Eine Auszeichnung für das Gemeinwohl

„Gewinn lässt sich anders als nur in Zahlen messen. Unternehmen, auch Start-ups, haben einen Wert für die Gesellschaft. Je höher dieser Public Value, desto besser für alle“, erklärt Michael Bätz, Niederlassungsleiter EY Sachsen-Thüringen. „Deswegen wollen wir mit dem Award Start-ups fördern, die das Gemeinwohl im Blick haben.“ So können an dem Wettbewerb alle Jungunternehmen teilnehmen, deren Geschäftsidee zum Beispiel ein gesellschaftliches Problem löst, moralisch-ethische Standards berücksichtigt oder das Zusammenleben zwischen Gruppen stärkt: „Nicht zuletzt zählt die Erlebnisqualität des Produktes oder der Dienstleistung – also ob ein Unternehmen für positive Erlebnisse beim Kunden sorgt.“

Public Value

Der Public Value-Ansatz, zu dem an der Universität St. Gallen sowie an der HHL Leipzig Graduate School of Management geforscht wird, geht davon aus, dass der gesellschaftliche Wert eines Unternehmens sich dadurch bestimmt, wie die Öffentlichkeit dessen Produkte oder Dienstleistungen bezüglich ihres Beitrages zum Gemeinwohl bewertet. Dabei ist es nicht entscheidend, ob die Wahrnehmung den Tatsachen entspricht: „Gemeinwohl ist nichts, was man aus Statistiken, Geschäftsberichten oder Bilanzen ableiten kann, sondern etwas, das in den Köpfen, Herzen und im Bauch der Menschen entschieden wird.“

Wie hoch die Öffentlichkeit einen bestimmten Unternehmensbeitrag zum Gemeinwohl einschätzt, wird in Relation zur Erfüllung bestimmter menschlicher Grundbedürfnisse durch Befragungen gemessen. Werden die Grundbedürfnisse befriedigt, so fällt die Bewertung positiv aus; werden sie nicht erfüllt, dann fällt das Urteil negativ aus.

In der aktuellen Diskussion des Public Value Begriffs spiegelt sich dabei das wachsende Bewusstsein wider, dass die Handlungen von Unternehmen als Teil der Gesellschaft einen Einfluss auf die Menschen haben: „Es ist heute entscheidend, sich im Kontext der gesellschaftlichen Zusammenhänge zu sehen und zu verstehen. Kein Unternehmen schwebt im luftleeren Raum“, sagt Bätz. „Eine positive Außenwahrnehmung der Unternehmen wirkt sich letztlich auch immer positiv auf das Geschäft und die Loyalität der Kunden aus“, führt Bätz aus. Dementsprechend ist ein hoher Public Value-Wert eines Unternehmens auch ein entscheidender wirtschaftlicher Erfolgsfaktor.

Das bietet der Award

Aus diesem Grund ist es für Start-ups wichtig, ihre Geschäftsmodelle gleich zu Beginn sowohl aus der wirtschaftlichen als auch aus der gesellschaftlichen Perspektive zu betrachten. Auf diese Weise erkennen Gründer die Bedürfnisse der Zielgruppen und können darauf eingehen: „Start-ups nehmen mit ihrer Perspektive einen ganz besonderen Einfluss darauf, wie sich unsere Gemeinschaft entwickelt. Dabei tragen sie auf ganz unterschiedliche Weise etwas zum Gemeinwohl bei“, so Bätz weiter. Im Gegensatz zu bereits etablierten Unternehmen fehlt es den Gründern allerdings an Aufmerksamkeit, sodass ihr Beitrag zum Gemeinwohl von der Öffentlichkeit unterschätzt wird.

Der Award will genau an diesem Punkt ansetzen, indem er den Jungunternehmern hilft, den Mehrwert ihres Geschäftsmodels sichtbar zu machen und gegenüber Investoren, möglichen Geschäftspartnern und der Öffentlichkeit selbstbewusst aufzutreten. „Außerdem stellt die Auszeichnung eine Art Rückversicherung dar, auf einem guten Weg zu sein, der Gesellschaft nicht zu weit voran zu eilen, den Nerv zu treffen, etwas zu bieten, das als wertvoll benannt oder eingeschätzt wird“, ergänzt Prof. Dr. Timo Meynhardt, Lehrstuhl für Wirtschaftspsychologie und Leadership an der HHL Leipzig.

Die Auszeichnung bietet den Gewinnern darüber hinaus Preise, die den Start-ups einzigartige Vernetzungsmöglichkeiten eröffnen und ihnen dabei helfen, ihre Bekanntheit weiter zu steigern. Jeweils ein Vertreter der Sieger-Unternehmen bekommt Zugang zu den internationalen Veranstaltungen Strategic Growth Forum in Palm Springs 2016 und in Rom 2017 oder der German Valley Week 2017, die vom Bundesverband Deutsche Start-ups organisiert wird.

Teilnahmebedingungen

Wer bei dem EY Public Value Award mitmachen möchte, muss verschiedene Voraussetzungen erfüllen. So muss das Geschäftsmodell des Start-ups innovativ und wachstumsorientiert sein, das Unternehmen muss sich in der Aufbauphase befinden und die Gründer müssen erste Finanzergebnisse vorlegen können. Die Gewinner werden im Rahmen der Preisverleihung am 27. Oktober an der HHL in Leipzig ermittelt, bei der die Finalisten in einem kurzen Pitch ihr Start-up einer Jury und Publikum vorstellen.