Die Küche als Ort des Seins
Wie das Essen umgibt die Küche etwas Archaisches, denn sie ist Feuer- und Wasserstelle. Zu den ersten sozialen menschlichen Betätigungen gehörte die Bereitung von Nahrungsmitteln mithilfe von Glut und Feuer. Ein Blick auf den Wandel dieses urtümlichen Sozialraums und den damit verbundenen Kulturtechniken enthüllt Erstaunliches.
10.08.2018
Die Feuerstelle (zu ebener Erde oder auf einem aufgemauerten Block) gilt als erster Ort der Gemeinschaftsordnung. Sie befand sich zunächst in der Mitte der Behausung, wurde jedoch an die Wand verlegt, als dem Feuer ein eigener Raum zugewiesen wurde. Zu dieser Zeit bildete sich die Vorform des Herdes, der an drei Seiten abgemauerte Kamin, zunächst ohne, dann mit hölzernem und schließlich mit gemauertem Rauchabzug heraus. Nachdem sich die Feuerstelle vom Boden entfernt hatte (keine feste Bindung mehr an einen Ort) und eine entsprechende Höhe erreichte, blieb sie über Jahrhunderte ein Bestandteil der (durch die Mechanisierung des Haushalts geprägte) Architektur, bevor sie zum (beweglichen) Möbel wurde.
„Herdplatten“ gelten als Vorläufer gusseiserner Kochflächen. Sie gab es offenbar schon in der Steinzeit, wie Rekonstruktionen von aufgeschichteten Feuerstellen belegen, deren Oberfläche mit Lehm ausgestrichen und geglättet waren. Vermutlich dienten sie zum Backen von Fladenbrot, so wie es heute noch in Afrika oder Südamerika zu beobachten ist. Eine selbstverständliche Voraussetzung beim Kochen ist die konstante Wärmeabgabe und die Möglichkeit der Hitzeregulierung. Das spiegelglatte Ceranfeld mit seinen grafisch gekennzeichneten Heizbereichen oder der ebenfalls glatte Induktionsherd schließen mit ihren glatten Oberflächen formal an die holz- oder kohlebefeuerten Gusseisenherde („Kochmaschinen“) des 19. und frühen 20. Jahrhunderts an. Seine zentrale und mythische Bedeutung büßte der Herd nicht zuletzt dadurch ein, dass er längst nicht mehr die einzige Wärmequelle in der Küche ist.
Küchenkultur und Lebensart im Wandel der Zeit
Die Küche ist neben dem Badezimmer der Raum des Hauses, der in den vergangenen einhundert Jahren die meisten architektonischen und technischen Veränderungen erfahren hat: Mit zunehmendem Bevölkerungswachstum in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und der voranschreitenden Industrialisierung stand in den Mietshäusern der Küche häufig nur noch ein Minimum an Platz zu: In den engen Etagenwohnungen der Arbeiter haben einzeln stehende Küchenmöbel (wie in großbürgerlichen Haushalten) keinen Platz. Es entsteht das Arbeitsdreieck Herd, Spüle und Kühlschrank. Zeitgleich wurden Kücheneinrichtungen vereinheitlicht. Die Rationalisierung der Küche ging mit der Industrialisierung der Nahrungsmittelherstellung einher.
1926 erschien das Buch „Der neue Haushalt – ein Wegweiser zu wirtschaftlicher Haushaltsführung“ von Erna Meyer. Einige Jahre zuvor analysierte die Amerikanerin Christine Frederick die Küchenarbeit in ihrer Publikation „Household Engineering. Scientific Management in the Home“. Beide trugen zu einer Reform der Wohnkultur bei, bei der es auch um die Konzipierung einer neuen Ordnung ging: kurze Arbeitswege, leichte Reinigung, „Handwerkszeug“ in Reichweite. Für einen Meilenstein der Küchengeschichte sorgte auch die österreichische Architektin Margarete Schütte-Lihhotzky. Unter dem Initiator des Wohnungsbauprogramms „Neues Frankfurt“, Ernst May, plante sie 1926 mit der Frankfurter Küche ein funktionales „Raumwunder“ nach ergonomischen Kriterien, in dem alles seinem Platz hat. Die Mustermöbel sind durch eine Schiebetür mit dem Wohnzimmer verbunden. Sie gilt als Vorläufer der Einbauküche und wurde in 10.000 Wohnungen verbaut.
In den 1960-er Jahren wurden Elektrogeräte für fast jeden erschwinglich. 1963 entwarf Joe Colombo Minikitchen für Boffi – es wurde damit der Trend der räumlich unabhängigen Küche antizipiert, den Luigi Colani etwa zehn Jahre später mit seiner orangenen Kugelküche für Poggenpohl weiterdenkt: Sie hat einen Durchmesser von 2,40 Meter und einen Drehstuhl, von dem sich alle Geräte bedienen ließen.
Die 1970-er Jahre galten als Epoche des Aufbruchs, die von experimentierfreudigen Gestaltern geprägt wurde.
Anfang der 1980er-Jahre beeinflusste der Grafikdesigner Otl Aicher die Küchenwelt. Es erschien seine Publikation „Die Küche zum Kochen. Das Ende einer Architekturdoktrin“ in Kooperation mit dem deutschen Küchenhersteller Bulthaup. Sein „Programm in Stichworten“ hat eine offene, kommunikative und „neue Küche“ zum Inhalt, die wieder ins Zentrum des Hauses rückt. Er sagte damals die Rückkehr der Küche voraus und schlug ein Küchenkonzept vor, bei dem das Essen als sinnliches Erlebnis gefeiert wird.
Die Küche in der Neuzeit
Die formschöne und funktionale Küche ist heute ein offener und einladend gestalteter Lebensraum, der 24 Stunden funktionieren muss, und in dem sich Familien, Freunde und Gäste versammeln. Oft enden hier die besten Partys. Inzwischen ist jede zehnte Küche ein Luxusprodukt, Tendenz steigend.
Die Küche wird zum Mittelpunkt der Wohnung und zum Statussymbol der Deutschen. Gemeinsam zu speisen ist gut für die soziale Gesundheit, denn es werden zwischenmenschliche Beziehungen aufgebaut und verstärkt.
Moderne optimierte Küchen integrieren aktuelle gesellschaftliche Trends: Oberschränke, deren Klappen sich elektrisch heben, beleuchtete Regale für den Anbau von frischen Küchenkräutern, Schubkästen, deren Auszüge mit integrierter Anschlagdämmung ein- und ausfahren, sind heute ebenso beliebt wie extra große Kühlschränke und Herde oder Spezialküchen für Veganer oder Vegetarier. Stil-Dauerbrenner sind seit Jahren offene Wohnküchen, die nach Branchenangaben bereits in gut jedem vierten deutschen Haushalt zu finden sind. Alles geht ineinander über, fast lautlos und spielerisch leicht. Das Türenschlagen ist in der modernen Küche vorbei, auch die Lautstärke des Dunstabzugs ist heute kommunikationsfreundlich „heruntergedimmt“.
Die moderne Küche gilt als Ausdruck von Lebensart und gutem Geschmack. Sie besticht durch Klarheit der Linie, Schlichtheit der Geometrie und nachhaltiges Material. Sie soll heute nicht mehr als reine Produktionsstätte, sondern als Komfortzone wahrgenommen werden, als Zentrum des Lebens oder „Seelenraum“.
Der Küchenmarkt in Deutschland
In Deutschland ist der Küchenmarkt ein Milliardengeschäft mit stetig wachsenden Umsätzen. Viele Deutsche investieren inzwischen mehr in die eigene Küche als ins Auto, das längst kein Statussymbol mehr ist. Hier verbinden sich heute ebenfalls innovative Technologien, intelligente Funktionen, nachhaltiges Design und traditionelles Handwerk zu einzigartigen und emotionalen Produkten.
Das ist nicht „abgefahren“, sondern hat mit der Lust am Bleiben und am Analogen zu tun. Es geht darum, sich aus der Dauererreichbarkeit auszuklinken, achtsam und in sich ruhend im Hier und Jetzt zu sein und einer Sache seine volle Aufmerksamkeit zu schenken. Trendforscher versprechen sich von der Küche der Zukunft, dass sie unsere Ernährung gesünder und den Genuss vielseitiger macht. Dies hängt vor allem damit zusammen, dass nachhaltige Lebensweisen bereits in der Gestaltung unseres Alltags und Lebensumfelds immer mehr an Bedeutung gewinnen.
Das gilt auch für die Einrichtung und Nutzung der Küche. Dabei sind nicht nur ökologische Gesichtspunkte von Bedeutung, sondern auch die Steigerung der eigenen Lebensqualität durch gesunde Nahrungsmittel sowie die Verwendung nachhaltig produzierter Küchenmöbel und Elektrogeräte.
Es gibt in Deutschland zwischen 20 und 30 namhafte Hersteller, darunter Marktführer wie Nobilia und Familienunternehmen wie Häcker und Schüller. Zudem gibt es eine Vielzahl von Händlern (vom Küchenstudio über Fachmärkte wie Asmo, Meda, Küchen Aktuell bis zu Möbelhausketten wie XXXLutz, Höffner oder Ikea). Das Dilemma für die Hersteller liegt nach Elisabeth Dostert und Angelika Slavik (Süddeutsche Zeitung) in der Marktstrategie der Händler: „Denn die legen kaum Wert darauf, die Kunden wissen zu lassen, von welchem Hersteller die Küche kommt. Sie präsentieren sich lieber unter eigenen Marken - dann lassen sich die Lieferanten leichter austauschen. Entsprechend ungünstig ist deren Verhandlungsposition. Wer also die großen Händler bedienen und dabei auf Augenhöhe agieren will, muss die Kraft seiner eigenen Marke stärken. Das gelingt nicht allen“.
Die Küche mit Weitblick
Nachhaltigkeit begreift auch Haushalts- und Gewerbegerätehersteller Miele als festen Bestandteil des Produktdesigns. Als einer der deutschen Pioniere entwickelte das Unternehmen 1969 die Einbauküche „Studio-M“, bei der Küchenmöbel und Haushaltsgroßgeräte als Teilelemente aufeinander abgestimmt waren. Ökologische Aspekte behält das Unternehmen stets im Blick: Seit 2000 konnte der Stromverbrauch bei den Elektroherden und Backöfen um 49 Prozent, bei den Geschirrspülern um 43 Prozent verringert werden. Dies liegt nicht zuletzt an den produktübergreifenden Ecofunktionen. Beispielsweise lässt sich der Verbrauch eines Geschirrspülers vor Gebrauch prognostizieren. Restwärmefunktionen der Miele-Herde nutzen zum Ende des Kochens hin nur noch bereits bestehende Wärme. Kocht dann doch mal etwas über, ist auch dafür gesorgt: Dunstabzugshauben von Miele waren 2016 in allen drei getesteten Gerätekategorien alleiniger Testsieger bei Stiftung Warentest.
Die moderne Küche stillt unsere Sehnsucht nach Heimat und Wärme in einer globalisierten Welt. Dabei lässt sie den reinen Kochcharakter hinter sich – sie wird zum Lebenszentrum. Was lange getrennt war, wird plötzlich miteinander verbunden: Kochen, Essen und Entspannen werden zu einem Guss. Das konnte man auch auf der Eurocina 2018 in Mailand sehen, wo Küchenschränke zu sehen waren, die kaum einen Unterschied zu Wandschränken aufwiesen. Bei Bedarf verschwinden in kombinierten Wohn-Ess-Küchen obere Küchenzeilen und Arbeitsplatte hinter Schiebewänden. Der Trend zum „cleanen“ bezieht sich hier nicht auf „steril“, sondern „aufgeräumt“ – in einer solchen Küche verschwindet alles, was an Essen und Arbeit erinnert.
Nicht die Küche verschwindet heute, sondern das Bild der Küche, das sich spätestens seit der Entwicklung der modernen Einbauküche kaum verändert hat, ist im Umbruch. Es lernt von der Gestaltung des Wohnbereichs und wird wohnlicher, behaglicher, erinnert weniger an Arbeit. Diese Transformation funktioniert nur durch ein harmonisches Miteinander von Design und Technik: Einerseits halten Wohnzimmermöbel-Elemente wie Bücherregale Einzug in der Küche und verändern den Charakter des Raums fundamental. Andererseits sorgen Bewegungs-Systeme und Stauraumkonzepte dafür, dass die wohnliche Anmutung der Küche nicht durch technische Geräte oder funktionale Komponenten geschmälert wird.
Nachhaltige Küchenhelfer
Das offene Feuer zum Grillen und Rösten hat menschliche Ernährungsweisen und Essgewohnheiten zwar entscheidend verändert, doch der Beginn der Kochkunst datiert erst von der Erfindung des Topfes und der Pfanne. Im Folgenden werden einige zeitlose und nachhaltige Küchenhelfer vorgestellt, denn gute Küchengeräte sind wie ein gutes Werkzeug.
Produkte aus Kunststoff mögen zwar pflegeleicht sein, werden jedoch aus Erdölprodukten hergestellt und stellen dadurch eine stärkere Belastung für unsere Umwelt dar. Gleiches gilt für Vorratsbehälter aus Kunststoffen. Eine bessere Alternative sind Küchenhelfer und Behälter, die aus natürlichen bzw. schnell nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden. Auch Behälter aus Glas belasten die Umwelt aufgrund der sehr guten Recyclingfähigkeit deutlich weniger als Plastikbehälter.
In Sachen Technik & Elektronik bietet der memolife onlineshop u.a. Haushalts- und Küchengeräte wie Staubsauger oder Kaffeemaschinen (aber auch Computer und Bürotechnik sowie Unterhaltungselektronik und Sicherheitstechnik). Bei der Auswahl technischer Geräte wird stets auf Nachhaltigkeit geachtet. Beschaffungskriterien wie ressourcen- und klimaschonende Herstellung, Rohstoffe aus Recyclingmaterial oder nachwachsenden Rohstoffen oder ein besonders niedriger Verbrauch spielen bei der Produktauswahl eine sehr wichtige Rolle. Viele Technik-Produkte bei memolife tragen deshalb Umweltzeichen und Siegel wie z.B. den Blauen Engel.
Ziel von memo ist es, dem Verbraucher die aufwändige Recherche nach ökologischen und sozial verträglichen Alltagsprodukten mit langlebiger Qualität und gutem Preis-Leistungs-Verhältnis abzunehmen, um ihm einen strategischen Konsum und einen bewussten Alltag zu erleichtern. Hier sind Produkte des Alltags von A bis Z erhältlich: Abfalleimer, Bretter, Grillzangen, Messer, Töpfe, Pfannen, Trinkflaschen und Möbelpflegeprodukte.
Memo vermittelt aber auch, dass Kochen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung unseres Planeten hat und ist deshalb mehr als reines Zubereiten von Lebensmitteln ist. „Eine nachhaltige Küche ist nicht nur gut für das Klima, sondern trägt auch bei zu mehr sozialer Gerechtigkeit, fairen Wirtschaftsbeziehungen und gesunder, hoher Lebensqualität“, schreibt Herbert Hintner in seinem Vorwort zum Buch „Kochen kann verändern“, das gemeinsam mit dem Terra Institute entstand und ebenfalls bei memolife erhältlich ist.
Weiterführende Informationen
- Herbert Hintner / Terra Institute: Kochen kann verändern. Besser kochen – nachhaltig einkaufen. Mit Fotos von Frieder Blickle. Folio Verlag Bozen Wien 2017
- Claudia Silber und Alexandra Hildebrandt: Küchen-Kultur und Lebensart: Warum Verantwortung nicht zwischen Herd und Kühlschrank aufhört. Amazon Media EU S.à r.l.