Mode

Wie neu: Tchibo gibt Kleidung eine zweite Chance

Sich neu einkleiden und dabei Umwelt und Klima schützen? Das geht, wie Tchibo durch eine Kooperation mit Sellpy zeigen will. Der erste Testlauf war erfolgreich. Jetzt bietet Tchibo noch mehr Secondhandkleidung über die Onlineplattform an, darunter Retouren, die nicht mehr als Neuware verkauft werden können.

10.07.2024

Wie neu: Tchibo gibt Kleidung eine zweite Chance

Sei es die Bluse für das Vorstellungsgespräch, das Kleid für die Sommerparty oder die Gummistiefel für das Kind, aus denen es schon wieder rausgewachsen ist: Viele Kleidungsstücke werden nur wenige Male benötigt. Wenn sie nicht mehr gefallen, zu klein oder kaputt sind, fristen sie entweder ein Schattendasein in Schränken und Kellern oder landen auf der Deponie oder im Altkleidercontainer.

Das Problem: Die Herstellung von Bekleidung und Schuhen ist mit einem erheblichen Rohstoff- und Wasserverbrauch verbunden. Dieser geht wiederum mit einem enormen Treibhausgasausstoß einher. Aber nicht nur die Produktion, sondern auch der Transport, die Nutzung und Entsorgung haben beträchtliche Auswirkungen auf die Umwelt und den Klimawandel sowie auf die Menschen, die in der Textilindustrie beschäftigt sind.

Schon gewusst?

Mehr als eine Million Tonnen Altkleider werden in Deutschland jedes Jahr gesammelt, wie Recherchen von Greenpeace ergaben. Weniger als ein Drittel werde als Secondhandware weiterverkauft. Der Großteil werde nach Osteuropa und Afrika weitergegeben und belaste dort als Müll die Umwelt.

Denn die ausrangierte Kleidung findet auch in den Exportländern nicht genügend Abnehmer, weil sie zum Beispiel nicht zum Klima passt. So landen viele Textilien letztlich doch auf dem Müll und dann in der Umwelt. Das ist vor allem deshalb problematisch, weil unsere Kleidung viel Kunststoff enthält, der als Mikroplastik in die Flüsse und Meere gelangt.

Viola Wohlgemuth von Greenpeace fordert vor diesem Hintergrund: „Produzieren, Kaufen, Wegschmeißen – dieses katastrophale Einweg-Fashion-Modell wird niemals nachhaltig sein. Wir brauchen einen grundlegenden Wandel. Kreislauffähige Geschäftsmodelle wie Leihen, Reparatur und Secondhand müssen das neue Normal werden.“

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Tchibo setzt auf Secondhand

Das dachte man sich auch bei Tchibo. Mit „Tchibo Share“ startete der Hamburger Einzelhändler bereits 2018 den Versuch, eine Kleider-Mietplattform für Baby- und Kinderkleidung zu etablieren. 2020 musste Tchibo den Service einstellen – doch die Idee, Kleidung zu teilen und möglichst lange im Kreislauf zu halten, hat man nicht aufgegeben. „Der Ansporn war, unser Kerngeschäft mit Nachhaltigkeit zu verbinden“, erklärte Sarah Herms, Projektmanagerin Tchibo Share, damals und versprach: „Wir bleiben dran.“

Tchibo hat Wort gehalten: Mit dem Verkauf von Secondhandware über den Onlinehändler Sellpy hat das Unternehmen ein neues nachhaltiges Geschäftsmodell entwickelt, mit dem es seinen Kundinnen und Kunden zu einem nachhaltigeren Lebensstil verhelfen will. Nach geglücktem Testlauf verkauft Tchibo auf www.sellpy.de ab sofort Einzelstücke, die nicht mehr als Neuware verkauft werden können. Dabei handelt es sich laut Tchibo um Retouren und Waren aus dem „Tchibo Share“-Sortiment, allesamt in sehr gutem bis neuwertigem Zustand. Bei Tchibo ist man überzeugt, dass Secondhand nach wie vor im Trend liegt: So ergab eine Umfrage unter Kundinnen und Kunden, dass viele ihre Kleidung privat weitergeben.

Kristina Kölling, im Tchibo Nachhaltigkeitsteam verantwortlich für neue Kreislaufmodelle, erklärt: „Wir wissen, dass unser Secondhandverkauf nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist. Und neben anderen Initiativen, wie der Erhöhung des Anteils an recycelten Fasern und zirkulären Designkriterien wie etwa Langlebigkeit, nur Teil des Wandels sein kann. Das Projekt mit Sellpy hilft uns aber besser zu verstehen, was sich unsere Kundinnen und Kunden wünschen und wie der Secondhandmarkt funktioniert.“

Das Potenzial einer Circular Economy

Die Online-Plattform Sellpy hilft sowohl Unternehmen wie Tchibo als auch Privatpersonen dabei, Waren weiterzuverkaufen – und so die Lebensdauer zu verlängern und Ressourcen und Emissionen zu sparen. „Sellpy entstand aus der Idee, allen zu ermöglichen nachhaltig zu leben und zu handeln“, heißt es auf der Webseite. „Die einfachste Art Emissionen zu reduzieren, besteht darin, vorhandene Kleidung und Dinge besser zu nutzen. Daher ist unser Ziel, Secondhand so einfach wie möglich und zugänglich für alle zu machen.“ Der Fokus liegt auf der Wiederverwendung, allerdings hat Sellpy auch eine Lösung für Waren, die nicht über den Händler verkauft werden können. Diese werden gespendet oder recycelt.

Wie wichtig Kreislaufmodelle wie diese sind, hat die Studie „Modell Deutschland Circular Economy. Modellierung und Folgenabschätzung einer Circular Economy in 9 Sektoren in Deutschland“ des Öko-Instituts, Fraunhofer ISI und der FU Berlin herausgestellt. So könnten „bis 2030 mit drei Maßnahmen (recycelte Fasern, verstärkte Wiederverwendung und Ökodesign von Textilien) 26 Prozent des CO2-Fußabdrucks von Textilien reduziert werden“, heißt es dort bezogen auf den Textilsektor. Zugleich würden Ressourcen geschont, die Abhängigkeit von importierten Rohstoffen sowie der Energieverbrauch und Kosten verringert werden, führt Clara Löw, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Öko-Instituts, die Vorteile weiter aus.

Quelle: UmweltDialog
 

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