Audi: Durchgängig zertifiziertes Aluminium in der Wertschöpfungskette
Für die Automobilindustrie ist Aluminium als Werkstoff unverzichtbar. Die Herstellung ist aber mit zahlreichen Umwelt- und menschenrechtlichen Risiken verbunden. Audi setzt daher bereits seit vielen Jahren auf nachhaltiges Aluminium und einen geschlossenen Aluminium-Kreislauf. Nun hat der Automobilhersteller das „Chain-of-Custody“-Zertifikat der Aluminium Stewardship Initiative erhalten.
08.02.2021
Aluminium ist ein vielseitig einsetzbarer Werkstoff und steckt in zahlreichen Alltagsprodukten, wie in Joghurtdeckeln, Kaffeekapseln und Konservendosen. Auch in Autos, Flugzeugen und Co. kommt er oft zum Einsatz. Aber der Wertschöpfungsprozess geht mit diversen Risiken für Menschen und Umwelt einher, wie UmweltDialog bereits berichtete. Aluminium wird aus Bauxit gewonnen. Dabei entweichen nicht nur Gase, die Atemwegserkrankungen, Knochenschäden und Hautprobleme hervorrufen können, es entsteht auch giftiger Rotschlamm. Wird dieses Abfallprodukt nicht richtig gelagert, sind große Schäden für Menschen und Natur die Folge. Außerdem benötigt der Herstellungsprozess von Aluminium große Mengen an Energie: „Die Aluminiumherstellung ist die energieintensivste Industriebranche weltweit und zählt zu den größten Energieverbrauchern der Erde“, heißt es in einer Studie der Beratungsgesellschaft adelphi. Darüber hinaus geht der Bauxitbergbau auch oft auf Kosten des Regenwaldes.
Trotzdem ist Aluminium vor allem aus der Industrie nicht mehr wegzudenken. Denn der Werkstoff hat ein geringes Gewicht, leitet gut Strom und Wärme, und ist korrosionsbeständig, informiert der Gesamtverband der Aluminiumindustrie (GDA) auf seiner Website. Alleine in der Automobilindustrie habe sich der Anteil an Aluminium in PKWs, die in Europa hergestellt werden, in den letzten Jahrzehnten deutlich erhöht – von 32 Kilogramm im Jahr 1978 auf 160 Kilogramm im Jahr 2015. Das hat enorme Vorteile: „Durch den Einsatz von Aluminium beim Bau eines PKWs lassen sich bis zu einem Drittel des Gewichts einsparen – und somit erheblich Kraftstoff“, so der GDA. Dadurch würden sich zudem die Schadstoffemissionen verringern.
Audi: verantwortungsvoller Umgang mit Aluminium
Auch Audi setzt seit den 1990er-Jahren auf Aluminium in der Autoproduktion. Der Werkstoff wird vor allem in Karosserie und Fahrwerk verbaut. Aber der Automobilhersteller kennt die Problematik rund um dessen Gewinnung und engagiert sich daher seit 2013 bei der Aluminium Stewardship Initiative (ASI). Das Ziel der Initiative ist es, die gesamte Wertschöpfungskette von Aluminium nachhaltiger zu gestalten. Dabei stehen soziale und ökologische Aspekte genauso im Fokus wie die sparsame Nutzung des Werkstoffes. „Verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen ist für uns selbstverständlich. Wir bei Audi sehen es als unsere Pflicht, sorgsam mit den wertvollen Ressourcen unseres Planeten umzugehen“, erklärt Josef Schön aus dem Bereich Corporate Responsibility bei Audi.
Schon 2018 bekam das Unternehmen als erster Automobilhersteller das „ASI Performance Standard“-Zertifikat, das Audi einen verantwortungsvollen Umgang mit Aluminium nach ASI-Standards im Zusammenhang mit dem Batteriegehäuse der Audi eTron-Baureihe bescheinigt. Für die Standorte Ingolstadt und Neckarsulm gab es jetzt zudem das „Chain-of-Custody“-Zertifikat. Erneut ist Audi der erste Automobilhersteller weltweit, der das Zertifikat in diesem Umfang erhält (zur Pressemeldung von Audi gelangen Sie hier). Es bestätigt, dass das ASI zertifizierte Aluminium nicht nur nachhaltig gewonnen und genutzt, sondern nachweislich auch wieder zurück in den Materialkreislauf überführt wird. Das heißt, dass auch die Verschnitte, die in den Audi-Presswerken entstehen, ASI-zertifiziert bleiben.
Nachhaltiges Aluminium in geschlossenen Stoffkreisläufen
Dazu hat Audi 2017 den „Aluminium Closed Loop“ etabliert. Die Standorte Ingolstadt und Neckarsulm sind bereits an den Kreislauf angeschlossen. Dieses Jahr soll auch das Werk am Standort Győr folgen. Aber was bedeutet Aluminium Closed Loop? Audi setzt das gekaufte Aluminium effizient ein, heißt es von dem Automobilhersteller. Der Verschnitt aus den Presswerken wird schließlich sortenrein zurück an die Lieferanten geschickt. Diese recyceln diese Reste, verarbeiten sie zum Beispiel zu neuen Aluminiumblechen gleicher Qualität – und liefern dieses Sekundäraluminium wieder an Audi. Das spart vor allem Energie: Laut GDA benötigt man für das Recyceln von Aluminium gerade einmal fünf Prozent der Energie, die für die Herstellung von Primäraluminium nötig ist. Audi nutzt das recycelte Aluminium aktuell in Teilen der Karosserien von Audi A3, A4, A5, A6, A7 und A8 sowie in Teilen des Audi e-tron und e-tron Sportback. Der gesamte Aluminiumkreislauf bei dem Automobilhersteller ist darüber hinaus nachverfolgbar. „Dadurch schonen wir wertvolle Ressourcen. Der Aluminium Closed Loop ermöglicht es uns, den wertvollen Rohstoff, bei dem durch den ASI Chain-of-Custody-Standard eine nachhaltige Herstellung über die Wertschöpfungskette sichergestellt ist, im Kreislauf zu halten“, sagt Alois Winkler, Projektleiter in der Strategie Beschaffung bei Audi. Eigenen Angaben zufolge konnte das Unternehmen im Jahr 2019 dadurch etwa 150.000 Tonnen CO2 einsparen.
Das Engagement von Audi für nachhaltiges Aluminium geht aber noch weiter: „Zertifikate alleine sind uns nicht genug. Ein wichtiger Teil der Nachhaltigkeitsstrategie von Audi ist es, immer besser zu werden und sich aktiv einzubringen. Und die Mitarbeit in Initiativen wie der ASI – so wie sie auch von der UN in den Sustainable Development Goals gefordert wird – ist ein wesentlicher Teil unseres Engagements“, sagt Josef Schön. Daher unterstützt der Automobilhersteller die ASI bei der Weiterentwicklung ihrer Zertifizierungen. Die sollen teilweise sogar noch in diesem Jahr verabschiedet werden. „Gemeinsam mit weiteren Herstellern, Zulieferern oder Stakeholdern aus der Industrie können wir viel mehr bewirken. Verantwortungsvolles Handeln erfordert, mit allen Anspruchsgruppen in einen Dialog zu treten, die Interessen des Gegenübers ernst zu nehmen – und niemanden zurückzulassen“, so Mathias Kellner, Leiter Beschaffung Metall bei Audi.