CSR-Management

„Wir können 2.000 Marler Haushalte mit Fernwärme versorgen“

Grüne Energie, Circular Economy und Portfoliotransformation sind die wesentlichen Themen der Unternehmensstrategie „Next Generation Evonik“. Dr. Ralf Düssel, Head of Sustainability bei Evonik, erklärt im Gespräch mit UmweltDialog, was die Essener in den Bereichen bereits erreicht haben und welche Ziele sie verfolgen.

14.08.2024

„Wir können 2.000 Marler Haushalte mit Fernwärme versorgen“
Dr. Ralf Düssel

UmweltDialog: Herr Düssel, letzte Woche haben wir über Ihre Unternehmensstrategie „Next Generation Evonik“ gesprochen und wie deren Umsetzung anhand der Kernprozesse gesteuert wird. Was bedeutet das nun konkret, etwa in Ihren wichtigsten Strategiethemen „Grüne Energie“, „Circular Economy“ und „Portfoliotransformation“? Welche Ziele verfolgen Sie hier konkret und was konnten Sie bereits erreichen?

Ralf Düssel: Dann starte ich mal am besten mit unserer nachhaltigen Stromversorgung. Unser Ziel ist klar: Bis 2030 wollen wir komplett auf erneuerbare Energie umstellen. Schon heute beziehen oder erzeugen wir global an 50 Standorten nachhaltige Energie. Damit sparen wir jährlich 410.000 Tonnen CO2 ein. Darüber hinaus steigern wir unsere Energieeffizienz an unseren Standorten durch unser Energiemanagementsystem; wir optimieren so schon mehr als 80 Prozent unseres weltweiten Energiebedarfs. Wir haben in den vergangenen Monaten zudem einige sogenannte Power Purchase Agreements (PPA) mit Partnern wie zum Beispiel ENBW oder Vattenfall abgeschlossen, durch die unsere europäischen Standorte deutlich unabhängiger von fossilen Energieträgern werden.

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In Marl leisten Sie auch einen wichtigen Beitrag zur Energiewende ….

Düssel: Ja. Dieses Jahr haben wir unser großes Kohlekraftwerk in Marl abgeschaltet, das mehr als 80 Jahre Strom und Dampf erzeugt hat. Auf Bitten der Bundesregierung hatten wir es aufgrund der angespannten Energiesituation länger laufen lassen. Stattdessen betreiben wir ein hocheffizientes, modernes Gas- und Dampfturbinenkraftwerk. Damit sparen wir eine Millionen Tonnen CO2 jedes Jahr. Bis zu 270 Megawatt Strom – das entspricht dem Bedarf von rund 750.000 Haushalten – werden hier erzeugt, dazu rund 700 Tonnen Dampf pro Stunde. Den Dampf brauchen wir für die Prozesse im Werk, zusätzlich können damit auch knapp 2.000 Marler Haushalte mit Fernwärme versorgt werden.

Außerdem können wir das Kraftwerk auf Wasserstoff umstellen. Wir sind Teil der Initiative GET H2 Nukleus, die Unternehmen aus NRW und Niedersachen mit grünem Wasserstoff versorgen soll.

Lassen Sie uns nun über das Thema Kreislaufwirtschaft sprechen! Was haben Sie hier erreicht und was sind Ihre Ziele?

Düssel: Eine Milliarde Euro mehr Umsatz mit zirkulären Produkten und Lösungen bis 2030 lautet unsere Zielvorgabe im Bereich Kreislaufwirtschaft. Dazu entwickeln wir etwa Lösungen für mechanische und chemische Recyclingtechnologien, durch die man beispielsweise Gerüche und Farben leichter entfernen kann. Außerdem wollen wir analysieren, welche zusätzlichen Geschäftsmöglichkeiten für Evonik durch Circular Economy entstehen und wie wir unsere Wertschöpfungsketten dementsprechend weiterentwickeln können. Dazu zählen dann Dinge wie der gesteigerte Einsatz kreislauffähiger und alternativer Rohstoffe. So arbeiten wir etwa daran, CO2 als Rohstoff weiter zu verwenden oder Biomaterialien für unsere Produkte zu verwenden.

Ein wichtiger Punkt ist, dass wir uns im WBCSD hinsichtlich der Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsanalyse der Geschäfte bezüglich Zirkularität engagieren. Damit wollen wir eine bessere Bewertbarkeit des Produktportfolios unter Kreislaufaspekten erreichen. Vor diesem Hintergrund haben wir letztes Jahr unser Circular Economy Assessment in die Nachhaltigkeitsanalyse unserer Geschäfte aufgenommen.

 
 

Wie sieht es im Bereich der Portfolio-Transformation aus?

Düssel: Das ist ein weites Feld. Wir erwirtschaften mittlerweile mehr als 40 Prozent unseres Umsatzes mit Produkten und Lösungen der Next Generations Solutions. Bis 2030 soll der Anteil bei 50 Prozent liegen. Wichtige Meilensteine hierbei waren die Investitionen in den Bau einer Anlage für pyrogenes Aluminiumoxid für Batterieanwendungen in Japan. In Österreich erweitern wir unsere Kapazitäten für Membranen zur Trennung von Gasen, wodurch wir die Transformation der Industrie in Bezug auf den Klimaschutz fördern. Außerdem haben wir in den USA damit begonnen, eine Speziallipide-Anlage für Pharmaanwendungen zu errichten. Unser Ziel ist es, unser Geschäft noch widerstandsfähiger zu gestalten und neue wachstumsstarke Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen. Außerdem verbessern wir mit diesen Produkten und Technologien die Nachhaltigkeitsleistung unserer Kunden, wodurch wir ihre Bindung an uns stärken.

Partnerschaftliche Zusammenarbeit ist hier das Stichwort. Sowohl bei der Entwicklung innovativer Lösungen für Ihre Kunden als auch bei wichtigen Transformationsprojekten mit unterschiedlichen Teilnehmern wie in den Bereichen Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Energie, oder?

Düssel: Partnerschaften sind essenziell. Wenn wir neue Lösungen entwickeln, arbeiten wir häufig mit Partnern zusammen. Das eröffnet uns neue Perspektiven, zum Beispiel weil ein Partner weiter hinten in der Wertschöpfungskette und damit näher an den Endverbrauchern dran ist. Nehmen Sie beispielsweise unsere neue Produktionsanlage in der Slowakei für biobasierte Rhamnolipide, die vollständig biologisch abbaubar sind. Bei dem Projekt kooperieren wir mit dem Unternehmen Unilever, das die Biotenside zunächst in Spülmitteln einsetzt.

Am Anfang unseres Gesprächs haben wir außerdem über die nachhaltige Energieversorgung unserer Standorte gesprochen, für die wir die PPAs abgeschlossen haben. Wir machen in dem Bereich Grüne Energie aber noch mehr. So erforschen und testen wir an unserem Standort in Herne zusammen mit Siemens Energy eine innovative Wasserstofftechnologie: Aus grünem Strom soll durch Elektrolyse grüner Wasserstoff erzeugt werden. Den können wir nutzen, um damit einen wichtigen Rohstoff für Rotorblätter von Windkraftanlagen herzustellen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Lesen Sie in Teil 1 des Interviews mehr über die Unternehmensstrategie von Evonik!

Quelle: UmweltDialog
 

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