Leichterer Zugang zu Medizin: Merck unter Vorreitern
Medikamente, Impfstoffe, ärztliche Versorgung: Unzählige Menschen in ärmeren Ländern können davon nur träumen. Sie haben keinen Zugang zu angemessenen Gesundheitsleistungen, mit oft fatalen Folgen. Das Wissenschafts- und Technologieunternehmen Merck sieht sich in der Pflicht, das zu ändern. Weltweit zählt es zu den Unternehmen, denen das nachweislich am besten gelingt.
05.05.2017
Das zeigt der sogenannte „Access to Medicine Index 2016“, der Merck auf dem vierten Platz führt. Erstellt wird die Rangliste von der unabhängigen Access to Medicine Foundation, einer internationalen Stiftung, die sich weltweit für einen leichteren Zugang zu Arzneimitteln einsetzt. Mit ihrem im Zweijahresrhythmus erstellten Index dokumentiert sie, wie gut oder schlecht die zwanzig weltweit bedeutendsten Pharmaunternehmen dieses Ziel unterstützen.
Zwei Ränge aufgerückt
Merck konnte sich in der Erhebung 2016 um gleich zwei Ränge gegenüber dem Jahr 2014 verbessern. Vor dem Unternehmen platzierten sich GlaxoSmithKline, Johnson & Johnson sowie Novartis. Die im niederländischen Haarlem ansässige Stiftung lobt den DAX-30-Konzern unter anderem für seine Unterstützung von Impfstoffherstellern in Entwicklungsländern, für sein langfristiges Engagement bei der Ermittlung mutmaßlich gefälschter Arzneimittel und seinen dauerhaften Einsatz bei Eindämmung von Bilharziose.
Bilharziose ist eine tückische Wurmerkrankung, die vor allem in den Tropen und Subtropen verbreitet ist. Überträger sind winzige Wurmlarven, die sich in die menschliche Haut bohren, in die Blutgefäße eindringen und die inneren Organe befallen. Schätzungsweise mehr als 200 Millionen Menschen sind weltweit infiziert, rund 280.000 der Betroffenen sterben jährlich daran. Bei Kindern im Schulalter ist die Infektionsrate besonders hoch.
Abhilfe gegen alle Formen der Bilharziose verschafft der Wirkstoff Praziquantel, den Merck in den 1970er-Jahren im Rahmen einer Forschungskooperation entwickelt hat. Die Weltgesundheitsorganisation WHO führt Praziquantel als hoch effektive Lösung im Kampf gegen Bilharziose und hat den Wirkstoff laut Merck zum „Arzneimittel der Wahl“ bei der Behandlung der chronischen parasitären Erkrankungen bestimmt.
Tückische Tropenkrankheit ausrotten
Um die Tropenkrankheit auszurotten, hat Merck 2007 zusammen mit der WHO ein Praziquantel-Spendenprogramm aufgelegt und spendet der WHO jährlich bis zu 250 Millionen Praziquantel-Tabletten. So lange bis die tückische Krankheit ausgerottet ist. Bisher konnten mehr als 100 Millionen Patienten, vornehmlich Schulkinder, in Afrika behandelt werden.
Die Spenden flankiert das 1668 gegründete Traditionsunternehmen unter anderem mit Bildungsprogrammen an afrikanischen Schulen, mit denen Kinder über die Ursachen von Bilharziose und einen möglichen Schutz aufgeklärt werden. Im Zuge einer öffentlich-privaten Partnerschaft forscht Merck außerdem an einer neuen Praziquantel-Formel, mit denen auch Kleinkindern der Wirkstoff verabreicht werden kann. Bislang eignet er sich nur für Kinder ab dem sechsten Lebensjahr. Knapp zehn Prozent der Bilharziose-Patienten sind jedoch jünger.
Engagement im Kampf gegen Malaria
Merck engagiert sich auch im Kampf gegen Malaria. Morbidität und Mortalität unter den Betroffenen sind in den vergangenen Jahren zwar weltweit zurückgegangen. Nach jüngsten Schätzungen der WHO aus dem Dezember 2016 leiden aber weiterhin 212 Millionen Menschen an der von Moskitos übertragenen Krankheit. Im Jahr 2015 erlagen ihr nach Angaben der UN-Organisation 429.000 Menschen.
Um Malaria zu bekämpfen, kooperiert Merck seit 2013 mit „Medicines for Malaria Ventures“ (MMV), einem Zusammenschluss von mehr als 400 Unternehmen, Regierungen, Verbänden, Kliniken und wissenschaftlichen Einrichtungen. MMV konzentriert sich auf die Entwicklung neuer Malaria-Wirkstoffe, da es bei den gängigen Mitteln verstärkt zu Resistenzen kommt. Außerdem unterstützt das Unternehmen in verschiedenen afrikanischen Ländern staatliche Programme zur Eindämmung von Malaria mit Gesundheitsinitiativen und Aufklärungskampagnen.
Effizientere HIV-Behandlung für ländliche Regionen
In Afrika setzt sich das Wissenschafts- und Technologieunternehmen für eine effizientere HIV-Behandlung ein. Von den weltweit mehr als 35 Millionen mit dem HI-Virus infizierten Menschen leben 25 Millionen allein in den afrikanischen Regionen südlich der Sahara. Viele von ihnen haben keinen Zugang zu regelmäßiger medizinischer Versorgung.
Im Verlauf einer HIV-Infektion geben sogenannte CD4-Zellen Hinweise auf den Zustand des Immunsystems und sind Marker für T-Lymphozyten. Sind nur wenige dieser Zellen im Blut, ist die Gefahr größer, dass der Patient an zusätzlichen Infektionen erkrankt. Merck hat ein einfaches Diagnoseverfahren zur Bestimmung dieser CD4-Zellen entwickelt – besonders für den Einsatz in kleinen Ambulanzen in ländlichen Regionen. Patienten müssen damit keine Blutproben mehr in weiter entfernte Krankenhäuser schicken. Nach Unternehmensangaben ist auch der Material- und Personalaufwand pro Test sehr gering. Zudem sei es schneller und kleiner als das Vorgängersystem und könne bei Kindern eingesetzt werden.
„Reise zur Gesundheit‟
Zugang zu medizinischer Versorgung ist ebenfalls in vielen ländlichen Regionen des indischen Subkontinents ein Problem, wo rund 70 Prozent der knapp 1,3 Milliarden Inder leben. Um ihre Situation zu verbessern, hat Merck 2012 das Projekt „Swaasthya Yaatra‟ ins Leben gerufen, was übersetzt so viel heißt wie „Reise zur Gesundheit‟. In dessen Zuge wurden inzwischen mehr als 3.000 Mediziner und 750 Apotheker in mehreren Bundesstaaten geschult. Merck hält sie über medizinische Entwicklungen auf dem Laufenden.