Biodiversität

Nordatlantik: Aktuelle Hitzewelle kann fatale Folgen für Fischbestände haben

Die großen Schwarmfisch-Bestände atlanto-skandischer Hering, Makrele und Blauer Wittling sind auf die kühlen Gewässer des Nordatlantiks angewiesen, um sich vermehren zu können. Die Erwärmung des Nordatlantiks kann die Laichmöglichkeiten dieser Fischarten einschränken und zu einem Rückgang ihrer Bestände führen. Mit erheblichen Konsequenzen für das Ökosystem Meer, aber auch für die Verfügbarkeit dieser Fischarten für unsere Ernährung.

08.08.2023

Nordatlantik: Aktuelle Hitzewelle kann fatale Folgen für Fischbestände haben

Die Erwärmung der Meere kann auch dazu führen, dass sich das Verbreitungsgebiet dieser Fischbestände verändert.

Vor dem Hintergrund dieser klimatischen Herausforderungen ist es heute wichtiger denn je, dass die Regierungen aller Fangnationen gemeinsam eine wirksame Überwachung und eine nachhaltige Befischung der nordostatlantischen Fischbestände sicherstellen.

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Derzeit werden Hering, Makrele und Blauer Wittling noch massiv überfischt, weil sich wichtige Fischereinationen wie Großbritannien, Norwegen, die EU, Island, Dänemark und Russland nicht auf Gesamtfangquoten einigen können, die den wissenschaftlichen Empfehlungen entsprechen.

Diese politische Sackgasse bildet in Kombination mit der Atlantik-Erwärmung genau jene Verkettung kritischer Umstände, die zu einem Hochrisikofaktor für die nordostatlantischen Fischbestände zu werden droht.

Da sich die Meere erwärmen und auch extreme Hitzewellen häufiger werden, müssen die betroffenen Regierungen der nachhaltigen Bewirtschaftung ihrer Fischbestände Vorrang einräumen, fordert der Marine Stewardship Council (MSC), die Organisation die einen weltweiten Standard für nachhaltige Fischerei setzt. Untersuchungen legen nahe, dass die Erwärmung des Nordostatlantiks zwischen 2005 und 2015 zu einem Rückgang der atlanto-skandischen Heringspopulation um 40 Prozent geführt hat. Langfristig werden nur gesunde, nicht zusätzlich durch Überfischung belastete Bestände dem Klimawandel standhalten können.

Dr. Olav Sigurd Kjesbu, leitender Wissenschaftler am Institut für Meeresforschung in Norwegen, sagte: „Wir wissen, dass diese Fischbestände empfindlich auf Temperaturveränderungen reagieren. Wir haben bereits festgestellt, dass sich das Klima auf ihre Verbreitung, ihre Laichfähigkeit und ihre Sterblichkeitsrate auswirkt. Eine rasche Erwärmung der Meere könnte diese Veränderungen noch beschleunigen. Jüngsten Analysen zufolge könnte dies erhebliche Auswirkungen auf die Reproduktionsfähigkeit von Hering und Blauem Wittling haben.“

Wissenschaftler sind besorgt, dass ein Andauern der Hitzewelle im Nordatlantik ähnliche Folgen haben könnte, wie frühere Hitzewellen in anderen Meeresregionen. Sowohl die Hitzewelle 2011 in Westaustralien als auch die Hitzewellen 2014-2016 an der US-Westküste haben örtliche Fischpopulationen so stark reduziert, dass Fischereien dort mehr als drei Jahre lang nicht fischen durften, bis die Bestände sich erholt hatten.
Dr. Christopher Free vom Meeresinstitut der University of California in Santa Barbara, sagte: „In den letzten zehn Jahren haben Hitzewellen im Meer die Fischerei in verschiedenen Weltregionen zum Erliegen gebracht. Wenn das Wasser im Nordatlantik so heiß bleibt wie jetzt, steht uns hier möglicherweise ähnliches bevor.“

Das El-Niño-Phänomen, das bis September in 50 Prozent aller weltweiten Meeresgebiete marine Hitzewellen verursacht haben soll, hat kürzlich bereits dazu geführt, dass für den weltgrößten Schwarmfisch-Bestand, die peruanische Sardelle, die Fangsaison abgesagt werden musste.

Erin Priddle, Nordeuropa-Leiterin des MSC, sagte: „Die politischen Entscheidungsträger müssen sich auf nachhaltige Fangquoten einigen und klimabedingte Veränderungen, wie etwa Verschiebungen im Lebensraum der Fischbestände, in ihre Bewirtschaftungsstrategie für den Nordostatlantik mit einbeziehen. Tun sie dies nicht, setzen sie die Bestände der Gefahr von Überfischung aus, bis hin zum möglichen Zusammenbruch. Der atlanto-skandische Hering hat einen solchen Zusammenbruch vor gut 50 Jahren erst erlebt – mit enormen ökologischen, aber auch ökonomischen und sozialen Kosten, wie dem Verlust von Tausenden von Arbeitsplätzen in Fischerei und Fischindustrie. Das Risiko ist seitdem gestiegen – zur Belastung der Bestände durch zu starke Befischung kommt die zunehmende Belastung durch Klimawandel und marine Hitzewellen. Wir brauchen eine klimafeste und anpassungsfähige Fischereipolitik.“

Quelle: UD/pm
 

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