiziert, von denen rund 5.200 bislang in den Genuss konkreter Hilfen gekommen sind, etwa durch Unterstützung bei der Wiedereingliederung in die Schule oder durch Bereitstellung von Schulmaterialien. Neben solchen individuellen Hilfestellungen investiert Nestlé auch vor Ort in die Gemeinschaften, durch Neubau oder Sanierung von Schulgebäuden zum Beispiel. An der Elfenbeinküste hat der Konzern dafür eigenen Angaben zufolge bislang über zwei Millionen Schweizer Franken aufgewendet.

Wenn es um die Ausmerzung von Kinderarbeit geht, ist Bildung immens wichtig. Entsprechende Investitionen sind daher fester Teil des Nestlé Cocoa Plans. Friedel Hütz-Adams vom Bonner Südwind-Institut, das sich für wirtschaftliche, soziale und ökologische Gerechtigkeit weltweit einsetzt, sagt, Nestlé versuche die Einkommen der Bauern zum Beispiel über Trainingsmaßnahmen zu erhöhen. Bildung sei da sehr wichtig. Die Herausforderung für die kommenden Jahre sieht der Wissenschaftler darin, „die Hunderttausenden Bauern zu erfassen, die Nestlé beliefern, das Ganze also flächendeckend einzuführen“. Beim CLMRS-System hat sich der Konzern auf den Weg gemacht: 2017 wurde damit begonnen, das Programm auf das benachbarte Ghana auszuweiten, einen ersten Fortschrittsbericht über die Entwicklungen dort will Nestlé dieses Jahr vorlegen.

Quelle: UmweltDialog
 

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