Wirtschaft

„Wir decken mit unserem Nachhaltigkeitsprogramm bereits ein Drittel unserer Kaffeeanbauregionen ab und wollen weiter wachsen“

Das Kaffeeprogramm von Tchibo will Kaffeefarmer wirtschaftlich voranbringen und sie resilienter gegenüber dem Klimawandel und anderen Krisen machen. Wie das funktioniert, erklärt Pablo von Waldenfels im Gespräch mit UmweltDialog. Er leitet gemeinsam mit seiner Kollegin Johanna von Stechow die CR-Abteilung von Tchibo .

06.03.2025

„Wir decken mit unserem Nachhaltigkeitsprogramm bereits ein Drittel unserer Kaffeeanbauregionen ab und wollen weiter wachsen“
Pablo von Waldenfels, Leiter der CR-Abteilung bei Tchibo

Sie sind Sie für die nachhaltige Ausrichtung des Kaffeesortiments bei Tchibo verantwortlich. Sie sagen, dass Nachhaltigkeit in der Kaffeebranche kein fester Zustand ist, sondern ein Weg. Diesen „begeht“ man bei Tchibo seit über 15 Jahren. Um in diesem Bild zu bleiben: Wo sind Sie bis jetzt angekommen?

Pablo von Waldenfels:

Lassen Sie uns einfach mal mit den „nackten“ Zahlen starten, bevor wir inhaltlich tiefer einsteigen. Im Moment sind rund 13.000 Farmer in acht Ländern Teil unserer Projekte, in denen in Nachhaltigkeitsthemen gearbeitet wird. Und wenn ich von Projekten spreche, meine ich jene, die wir direkt finanzieren oder mit anderen mitfinanzieren. Zusätzlich engagieren wir uns in sektorweiten Organisationen für Themen, die wir nicht alleine angehen können. Dazu gehören zum Beispiel die Mitarbeit bei World Coffee Research oder Coffee and Climate. Die erste Organisation entwickelt neue Kaffeesorten, und die zweite beschäftigt sich mit landwirtschaftlichen Anbautechniken, die resilient gegenüber dem Klimawandel sind (klimaintelligent).

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Wir decken mit unserem Programm bereits ein Drittel unserer Kaffeeanbauregionen ab und wollen hier weiter wachsen.

Wie können Kaffeefarmerinnen und -farmer wirtschaftlich vorankommen und sich gleichzeitig besser gegen den Klimawandel und andere Krisen aufstellen? Das sind die wesentlichen Fragen, auf die Ihr neues Nachhaltigkeitsprogramm Antworten gibt. Erläutern Sie das bitte.

von Waldenfels: Kaffee ist ein Agrarprodukt, dessen Anbau vor schwerwiegenden Herausforderungen in den Ursprungsländern steht. So können die Folgen des Klimawandels dazu führen, dass sich die Anbauflächen für Kaffee bis 2050 um bis 50 Prozent verringern könnten und es zu erheblichen Ernteausfällen kommt, beispielsweise durch Trockenheit. Daraus resultieren dann wiederum soziale und ökologische Risiken durch niedrigere Einkommen oder zum Beispiel steigende unzulässige Kinderarbeit oder illegale Abholzung. Um dem entgegenzuwirken und langfristig unseren Kundinnen und Kunden unsere Produkte anbieten zu können, gibt es zwei wesentliche übergeordnete Punkte, um die wir uns raumübergreifend in den unterschiedlichen Anbauregionen kümmern müssen. Dabei stimmen wir die dazugehörigen Maßnahmen regional ab, um die größtmögliche Wirkung zu erzielen.

Von welchen übergeordneten Punkten sprechen Sie?

von Waldenfels: Da wären zum einen die Anbautechniken. Kaffeefarmen kann man auf unterschiedliche Arten und Weisen bewirtschaften. Um sie an den Klimawandel anzupassen und ihr wirtschaftliches Fundament zu sichern, führen wir übergeordnete agrarökologische, regenerative oder sogenannte „klimaintelligente“ Praktiken ein.

Kaffeeanbau in Kolumbienzoom
Nanswilu School in Tansaniazoom

Das heißt, dass wir Schulungen und Vorfinanzierungen auf den Farmen für Dinge wie beispielsweise Schattenanbau durchführen. Ein Schattenbaum spendet Kulturpflanzen wie Kaffee Schatten und wird extra eingepflanzt, um diese vor zu starker Sonneneinstrahlung zu schützen und die Temperaturen zu regulieren. Bananen oder Avocadobäume können etwa als Schattenbäume und als zusätzliche Einkommensquelle dienen.

Wir fördern den Einsatz sogenannter Cover Crops (Deckfrüchte), die zusätzlich zwischen den Kaffeepflanzen wachsen, um die Bodengesundheit zu verbessern und die Feuchtigkeit im Boden zu halten. Zum Schutz von Wasserquellen ist die Aufforstung ursprünglicher Baumarten eine wichtige Maßnahme. Um die Abhängigkeit der Farmer von Kaffee zu reduzieren und ihre Einkommen zu verbessern, fördern wir außerdem die Diversifizierung des Anbaus. So sollen auf den Farmen zusätzliche Obstbäume wachsen oder Gemüsesorten wie Bohnen, Mais etc. angebaut werden.

Außerdem unterstützen Sie die Farmen im Bereich des Qualitätsmanagements; der zweite wesentliche Punkt Ihres Nachhaltigkeitsprogramms, richtig?

von Waldenfels: Genau! Qualität und Ertrag. Qualitativ hochwertiger Kaffee erzielt höhere Erlöse pro verkauftem Pfund. Höhere Erträge führen zu mehr Umsatz. Damit können die Farmen insgesamt höhere Gewinne erwirtschaften. Dabei muss man die Wetterbedingungen genau im Blick haben. Denn aufgrund des Klimawandels wird es in manchen Regionen wärmer oder trockener, in anderen hingegen feuchter. Das bedingt andere Krankheiten und bedeutet Stress für die Pflanzen. Deswegen benötigen wir neue Kaffeesorten. Denn die Optimierung des Anbaus hat nur einen begrenzten Effekt und reicht alleine nicht aus, um die Farmen an den Klimawandel anzupassen.

Wir entwickeln neue, widerstandfähigere Kaffeesorten – diese Kreuzungen sind alle frei von Gentechnik –das tun wir aber nicht alleine. Vielmehr kooperieren wir mit dem World Coffee Research und investieren in deren Arbeit gemeinsam mit vielen anderen Unternehmen. So haben die Farmer künftig ein vielfältigeres Pflanzenmaterial zur Auswahl, das eine höhere Resilienz gegenüber den Folgen des Klimawandels hat.

Vielen Dank für das Gespräch!

Warum zunächst der wirtschaftliche Erfolg von Kaffeefarmen entscheidend ist , um dann nachhaltige Praktiken in Kaffeeanbau-Regionen zu etablieren, erfahren Sie in der kommenden Woche im zweiten Teil des Interviews.

Quelle: UmweltDialog
 

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