Klimawandel

Städte drohen zur Hitzefalle zu werden

Vier von fünf Menschen in Deutschland leben in Städten. Die Klimakrise und die damit verbundene Hitze und Trockenheit trifft die Menschen hier besonders stark. Denn Städte sind Wärme- und Trockeninseln vor allem aufgrund der versiegelten Oberflächen und der schlechteren Luftzirkulation. Die Temperaturdifferenz zwischen dicht bebauten Stadtzentren und dem Umland kann im Hochsommer bis über zehn Grad betragen. Für die Bewohner:innen stellt das ein erhebliches gesundheitliches Risiko dar.

16.08.2023

Städte drohen zur Hitzefalle zu werden

Sarah Buron, BUND-Expertin für Stadtnatur: „Ein zentraler Schlüssel gegen die Hitzefalle Stadt ist mehr Stadtgrün: Bäume helfen als Schattenspender, Temperatursenker und Luftreiniger. Dach- und Fassadenbegrünung mildern die Aufheizung von Gebäuden. Parkanlagen kühlen sich und auch ihre Umgebung in der Nacht viel schneller ab. Selbst Wildwuchs zwischen Pflasterritzen senkt die Bodentemperaturen um bis zu 28 Grad. Obwohl das alles bekannt ist, sind vielerorts nackter Beton und Glasfassaden weiter Normalität und mehr als 70 Prozent der Stadtbäume krank.“

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Und auch die Artenvielfalt leidet unter Hitze- und Trockenstress – dabei sind Städte als Rückzugsorte auch für gefährdete Arten wie den Gartenschläfer, das Tier des Jahres 2023, überlebenswichtig... Gärtnern ohne Gift, Grünflächen, die naturnah gepflegt werden, artenreiche Hecken, Wegränder und Gewässerufer sind entscheidend. Diese sind nicht nur widerstandsfähiger als Rasen und Blumenrabatten und Lebensraum für Tiere und Pflanzen, sondern auch ein deutlich stabilerer Hitzeschutz für die Stadt. Angesichts immer häufiger auftretender Hitzesommer fordert der BUND von Bundesregierung, Ländern und Kommunen, die Stadtnatur als der zentrale Faktor für lebenswerte, klimaresiliente Städte noch schneller und konsequenter zu fördern. 

Buron: „Die Klimakrise ist da. Die Bundesregierung ist in der Verantwortung, für unseren Schutz zu sorgen – doch sie handelt noch nicht danach. Städte und Kommunen lassen eine immer stärkere Versiegelung von Flächen zu, der alte Stadtbäume zum Opfer fallen und die die dringend benötigten Grünflächen zerstört und bedroht. Neupflanzungen sind nur eine schwache Lösung, denn es braucht Jahrzehnte, bis neue Bäume eine mit einem alten Baum vergleichbare Leistung in Sachen Kühlung, Feinstaubfilterung und Sauerstoffproduktion erfüllen kann.“

Wasserhaushalt für Städte entscheidend

Für den Wasserhaushalt in Städten gibt es durch die Versiegelung vorrangig zwei Herausforderungen: Einerseits kann Regenwasser vielerorts nicht gut versickern. Zum anderen steigt das Risiko, dass es bei starken Regenereignissen zu örtlichen Überschwemmungen kommt, da die Kanalisation die oberflächlich abfließenden Wassermassen nicht fassen kann. Für das Wassermanagement in Städten gibt es dafür das Konzept der Schwammstadt: Statt Flächen zu versiegeln, müssen Städte das Regenwasser selbst aufnehmen können und dem natürlichen Kreislauf zurückführen. 

Buron weiter: „Das freiwillige Gießen von Stadtbäumen durch die Anwohner:innen ist ein wichtiges Zeichen, aber es ist nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Städte müssen mit Stadtgrün und Wassermanagement konsequent auf die Klimakrise eingestellt werden, um die Gesundheit ihrer Bewohnerinnen und Bewohner langfristig zu sichern. Die Zeit zu handeln ist jetzt.“

Hintergrund: 

Der BUND fordert eine nachhaltige Siedlungsentwicklung, um weitere Versiegelung zu vermeiden. Dabei muss das Konzept der „Doppelten Innenentwicklung“ angewendet werden. Das heißt, Flächenreserven im Siedlungsbestand nicht nur baulich, sondern auch mit Blick auf urbanes Grün zu entwickeln. Eine weitere Flächeninanspruchnahme soll verhindert und gleichzeitig die ökologischen Funktionen des urbanen Grüns geschützt und qualifiziert werden. Stadtnatur muss integrativer Bestandteil von Stadtplanung werden. 

Die EU-Biodiversitätsstrategie 2030 fordert bereits alle europäischen Städte ab 20.000 Einwohner:innen dazu auf, ambitionierte „Urban Greening Plans“ zu entwickeln. Bisher sind nur wenige Städte und Gemeinden dem Aufruf gefolgt. Der BUND setzt sich dafür ein, dass kommunale Biodiversitätsstrategien in Zusammenarbeit mit Zivilgesellschaft entwickelt werden.

Quelle: U/pm
 

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