Wilo: Wege aus dem „Decoupling-Dilemma“
Klimawandel, Corona-Pandemie, Ukraine-Kriege – die Welt wird von Krisen überschattet. Globalisierungskritische Stimmen werden lauter, die Risiken einer eng verflochtenen Weltwirtschaft rücken in den Fokus. Wie geht ein Global Player wie das Dortmunder Technologieunternehmen Wilo mit dieser Entwicklung um? Der Pumpenhersteller setzt auf Kooperation und Zusammenhalt.
30.03.2023
Noch vor einem Jahr sah es düster für den globalen Handel aus. Statt der erhofften Erholung nach der Corona-Pandemie sorgten die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs – wie hohe Energiepreise und Lieferengpässe – auch in Deutschland für wirtschaftliche Unsicherheit. Viele Unternehmen sahen sich nach neuen Handels- und Geschäftspartnern, auch in näherer Umgebung, um, wie zdf.de berichtete. Im Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) stellte man fest: „Politisch motivierte Handelshemmnisse verbunden mit zunehmenden geopolitischen Risiken“ hätten die internationale Arbeitsteilung belastet.
Und jetzt? Anfang des Jahres hellte sich das Bild etwas auf. Der Welthandel zeige sich widerstandsfähiger als gedacht, heißt es in einem Bericht der Welthandelsorganisation WTO, über den tagesschau.de berichtet. Auch das IfW stellt einen längeren Aufschwung der Weltwirtschaft in Aussicht, von dem vor allem die europäischen Länder und auch Deutschland profitierten. „Unter dem Strich dürfte das Frühjahr für den deutschen Warenhandel positiv ausfallen“, so die Forschenden.
Trotz dieser positiven Entwicklung sei der WTO-Bericht jedoch nicht als Entwarnung zu verstehen, so WTO-Chefvolkswirt Ralph Ossa gegenüber der ARD. Würde es infolge des Ukraine-Kriegs zu einer Fragmentierung der Weltwirtschaft, sprich zu einem Zerfall in einen westlichen und einen östlichen Block, kommen, würde das deutliche ökonomische Verluste mit sich bringen. Das gilt insbesondere für das stark in die Globalisierung verflochtene Deutschland.
Vor diesem Hintergrund häufen sich Diskussionen über die Neuordnung von Lieferketten, um die Risiken einer starken Abhängigkeit – etwa beim Bezug von Energie oder wichtigen Komponenten – zu verringern. Von einer Diversifizierung der Handelspartner ist die Rede. Aber alles im eigenen Land machen? Das ist für den Vorstandsvorsitzenden und CEO der Wilo Gruppe Oliver Hermes keine Option. Ebenso wenig wie das „grassierende Decoupling“, das auf allen Kontinenten sein Unwesen treibe, wie Hermes in einem in einem Essay schreibt. Darin zeigt er sich besorgt über die zunehmende Globalisierungsskepsis in der Bevölkerung. Eine Entkopplung – sei es geographisch, finanzwirtschaftlich, technologisch oder ökologisch – betrachtet er als gefährlich. „Wir können schlichtweg nicht alles national oder regional selbst machen. Multilaterale Strukturen und Prozesse sind und bleiben ein nicht wegzudenkendes Muss für effizientes und vernünftiges wirtschaftliches und soziales Handeln auf diesem Globus.“ Durch Deglobalisierung und Decoupling würden Regionen und Länder eventuell ein bisschen souveräner und unabhängiger von anderen Staaten, doch sie würden auch ineffizienter und das wirtschaftliche Agieren teurer. Die Folge seien höhere Verbraucherpreise mit den damit verbundenen Wohlstandsverlusten und sozialen Risiken.
„Multilaterismus statt ,Decouplingʻ ist das Gebot der Stunde“
Wie stellt sich ein Unternehmen wie Wilo also strategisch für die Zukunft auf, um dauerhaft erfolgreich zu sein? Die Antwort liefert Hermes in seinem Essay: Wilo setzt auf Kooperation. „Multilaterismus statt ,Decouplingʻ ist das Gebot der Stunde“, so der Vorstandsvorsitzende. Wie das gelingt? Durch „intelligent gesteuerte regionale Investitionen oder eben Desinvestitionen“, ist Hermes überzeugt. „Hierzu sind von global agierenden Unternehmen die strategischen Handlungsalternativen in den wichtigsten Märkten neu zu beleuchten. Es gilt die Frage zu beantworten, welche gegenwärtige Stellung und zukünftigen Potenziale eine einzelne Region oder ein Land differenziert nach Beschaffungs- und Absatzmärkten hat.“ So hat Wilo etwa mit dem Zukauf zweier Spezialisten für Hochwasserschutz und Abwasserreinigung den Marktzugang in China weiter ausgebaut. Auf dieser Grundlage will man weitere Märkte in Asien erschließen. Gleichzeitig wirke man so „wirtschaftspolitischen Entkopplungstendenzen entgegen“, teilte das Unternehmen im November mit.
Wilo: Brücken bauen zwischen Menschen, Technologien und Unternehmen
Auch beim Thema Nachhaltigkeit und insbesondere beim Klimaschutz setzt Wilo auf Partnerschaften. „Wir sind überzeugt, dass wir die Herausforderungen, die der Klimawandel an uns stellt, nur gemeinsam meistern können. Nur in multilateraler, grenzübergreifender Zusammenarbeit können wir die globalen Klimaziele erreichen“, heißt es im Nachhaltigkeitsbericht 2021. So hat Wilo etwa die „Business Ambition for 1.5 °C“ unterzeichnet und sich dazu verpflichtet, wissenschaftsbasierte Emissionsziele zu definieren. Um diese zu erreichen, soll die Produktion an allen Standorten weltweit bis 2025 klimaneutral sein.