Soziales Engagement

Unternehmen helfen Hochwasserbetroffenen

Das Hochwasser in Deutschland kostete über 170 Menschen das Leben, zerstörte viele Existenzen und richtete materielle Schäden in Milliardenhöhe an. Zahlreiche Helferinnen und Helfer sind immer noch dabei, die Betroffenen bei den Aufräumarbeiten zu unterstützen. Auch viele Unternehmen sorgten für schnelle Hilfen. UmweltDialog hat einen kleinen Überblick erstellt.

26.08.2021

Unternehmen helfen Hochwasserbetroffenen

Die Bilder des Hochwassers, das vor wenigen Wochen einige Regionen Deutschlands verwüstete, haben sich wohl bei vielen ins Gedächtnis eingebrannt. Häuser wurden durch die Fluten zerstört, Wassermassen flossen über die Straßen, mehr als 170 Menschen starben. Die Aufräumarbeiten sind zwar mittlerweile gestartet, werden aber noch Jahre andauern – verbunden mit hohen Kosten. So rechneten alleine die Versicherungen bereits Ende Juli mit Versicherungsschäden in Höhe von rund vier bis fünf Milliarden Euro, wie der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Jörg Asmussen, gegenüber der tagesschau erklärte. Allerdings seien das nur erste Schätzungen, die außerdem nur Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz beträfen. Laut Asmussen gehört das Hochwasser „zu den verheerendsten Unwettern der jüngeren Vergangenheit“. Mittlerweile hat der GDV seine Schätzungen erhöht – und zwar auf Kosten von etwa sieben Milliarden Euro, berichtet Zeit Online

Doch was man neben den Schreckensbildern auch sehen konnte, waren viel Engagement, Solidarität und Hoffnung. Hilfskräfte wie Feuerwehren und das Technische Hilfswerk (THW) waren tagelang (und sind immer noch) im Einsatz. Bilder und Videos von Landwirtinnen und Landwirten, die sich auf ihre Trekker schwingen, um schnelle Hilfe zu leisten, gingen durch die Medien, und viele weitere freiwillige Helferinnen und Helfer packen tatkräftig mit an. Von Unternehmen kommt ebenfalls Unterstützung – zum Teil durch Geld- und Sachspenden, aber auch durch konkrete Hilfsmaßnahmen wie die Bereitstellung von Unterkünften für Helfende und vom Hochwasser Betroffene.

Wiederherstellung der Netzinfrastruktur

Für die Telekommunikationsdienstleister Telefónica Deutschland / O2 und die Deutsche Telekom ging es zunächst vor allem darum, die Netzinfrastruktur wiederherzustellen. Die Telekom setzte zeitweise mobile Sendeanlagen und mobile Netzersatzanlagen ein, bei Telefónica kamen ebenfalls mobile Basisstationen und Notstromaggregate zum Einsatz. Angaben beider Unternehmen zufolge ist die Mobilfunkversorgung mittlerweile fast wieder vollständig hergestellt. Die Auswirkungen der „erheblichen Schäden“ seien aber nach wie vor spürbar, heißt es von der Deutschen Telekom. Den Mobilfunk-Kundinnen und -Kunden in den betroffenen Gebieten stellt die Telekom daher für 60 Tage unbegrenztes Datenvolumen zur Verfügung. Sowohl Telefónica als auch die Deutsche Telekom spendeten darüber hinaus kostenlose Ladekabel, Power-Banks und auch Smartphones für die Betroffenen und die Helferinnen und Helfer.

Aufräumarbeiten der Deutschen Telekom nach der Hochwasserkatastrophe 2021zoom

Kostenloser Kraftstoff und 50 Pumpen: Hilfe für die Helfenden

Der Spezialist für Hochleistungsschmierstoffe Bantleon half den Menschen wiederum mit einem Tankkontingent im Wert von mehreren tausend Euro aus, das über eine funktionierende Avia Tankstelle kostenlos zur Verfügung gestellt wurde. „Wir möchten auf diesem Weg den zahlreichen Einsatzkräften und Hilfesuchenden vor Ort die Arbeit und Not etwas erleichtern“, sagte Bantleon Geschäftsführer Heribert Großmann. Norbert Rau aus Breitenholz bei Tübingen, der in der Gemeinde Walporzheim als freiwilliger Helfer im Einsatz war, freute sich sehr über die Spende: „Das Kraftstoffkontingent war ein echter Segen. Wir konnten damit die anreisenden Helferinnen und Helfer unterstützen, ebenso unsere Arbeits- und Hilfsmaschinen betanken. Unglaublich, wie das eigentlich zufällig entstandene ‚Schwabennetzwerk‘ ineinandergegriffen hat.“

„Für uns ist es selbstverständlich, dass wir gerade in solchen Zeiten eng zusammenstehen und helfen, wo wir können. Somit steht es für uns außer Frage, dass wir die Einsatzkräfte der Feuerwehr unterstützen“, erklärte wiederum Oliver Hermes, CEO von Wilo. Der Technologiespezialist für Pumpensysteme spendete rund 50 Pumpen in mehrere Gebiete, um den Hilfskräften bei ihrem Kampf gegen die Wassermassen zu helfen. „Die Feuerwehrleute sind unermüdlich im Einsatz, mit unserer Technologie zu unterstützen ist das Mindeste, was wir tun können“, erläuterte Peter Glauner, Leiter Group Service bei Wilo.

Foto: Bantleon

Foto: Wilo

Man Truck & Bus unterstützte Feuerwehren, THW und Rettungskräfte wiederum durch Priorisierung bei der Reparatur und Wartung ihrer Fahrzeuge – unabhängig von der Marke – und verlieh auch eigene Fahrzeuge soweit möglich an die Hilfskräfte, Städte und Kommunen. Zudem beteiligte sich das Unternehmen an den Kosten für Reparatur, Wartung und Service von Fahrzeugen, die rund um das Hochwasser im Einsatz sind.

800 Millionen Euro von Bund und Ländern

Auch Bund und Länder haben sich auf ein Soforthilfeprogramm für die betroffenen Hochwasserregionen verständigt. „Wir werden das tun, was erforderlich ist, um jedem so schnell wie möglich zu helfen“, so das Statement von Bundesfinanzminister Scholz. „Die Soforthilfen sind vor allem eine Unterstützung für die Menschen, die ihr ganzes Hab und Gut verloren haben“, meint Bundesinnenminister Seehofer. An den bewilligten Soforthilfen der Länder beteiligt sich der Bund mit 400 Millionen Euro. Jeder Euro Landesmittel werde durch einen Euro Bundesmittel ergänzt, heißt es von der Bundesregierung. Insgesamt stehen so 800 Millionen Euro zur Verfügung. Die Länder können diese Soforthilfe direkt in Absprache mit den betroffenen Gemeinden und Kommunen organisieren.

Mietfreie Wohnungen und gratis Hygieneprodukte

Das Wohnungsunternehmen Vonovia stellte derweil mehreren Bedürftigen, die ihr Heim verlassen mussten, sofort beziehbare Wohnungen zur Verfügung – und zwar ohne Kaution und auch mietfrei für einen Monat. Außerdem bietet das Unternehmen Menschen, die ihre Wohnung komplett verloren haben oder längere Zeit nicht zurückkehren können, eine kurzfristige Übernahme des Mietvertrages an. „Vonovia ist in den betroffenen Gemeinden nicht nur Vermieter – wir sehen uns als Teil der Gesellschaft“, so Rolf Buch, Vorstandsvorsitzender von Vonovia.

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Soforthilfen in Höhe von einer Million Euro, die sich in mehrere Teilspenden aufteilten, gab es vom Konsumgüterunternehmen Procter und Gamble. Davon gingen zum Beispiel 10.000 Euro an das DRK im Kreis Euskirchen. Im dort ansässigen P&G Werk fanden Betroffene und die Helferinnen und Helfer außerdem eine Unterkunft, kostenlose Duschen und WCs sowie Telefonladestationen und Internetzugang im Eingang des Werkes. Darüber hinaus versorgte P&G die Menschen mit Hygieneprodukten wie Pampers-Windeln, Zahnpasta, Haftcreme und weiteren Pflegeprodukte. Beschäftigte starteten zudem ein Spendenprogramm.

Für die Zukunft besser gewappnet sein

Nach den schnellen Hilfen müssen nun aber auch Strategien her, um mit solchen Katastrophen besser umzugehen. „Die vielen helfenden Hände sind zugleich ein Zeichen der Hoffnung und des Zusammenhalts. Zugleich muss die Politik handeln und alles dafür tun, um uns gegen solche Ereignisse künftig besser zu wappnen“, meint zum Beispiel Olaf Bandt, Vorsitzender des BUND. Die Organisation hat dazu ein Positionspapier mit 16 Bausteinen „für eine wirksame politische Antwort“ verfasst. Dazu gehört zum Beispiel die Forderung, die Flächenversiegelung zu stoppen.

Auch Forschende unter der Koordination des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) haben in einem Statement beschrieben, wie Städte und Gemeinden mit fünf Prinzipien für mehr Klimasicherheit sorgen können. So müsse man zum Beispiel die Frühwarnsysteme verbessern und den Bevölkerungsschutz stärken. Außerdem gelte es beim Wiederaufbau, bei Sanierung und beim Neubau von Gebäuden, die Klimasicherheit gleich von Anfang mit mitzudenken. Dafür brauche man aber auch finanzielle Förder- und Anreizinstrumente sowie vorsorgeorientierte Versicherungsprämien. „Für den Umbau bedarf es des Innovations- und Gestaltungswillens auf Seiten von Städten, Gemeinden, Investoren und Privatpersonen ebenso wie des Einsatzes von Finanzierungs- und Anreizinstrumenten auf Seiten des Bundes beziehungsweise der Länder. Es braucht durchsetzungsstarke Instrumente in der Planung sowie kohärente und standardisierte Rahmenwerke und Vorgehensweisen“, heißt es von den Forschenden.

Quelle: UmweltDialog
 

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