McDonald's Deutschland spart Müll durch Mehrweg
Umweltschützer fordern es, das neue Verpackungsgesetz verlangt es und unser Planet sowieso: weniger Verpackungsmüll und dafür mehr Mehrweg. McDonald's Deutschland macht vor, wie das geht. Seit November kann man die neuen Mehrweglösungen fürs Essen und Trinken zum Mitnehmen in einigen Restaurants testen. Bis Ende 2022 soll es sie dann überall geben.
17.12.2021
Alle Jahre wieder landen zu Weihnachten besonders viele Verpackungen im Müll. Aber auch insgesamt produzieren wir Deutschen immer mehr Verpackungsabfall. 2018 waren es laut Umweltbundesamt rund 230 Kilogramm pro Person. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie hat sich das Müllproblem noch einmal verschärft, wie tagesschau.de berichtet. Das liegt unter anderem am boomenden Onlinehandel: Immer mehr Pakete sorgen für immer mehr Papier, Pappen und Kartonagen in den Mülltonnen. Gleichzeitig werden mehr Speisen und Getränke zum Mitnehmen und nach Hause geordert – meistens in Einwegbehältern, die ganz oder teilweise aus Kunststoff bestehen. Das Problem: Etwa die Hälfte des Verpackungsmülls aus Kunststoff wird verbrannt und nicht recycelt.
Wiederverwenden statt Wegwerfen setzt sich durch
Über die negativen Umweltauswirkungen von zum Beispiel „to go“-Bechern hat UmweltDialog immer wieder berichtet. Aber es tut sich etwas: Für den Einwegbecher werden von Cafés oder Bäckern immer öfter freiwillig Mehrwegalternativen angeboten. Vielerorts kann das Heißgetränk bereits gegen Pfand im Mehrwegbecher mitgenommen und nach Verzehr am selben Ort oder auch an anderen teilnehmenden Stellen wieder zurückgegeben werden. Anschließend wird er gereinigt und wieder ausgegeben. Nach dem Motto „Mach die Welt ein bisschen Becher“ bietet Tchibo beispielsweise seinen Kundinnen und Kunden Kaffee in Mehrwegbechern an und gibt, als zusätzlichen Anreiz, einen Rabatt von 0,10 Euro auf das Heißgetränk. Mehrweggetränkebecher können laut Institut für Energie- und Umweltforschung (Ifeu) eine ökologisch sinnvolle Alternative zu Einweggetränkebechern sein. Damit sie ökobilanziell – sprich: über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg – besser abschneiden, müssen sie im Durchschnitt mehr als zehn Mal, besser aber mehr als 25 Mal in Umlauf kommen. Alle Ergebnisse der Ifeu-Erhebung lassen sich hier bei der Verbraucherzentrale NRW nachlesen.
Die kleine Insel Helgoland ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich durch Mehrwegbecher in großem Stil Müll vermeiden lässt. Auf der Insel werden jährlich rund 25.000 Einwegbecher für Heißgetränke verbraucht. Um das zu ändern, hat man bereits ein eigenes Mehrwegpfandsystem entwickelt. Zusätzlich verzichten derzeit alle Anbieter von Heißgetränken einen Monat lang ganz auf Einwegbecher. Stattdessen können die Heißgetränke in selbst mitgebrachten oder vor Ort ausgegebenen Mehrwegbechern mitgenommen werden.
Auch Mehrwegbehälter fürs Essen setzen sich im Take-away-Bereich immer stärker durch. Der Service funktioniert mal mit, mal ohne Pfand, gilt in einem oder mehreren Betrieben und es kommen verschiedene Materialien für das Mehrweggeschirr zum Einsatz. Informationen zu den Vor- und Nachteilen der verschiedenen Materialien hat die Deutsche Umwelthilfe hier in ihrem „Einkaufsführer Mehrweg to go“ zusammengestellt. Einen Überblick über die am weitesten verbreiteten Mehrwegsysteme und weitere Tipps zur Müllvermeidung gibt es hier bei Utopia.
Hoffnung auf eine Trendwende
Neben freiwilligen Initiativen und Angeboten treiben auch politische Maßnahmen die Entwicklung hin zu mehr Mehrweg im Take-away-Bereich voran. So wurden etwa im Jahr 2017 die EU-Plastikstrategie und 2019 die EU-Einwegkunststoffrichtlinie verabschiedet. Darin wurden Maßnahmen zur Reduzierung und Verbote von Einwegprodukten wie Kunststofftrinkhalme, von bestimmten „to go“-Verpackungen sowie von einigen Hygieneprodukten wie Wattestäbchen beschlossen. Konkrete Leitlinien für die Mitgliedsstaaten, was unter die Richtlinie fällt und was nicht, wurden schließlich im Mai 2021 verabschiedet. Zur Umsetzung der Richtlinien gibt es in Deutschland seit Sommer das neue Verpackungsgesetz. Dieses nimmt Caterer, Lieferdienste und Restaurants ab 2023 in die Pflicht, Mehrwegverpackungen als Alternative zu Einwegverpackungen für ihre Speisen und Getränke außer Haus anzubieten. Die Mehrwegalternative darf dabei nicht teurer sein als die Einwegvariante.
Laura Griestop, Projektmanagerin Wirtschaft und Märkte bei WWF Deutschland, kommentierte den Gesetzesvorschlag im Januar so: „Lange lag die Last der Müllvermeidung allein auf den Schultern der Verbraucher. Der Gesetzesvorschlag nimmt jetzt auch die Gastronomie und Läden in die Pflicht, die Verpackungen in den Verkehr bringen. Sie müssen sich jetzt verstärkt für umweltfreundliche Alternativen einsetzen.“ Das mache „Hoffnung auf eine Trendwende von der Wegwerfgesellschaft hin zur Kreislaufwirtschaft.“
Mehr Mehrweg jetzt auch bei McDonald's Deutschland
Die Schnellrestaurantkette McDonald's Deutschland nimmt die neuen Vorgaben als Ansporn, um bereits jetzt weitere Maßnahmen für mehr Mehrweg einzuleiten. Seit Anfang November testet das Unternehmen sein neues Mehrwegpfandsystem in zehn Restaurants in Deutschland. Seitdem gibt es bestimmte Desserts und Getränke optional auch in Mehrwegverpackungen. Um sicherzustellen, dass diese den Weg zurück in die Restaurants finden, wird pro Verpackung ein Pfand von einem Euro erhoben – Rückerstattung bei Rückgabe garantiert. Bis Ende 2022 soll es die Mehrwegalternativen dann an allen Verkaufsstellen geben. Das Feedback von Gästen und Mitarbeitenden während der Testaktion soll dabei helfen, das Konzept und die Verpackungen bis dahin noch zu verbessern, heißt es gegenüber der Presse.
Die Testaktion zahlt auf das unternehmensweite Ziel ein, bis 2025 alle Verkaufsverpackungen zu 100 Prozent auf erneuerbare, recycelte oder zertifizierte Materialien umzustellen. Schon jetzt verwendet McDonald's Deutschland zum Beispiel für einige Burger und Wraps Verpackungen mit Graspapieranteil (UmweltDialog berichtete). Auch für die in den Restaurants verbleibenden Getränkebecher hat sich McDonald's etwas überlegt: Seit 2019 werden alle Getränkebecher separat gesammelt und in Zusammenarbeit mit Logistikpartnern in einen internen Recyclingkreislauf eingespeist. Das recycelte Papier wird zum Beispiel zu Hygienepapier wiederaufbereitet und wurde auch schon für den Druck des Nachhaltigkeitsberichts von McDonald's Deutschland verwendet.
Weitere Informationen zur „McDonald's Verpackungsreise“ gibt es hier.