Arbeitsplatz

New Work: Die Arbeitswelt der Zukunft

Die Erfüllung der globalen Klimaziele erfordert eine nachhaltige Umwandlung der Weltwirtschaft, obwohl dies für manche Branchen und Arbeitsbereiche mit hohen Risiken verbunden ist. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Gerechtigkeit berücksichtigt wird. Um dies zu erreichen, müssen die vielfältigen neuen Beschäftigungsmöglichkeiten, die durch die Transformation entstehen, effektiv genutzt werden, um die „Green Collar Workforce“ von morgen aufzubauen.

11.07.2023

New Work: Die Arbeitswelt der Zukunft

Der globale Kampf gegen den Klimawandel bis 2050 erfordert eine grüne industrielle Revolution, die wirtschaftliche, soziale und ökologische Veränderungen beinhaltet. Dies wird weitreichende Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben und eine koordinierte Wirtschaftspolitik erfordern, die durch die Schaffung und Förderung einer „Green Collar Workforce“ negative Folgen verhindert und neue Arbeitsplätze schafft. Die Deloitte-Studie „Work towards net zero. The rise of the Green Collar Workforce in a just transition“ untersucht mögliche Entwicklungen und leitet daraus wichtige Schritte ab.

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Wie kann die Netto-Null-Transition gerechter werden? 

Die Studie zeigt, dass aufgrund des Klimawandels und des Übergangs zu einer klimaneutralen Ökonomie weltweit Millionen Arbeitsplätze bedroht sind, besonders in Asien und Afrika, wo bis zu 40 Prozent der Arbeitnehmer:innen betroffen sein können – und diese in vielen Fällen auch direkten physischen Folgen ausgesetzt sind. Insgesamt sind 800 Millionen Arbeitsplätze (ein Viertel der globalen Arbeitnehmerschaft) gefährdet, darunter auch 170 Millionen in Südamerika. Die Bedrohung dieser Regionen wird sich im Laufe der Zeit noch verstärken, weshalb eine koordinierte Anstrengung notwendig ist. 

Die Transformation in Richtung Nachhaltigkeit ermöglicht es, viele neue Arbeitsplätze zu schaffen. Eine Intensivierung der Ziele bis 2050 könnte auch langfristig zu einem weltweiten Wirtschaftswachstum bis 2070 führen. Wohlstand und Gerechtigkeit müssen hierbei im Vordergrund stehen, damit sich alle sozialen Gruppen an einem übergreifenden „Gesellschaftsvertrag“ beteiligen können, der auf eine Berücksichtigung aller Interessen abzielt. 

Der Konsens ist ein Schlüsselfaktor für die Transformation. Die Arbeitnehmer:innen sind diejenigen, die den Wandel bewirken. Die Wirtschaftspolitik sollte dies berücksichtigen, indem bestehende Kompetenzlücken vorhergesehen und Maßnahmen ergriffen werden, um sie zu schließen. Gerechtigkeit spielt hier eine wichtige Rolle. Um die Auswirkungen unterschiedlicher Politiken zu bewerten, wird die proprietäre Deloitte-Climate- Studie herangezogen. Diese hat eine schöne „Job-Dividende“ ergeben, die durch eine schnelle Umsetzung der Net- Zero-Agenda und eine Unterstützung der „Green Collar Workforce“ erreicht werden kann.

„Green Collar Workforce“ – neue Arbeitsplätze für eine grünere Zukunft 

Deloitte-Analysen zufolge könnte durch den Übergang zur Klimaneutralität ein Jobbonus von über 300 Millionen Stellen entstehen. Dafür ist die aktive Mitgestaltung der Politik unbedingt notwendig. Regierungen müssen ihre Investitionen, Regulierungen und Anreizsetzungen dementsprechend planen und verwalten. Mit der Einbindung der gesamten Belegschaft kann die Transformation sowohl gerechter als auch effektiver gestaltet werden. So profitieren nicht nur die jetzigen, sondern auch künftige Generationen. Ein weiteres Highlight ist die Schaffung neuer und angepasster Jobprofile, die von Unternehmen im Wandel wie auch aus noch zu gründenden Branchen gefragt sind. Die sogenannte Green Collar Workforce kann sowohl körperliche Arbeit als auch Verwaltungsaufgaben beinhalten, solange eine enge Verbindung zur Dekarbonisierung besteht. 

Die Deloitte-Studie hat die erstaunliche Erkenntnis erbracht, dass 80 Prozent der benötigten Fähigkeiten für die neuen oder umgestalteten „Green Collar Jobs“ der Zukunft bereits bei den heutigen Arbeitnehmern vorhanden sind. In vielen Fällen können daher Upskilling- Programme ausreichen, um die Veränderungen in den individuellen Jobprofilen zu bewältigen. Die Studie untersucht auch die Auswirkungen für fünf verschiedene Arten von Jobs innerhalb der „Green Collar Workforce“ noch detaillierter: negative Effekte auf Arbeitsplätze, die hochwirksam sind und von Klimaextremen betroffen sind; neutrale Auswirkungen auf solche Arbeitsplätze, die erhalten bleiben, sich jedoch wandeln; zusätzliche Nachfrage nach Jobs im Zusammenhang mit Dekarbonisierung (zum Beispiel grüner Wasserstoff: Ingenieur:innen, Techniker:innen) sowie völlig neue Positionen für zukünftige Geschäftsfelder und Technologien wie zum Beispiel Brennstoffzellen.

New Work: Arbeiten innovativ gedacht 

Können wir wissen, wie sich unsere Zukunft entwickeln wird? Bis Forscher:innen effektive Technologien entwickeln, um die Zukunft vorhersagen zu können, müssen wir uns auf Studien stützen, die auf rezenten Daten basieren. Ein Beispiel hierfür ist die Delphi-Studie „Arbeit 2050“ der Bertelsmann-Stiftung. Sie ermittelte Megatrends für unsere Arbeit aus fünf verschiedenen Bereichen und zeigte auf, dass Robotik, künstliche Intelligenz und Technologie-Konvergenz die Entwicklung vorantreiben werden, während Arbeitgeber hinterherhinken werden. Arbeit ist heute multilokal und mobil, in Zukunft wird sie virtuell und im Metaversum stattfinden und das Bildungssystem muss sich in Richtung selbstgesteuerter Bildungsportfolios ändern. 

Global verlassen wir also langsam das Industriezeitalter, was für uns eine schwierige und herausfordernde Aufgabe darstellt. Wir hatten genügend Zeit, um uns auf die nächste Phase der Arbeitswelt vorzubereiten, doch leider haben wir unseren Vorsprung nicht genutzt, sodass wir jetzt abgehängt sind. Mit der Zukunft ist es so, dass Maschinen des klassischen Autos zusammenbauen werden, anstatt viele Menschen. Länder, die mit dieser Transformation besser umgehen, sind nicht die klassischen Industriestaaten, sondern Länder wie die skandinavischen.

Wie wird die Arbeit im Jahr 2050 aussehen? 

Unser Leben wird wahrscheinlich zunehmend dörflich. Durch mobiles Arbeiten müssen wir nicht mehr in den Großstädten und Industriezentren leben. Aber: Bis zum Jahr 2050 werden viele der aktuell bekannten Tätigkeiten, die sich durch Wiederholungen und hohe Redundanzen auszeichnen, verschwunden sein, wie zum Beispiel Kassierer:innen oder der Lieferdienst, der von Drohnen abgelöst wird. Während Work Life Balance darauf abstellt, ein positives Leben und ein negatives Arbeitsleben auszugleichen, soll Work Life Blending sowohl die Arbeit als auch das Leben miteinander verbinden. Also, wie sollen diese Arbeitnehmer:innen über die Runden kommen? Vermutlich wird es bis zu diesem Zeitpunkt eine Form des Grundeinkommens geben, sodass die Menschen nicht mehr arbeiten müssen, um zu überleben. Das bedeutet aber nicht, dass niemand arbeitet. Vielmehr bedeutet es, dass Menschen genau das tun, was sie gerne machen, und damit ihre Umgebung verbessern. Dies ist schließlich das, was uns Menschen auszeichnet - wir haben nicht die Körperkräfte und Zähne, aber wir sind sehr kooperativ und das ist unser enormer evolutionärer Vorteil. 

Wozu überhaupt noch Büros? Office-Modelle der Zukunft

Das Kaffeehaus-Modell: Im 17. Jahrhundert tauchte in London die Idee eines öffentlichen Kaffeehauses auf, in dem Geschäftsleute, Journalisten und Politiker zusammentrafen, um zu lesen, zu diskutieren und zu plaudern. Im Kontext des hybriden Arbeitens bedeutet diese Vorstellung, dass Unternehmen einen optionalen Co-Working-Space mit den Grundfunktionen zur Verfügung stellen: Tische, Stühle, Internetverbindung und Kaffee. 

Das Gentlemen’s-Club-Modell: Als gegen Ende des 18. Jahrhunderts der Zuspruch bei Kaffeehäusern sank, entstanden in London Hunderte von privaten Gesellschaftsclubs. Diese hatten im Wesentlichen ein ähnliches Konzept wie Kaffeehäuser, waren aber nur für Mitglieder zugänglich und boten zusätzlich Bars, Bibliotheken, Spielzimmer, Leseräume, Fitnesszentren, Gesellschaftsräume und manchmal auch Gästezimmer für Übernachtungen an. In der heutigen Version dieses Modells, dem Co-Working-Space, werden noch zusätzlich Sozialräume, Speisen und Getränke, Fitnesszentren, Kindertagesstätten und vor allem schnelle Internetverbindungen, Videokonferenzräume, hochwertige Drucker und andere Hightech-Bürogeräte, die zu groß und zu teuer für das Homeoffice sind, angeboten. Genau wie in den Gentlemen's Clubs beinhaltet auch das Büro in erster Linie einen Raum für soziale Interaktion, Meetings und Kollaborationen. 

Das Hotel-Modell: Mithilfe des Hotel-Modells können Unternehmen Arbeitsplätze und Konferenzräume für ihre Mitarbeitenden im Voraus reservieren. Dabei überprüft ein digitales Tool, das speziell für die Reservierung von Ressourcen entwickelt wurde, den Check-in- und Check-out-Prozess. Durch dieses Modell werden die zur Verfügung stehenden Büroräume begrenzt und und es wird Mitarbeitenden gleichberechtigter – aber nicht ununterbrochener – Zugang gewährt. In der Regel sind die Räume so gestaltet, dass nicht alle Mitarbeitenden gleichzeitig Platz finden. 

Nächster Schritt: Metaverse? Moderne Unternehmen stellen heutzutage nicht nur Hardware zur Verfügung, sondern auch digitale Collaboration und Communication Tools. Einige Start-ups erproben die Kombination von einer virtuellen und einer Vor-Ort-Belegschaft, was durch den Einsatz von Augmented Workplaces möglich ist. Es wird debattiert, dass das sogenannte „Metaverse“ einen großen Einfluss auf das klassische Schreibtischmodell haben wird. Mithilfe von VR-Geräten können Mitarbeitende sich in einen virtuellen Raum begeben und miteinander interagieren. Manchmal werden auch dynamische Inhalte an virtuelle Wände gepinnt, um ein Spielfeld für Zusammenarbeit zu schaffen. Weitere Alternativen ermöglichen virtuelle Check-ins und Status-Updates, welche die Produktivität des Teams verbessern. Bald wird es möglich sein, ein Hologramm als virtuelles Abbild zu erschaffen.

Dieser Artikel ist im Original im Magazin „UmweltDialog“ zum Thema „Zukunft“ erschienen.

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Quelle: UmweltDialog
 

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