Telefónica-Talk zu KI in Politik und Wirtschaft
Die Bundesregierung will, dass Deutschland bei der Künstlichen Intelligenz (KI) weltweit vorne mitspielt – und sieht sich ein Jahr nach Vorlage ihrer KI-Strategie auf gutem Weg. Aber schreitet sie darauf zügig genug voran? Ein Lunch-Talk sucht Antworten auf diese und weitere spannende Fragen.
29.11.2019
Veranstalter der am 11. Dezember in Berlin stattfindenden Diskussionsrunde ist das Nachrichtenportal AI Hub Europe, das bereits mehrere solcher Lunch-Talks zum Thema KI organisiert hat, mit Unterstützung des Wirtschaftsmagazins brand eins. Der kommende Talk in der Reihe dreht sich um, „Künstliche Intelligenz in Politik und Wirtschaft“ und versammelt kluge Köpfe, die sich dazu zur Mittagszeit 90 Minuten austauschen.
Deutsche KI-Strategie mit ambitionierten Zielen
Mit dabei ist beispielsweise Markus Heimann, seines Zeichens Director Digital & Data Competence Center bei Telefónica Deutschland, und gleichzeitig Gastgeber des Talks, der um 12:30 Uhr im Basecamp startet, dem Debattenraum des Telekommunikationsanbieters (O2, Fonic) in der Mittelstraße 51 – 53 im Berliner Regierungsviertel. Austauschen wird sich Heimann unter anderem mit Daniel Abbou, dem Gründer des Newsportals AI-Hub Europe und Andreas Hartl, der beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie für KI zuständig ist.
Zu bereden gibt es einiges. Schließlich widmet sich die Bundesregierung in ihrer im vergangenen Herbst beschlossenen KI-Strategie Technologien, denen das Zeug zugeschrieben wird, alle Lebensbereiche auf den Kopf zu stellen. Hartls Chef, Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, dessen Haus die Strategie maßgeblich mitentworfen hatte, erachtet sie gar als grundlegend für die hiesige Wettbewerbsfähigkeit. Deswegen müsse Deutschland „ein weltweit führender Standort für die Entwicklung und Anwendung von KI-Technologien“ werden, so Altmaier am 18. November 2018 bei der Vorlage des Papiers.
Erste Zwischenbilanz vorgelegt
Tatsächlich hat sich die Bundesregierung darin einiges vorgenommen: Bis 2025 will sie drei Milliarden Euro in die Umsetzung der Strategie investieren. Für die zwölf von ihr definierten Handlungsfelder – darunter die Forschungsförderung, Unterstützung für Gründer und den Mittelstand – hat sie 150 Maßnahmen in die Wege geleitet, von denen knapp 100 gestartet sind, wie die Bundesregierung in ihrer ersten Zwischenbilanz zur KI-Strategie angibt, die seit Mitte November 2019 vorliegt. Wenig überraschend, versammelt sie jede Menge positive Trends.
„Deutsche Forscher“, heißt es darin beispielsweise, „spielen in der Champions League der KI mit“. Nur in China, USA, Japan, Großbritannien würden mehr wissenschaftliche Publikationen zum Thema veröffentlicht als hierzulande. Die Zahl der KI-Start-ups in Deutschland sei im vergangenen Jahr um 62 Prozent gestiegen, auf jetzt 214. Etliche Projekte für die KI-Förderung im Mittelstand haben laut Bilanz schon ihre Arbeit aufgenommen, ein Runder Tisch zu KI-Datenschutzfragen ebenfalls und eine Online-Landkarte mit guten Beispielen für KI-Anwendungen ist auch schon online.
500 Millionen vs. 100 Milliarden
Bundesforschungsministerin Anja Karliczek, deren Haus das Papier mitentwickelt hatte, kündigte anlässlich der ersten Zwischenbilanz an, die Kompetenzzentren für KI künftig auszubauen und warb dafür, mehr führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach Deutschland zu locken. Nach ihren Angaben hat die Bundesregierung seit Inkrafttreten der Strategie im vergangenen November 500 Millionen Euro für KI bereitgestellt, unter anderem zur Förderung von Start-ups.
Ob das alles reicht, um der KI-Übermacht aus den USA oder China das Wasser zu reichen? Der Digitalverband Bitkom hat da Zweifel. „Die bescheidenen Mittel von 500 Millionen Euro pro Jahr haben bislang noch so gut wie keine Wirkung erzielt“, so Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. In den USA werde gerade über ein 100-Milliarden-Dollar-Programm zur KI-Förderung diskutiert. Nach Einschätzung von Rohleder macht der breite Förderansatz der Bundesregierung auch „nur bedingt Sinn“. Besser sei eine Förderung von „zwei herausragend wichtigen Felder“: der autonomen Mobilität und der personalisierten Medizin.
KI braucht Cloud
Bundesminister Peter Altmaier sieht nach einem Jahr KI-Strategie dagegen die „Weichen dafür gestellt, den Transfer von KI-Lösungen in die Wirtschaft deutlich zu verbessern“. Mit dem geplanten Aufbau einer europäischen Dateninfrastruktur unter dem Namen „Gaia-X“ habe man zudem einen wesentlichen strategischer Eckpfeiler festgestampft. Das auch als „europäische Cloud“ bekannte Projekt soll dereinst Unternehmen und Organisationen vernetzen und Europa unabhängiger von großen US-Anbietern wie Amazon oder Microsoft machen.
Bundesminister Altmaier hat das Konzept für Gaia-X Ende Oktober 2019 auf dem Digitalgipfel der Bundesregierung vorgestellt und dafür viel Zuspruch erhalten, unter anderem vom Bundesverband KI. Jörg Bienert, Vorsitzender des Verbands, bewertete das Vorhaben als „unbedingt erforderlich“ für den Erhalt der digitalen Souveränität Europas und eine eigenständige KI-Industrie. Um Abhängigkeiten von ausländischen Anbietern zu vermeiden, sei indes „ein weitaus umfassenderes Konzept“ nötig, eine „gemeinsame Anstrengung von Politik und Wirtschaft“.
Wieviel Tempo braucht KI?
Wo es noch hakt in Sachen Politik und KI, wird der Lunch-Talk am 11. Dezember offenlegen. Mit dabei ist auch Jörg Bienert, der neben seinem Vorsitz beim KI Bundesverband die Geschäfte einer von ihm gegründeten KI-Firma führt. Weitere Impulse für die Diskussion verspricht Agnieszka M. Walorska, Geschäftsführerin von Creative Construction, einer Berliner Agentur, die Unternehmen hilft, digitale Potenziale auszuschöpfen. Dass Tempo dabei nicht alles ist, weiß Walorska aus eigener Erfahrung: Sie war eine der ersten Mitarbeiterinnen des Sozialen Netzwerks studiVZ, das ab 2005 ein rasantes Wachstum hinlegte – und dennoch nicht gegen die Übermacht des US-Konzerns Facebook bestehen konnte.