Mobilität & Logistik

GM: Mit E-Mobility aus der Krise?

Die Automobilbranche steckt in einer der tiefsten Krisen ihrer Geschichte. Vor allem die US-Konzerne stehen unter Druck, denn die Sprit fressenden Trucks und Pickups amerikanischer Bauart finden kaum noch Abnehmer. Auch der renommierte Automobilhersteller General Motors (GM) muss sich neu orientieren und will nun verstärkt auf elektrisch angetriebene Fahrzeuge setzen.

26.01.2009

Der Chevrolet Volt, Foto: GM
Der Chevrolet Volt, Foto: GM
Das kalte Wetter dieser Tage passt gut zur Stimmung auf der diesjährigen North American International Auto Show (NAIAS) in Detroit: Bis zu Minus 25 Grad Celsius zeigt das Thermometer in der US-Metropole an. Doch das ist nicht der Grund, warum man in diesem Jahr vergeblich auf den Auftritt von Hollywoodstars oder andere Show-Acts auf der Messe wartet. Die Autobauer schlagen im Vergleich zu früher wesentlich leisere Töne an, zu sehr hat die Absatzkrise die Branche im Griff.
 
Lange, zu lange, haben vor allem die amerikanischen Hersteller auf Sprit fressende Großfahrzeuge wie Pickups oder Geländewagen gesetzt und ihren Kunden anstelle neuer, Kraftstoff sparender Modelle lieber ausgeklügelte Finanzierungsmöglichkeiten angeboten. Die Konsequenz dieser Strategie ist bekannt: Die US-Autoindustrie kämpft trotz massiver Finanzhilfen aus Washington seit Monaten um ihr Überleben.

Zukunftsvision Elektroantrieb

Die Zukunftsvision, mit der die Branche neben dem verstärkten Fokus auf Klein- und Mittelklassewagen nun zu neuen Ufern aufbrechen will, heißt E-Mobility. So stellte GM auf der NAIAS mit dem Converge den ersten elektrisch angetriebenen Cadillac vor. Vom Design und der Leistung her steht der mit einer Spitzengeschwindigkeit von 160 km/h ausgestattete Converge in der Tradition herkömmlicher Sportwagen. Sein Antrieb jedoch basiert auf der Technologie des Chevrolet Volt, GMs Vorzeigemodell im E-Mobility-Bereich, von dem Konzern-Chef Rick Wagoner schon bei der Vorstellung im Herbst letzten Jahres schwärmte: „Der Volt ist ein Symbol für den Blick von GM in die Zukunft. Er steht für die technologische Innovation, die die Autoindustrie braucht, um für heutige und zukünftige Energie- und Umweltprobleme gerüstet zu sein“, so Wagoner.
 
In der Tat sind sowohl der Converge sowie der Volt auf dem neuesten Stand der Technik. Beide Modelle verfügen dank ihrer Lithium-Ionen-Zellen über die für elektrisch angetriebene Fahrzeuge derzeit höchste Reichweite von bis zu 65 Kilometern. Ist die Batterie leer, sorgt ein Benzin/E85-getriebener Motorengenerator für die notwendige Elektrizität. Um die Batterie wieder aufzuladen, bedarf es lediglich einer einfachen Steckdose. Der komplette Ladevorgang beträgt weniger als drei Stunden und kostet nach Schätzungen des GM-Konzerns weniger als einen Euro, was die Anschaffung um so attraktiver macht.
 
Keine Abgase, kaum Benzinverbrauch, geringe Betriebskosten - die Zukunft der Mobilität könnte mehr als rosig aussehen, gäbe es nicht einen grundlegenden Haken: Waren die ursprünglich eingesetzten Batterien noch schlicht zu groß und schwer und anfällig für Überhitzung, so können die neuen Lithium-Ionen-Zellen aufgrund ihrer hohen Energiedichte und ihren kompakten Abmessungen zwar so sowohl in Pkws als auch in Nutzfahrzeugen problemlos zum Einsatz kommen, allerdings steht ihre Serienproduktion bislang noch aus.
Doch die will GM nun forcieren: So kündigte Konzern-Chef Rick Wagoner auf der NAIAS an, eine eigene Fabrik zur Herstellung von Lithium-Ionen-Zellen zu eröffnen. „Design, Entwicklung und Produktion hochmoderner Batterien werden wir zu unseren Kernkompetenzen machen“, erklärte Wagoner. „Dies ist eine weitere Demonstration unserer Selbstverpflichtung zur Elektrifizierung des Automobils und zum Chevrolet Volt - eine Selbstverpflichtung, die mit diesem Schritt ein Volumen von mehr als einer Milliarde US-Dollar erreicht“, so Wagoner weiter. Die Vorbereitungen zur Einrichtung des Werks sollen in bereits Kürze beginnen, der Produktionsstart ist auf Anfang 2010 terminiert.
 
Zurückhaltende Marktprognosen
 
Ob sich die Hoffnungen, die GM und die gesamte Automobilbranche in die E-Mobility-Technologie setzen, auch erfüllen, ist zum jetzigen Zeitpunkt allerdings fraglich. Glaubt man den Prognosen der Boston Consulting Group, bleibt der Markt für elektrisch betriebene Fahrzeuge mit einem Anteil von lediglich 5,5 Prozent im Jahre 2020 jedenfalls recht überschaubar. Der Grund dafür ist der bislang relativ hohe Preis der E-Modelle: Allein die Batterien sorgen für ein Kostenplus von ca. 10.000 Euro, so dass man für einen Kleinwagen schnell um die 40.000 Euro anlegen muss. Kein Wunder, dass sich auch GMs Europachef Carl-Peter Forster bei der Einschätzung des Marktpotenzials erst einmal in Zurückhaltung übt. „Wir wissen, dass die Autofahrer heute bereit sind für solche Lösungen“, sagte Forster kürzlich der Financial Times Deutschland. „Nur ob sie auch bereit sind, dafür zu bezahlen, wissen wir noch nicht“, fügte er hinzu.
Quelle: UD
 
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