Lieferkette

Rahmenwerk verschafft Überblick über Anti-Sklavereigesetze

Für Unternehmen hat das Thema Menschenrechte vor allem aus juristischen Gründen eine steigende Bedeutung. So haben die USA, die EU und Großbritannien in den vergangenen Jahren Gesetze erlassen, die Menschenhandel und Sklaverei in der gesamten Wertschöpfungskette bekämpfen sollen. Damit sich Unternehmen hier zurechtfinden, hat iPoint-systems ein Framework für Menschenhandel- und Sklavereigesetze veröffentlicht, das die thematischen Zusammenhänge zwischen den Regelungen aufzeigt. Dadurch unterstützt es die Unternehmen einerseits bei der Entwicklung von Programmen, die regelkonformes Verhalten gewährleisten. Andererseits bildet es die Grundlage für die Entwicklung einer integrierten Lösung für Reporting- und Compliance-Anforderungen in dem Bereich.

13.06.2016

Rahmenwerk verschafft Überblick über Anti-Sklavereigesetze

„Durch diesen neuen Rechtsrahmen ist es für Unternehmen zunehmend schwieriger – unter bestimmten Gesetzen sogar illegal –, von modernen Formen der Sklaverei in ihren eigenen Lieferketten nichts zu wissen bzw. sie zu ignorieren“, erklärt Dr. Chris Bayer von Development International, der das Framework im Auftrag von iPoint-systems verfasst hat. Dieses analysiert insgesamt 15 Gesetze, die die Themen Menschenhandel und Sklaverei behandeln. Dazu zählen etwa das kalifornische Gesetz über Lieferkettentransparenz (California Transparency in Supply Chains Act, 2010), die europäische CSR-Reportingpflicht (EU Non-Financial Reporting Directive, 2014) oder das britische Gesetz zur Bekämpfung moderner Sklaverei (UK Modern Slavery Act, 2015).

„Die untersuchten Gesetze zielen einerseits direkt oder indirekt auf die Wertschöpfungskette von Unternehmen, die Waren oder Dienstleistungen aus Ländern beziehen, in denen häufig derartige Menschenrechtsverletzungen vorkommen oder andererseits auf Lieferanten, die der Regierung Produkte und Dienstleistungen anbieten“, so Bayer weiter. Sieben der untersuchten Gesetze haben wiederum direkten Einfluss auf die gesetzliche Haftung von Unternehmen.

Moderne Sklaverei und Menschenhandel

Moderne Sklaverei unterscheidet sich von ihrer Art her von den Praktiken der Kolonialzeit, auch wenn die Behandlung von Sklaven und der Verstoß gegen die Menschenrechte ähnlich geartet sind, wie das Institut für Ethik & Werte berichtet. So findet heutiger Menschenhandel aufgrund der Strafverfolgungen im Verborgenen und nicht im öffentlichen Raum statt. Dauerte die Versklavung früher ein gesamtes Arbeitsleben an, ist dieser Zustand heute meist auf mehrere Jahre begrenzt. Darüber hinaus spielen Rassenunterschiede keine Rolle mehr. Das wirtschaftliche Potenzial der Ausgebeuteten steht im Vordergrund.

Ein Gesetz, das sich mit den Tatbeständen der Sklaverei und des Menschenhandels befasst und diese entlang der gesamten Lieferkette bekämpfen möchte, ist der UK Modern Slavery Act von 2015. Dieser betrifft Unternehmen, die zumindest einen Teil ihrer Geschäftstätigkeit in Großbritannien ausüben und deren globaler Umsatz mehr als 36 Millionen Pfund betragen. Demnach müssen sie auf ihrer Webseite ein Statement veröffentlichen, das etwa Informationen darüber enthält, was sie intern und im gesamten Wertschöpfungsprozess gegen diese Formen der Menschenrechtsverletzungen unternehmen.

Das Rahmenwerk identifiziert hier die thematischen Überschneidungen. Dadurch können sich die Unternehmen besser orientieren, die mehreren dieser Verordnungen unterliegen: „Darüber hinaus bietet unsere Analyse zwölf Handlungspunkte an, die Firmen aufzeigen, was sie unternehmen und berichten müssten, wenn sie von allen sieben Gesetzen betroffen wären und gezielte Anti-Sklaverei-Maßnahmen ergreifen wollen.“ Zu diesen „Action Points“ gehören etwa Due-Diligence-Prüfungen innerhalb der Wertschöpfungskette, Trainingsangebote im Bereich Lieferkettenmanagement oder die Auswahl von prozess- und ergebnisbezogenen Leistungskennzahlen (KPIs).

Standards innerhalb der Lieferkette sind schwierig durchzusetzen

Dass Menschenhandel und Sklaverei ernstzunehmende Probleme in globalen Lieferketten sind, zeigen Zahlen der internationalen Arbeitsorganisation ILO aus dem Jahr 2012. Diese besagen, dass jährlich mehr als 14 Millionen Menschen zur Arbeit gezwungen und damit einen Gewinn von über 50 Milliarden US-Dollar erwirtschaften würden. Auf der Webseite des Arbeitsministeriums der Vereinigten Staaten finden Interessierte eine Aufzählung der Waren, die entweder durch Kinder- oder durch Zwangsarbeit produziert wurden. Zurzeit sind dort über 130 Artikel aus mehr als 70 Ländern gelistet.

„Das Design von gesetzes- und unternehmenskonformen Anti-Sklaverei-Programmen ist die eine Sache“, ergänzt Bayer, „ganze Wertschöpfungsketten zu mobilisieren, um erfolgreiche Systeme zu implementieren, ist die weitaus größere Herausforderung.“ Aus diesem Grund ist es für iPoint-systems mit der Veröffentlichung des Frameworks auch nicht getan, um gesetzeskonformes Verhalten von Unternehmen diesbezüglich zu fördern: „Unsere Kunden fordern Softwarelösungen, die die Einhaltung von Gesetzen und der Risikominimierung im Bereich Menschenhandel und Sklaverei unterstützen und gleichzeitig geschäftlich Sinn machen“, erklärt Jörg Walden, Geschäftsführer von iPoint-systems. „Und genau dies stellen wir bald zur Verfügung.“

Reporting-Template kurz vor Veröffentlichung

So plant der Software-Anbieter im Sommer 2016 ein frei zugängliches Template zu veröffentlichen, das Unternehmen für ihre Reporting-Anforderungen im Bereich Menschenhandel/Sklaverei innerhalb ihrer Lieferkette verwenden können. Zu diesem Zweck wird das Tool, auch eLRT (electronic Labor Rights Template) genannt, derzeit von einem Stakeholder-Forum überprüft. Dieses besteht aus Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, die die Praktikabilität des Tools hinsichtlich der aktuellen Reporting-Anforderungen evaluieren. Das Template und das Framework können auf der Webseite www.elrt.org heruntergeladen werden.

Quelle: UmweltDialog
 

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