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Nachhaltige Geschäftspraktiken: Top-Banken weiter nur so lala

Große internationale Geldhäuser achten bei ihren Geschäften mehr und mehr auf Umwelt- und Sozialaspekte, so eine neue Studie. Richtig gut schneidet von den über drei Dutzend untersuchten Banken aber nur eine ab.

21.02.2022

Nachhaltige Geschäftspraktiken: Top-Banken weiter nur so lala

Das geht aus der weltweiten Benchmark-Studie „Responsible Banking Practices“ hervor, die die Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft Mazars Mitte Januar vorgelegt hat. Für den Branchenvergleich bewerteten die Autoren die ESG-Leistung der 37 nach Bilanzsumme größten Banken in Afrika, Nord- und Südamerika, Asien und Europa, darunter Platzhirsche wie die Deutsche Bank, die Credit Suisse oder die Bank of America. Ähnliche Ranglisten hatte Mazars schon 2020 und 2021 veröffentlicht.

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Wo Licht ist …

Erfreulich: Die aktuelle Bestandsaufnahme zeigt, dass einige Aspekte der Nachhaltigkeit auf der Agenda der Banken weiter nach oben gerückt sind. So stieg der Anteil der Häuser, die eine langfristige Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen, von 71 Prozent im Vorjahr auf jetzt 76 Prozent. Außerdem legen die meisten Finanzinstitute die Verantwortung für nachhaltigkeitsrelevante Themen inzwischen klar fest, entweder direkt beim Vorstand oder beim Chief Risk Officer, der in knapp der Hälfte der europäischen Banken verantwortlich zeichnet.

Deutlich Gewicht gewonnen haben laut Studie auch Nachhaltigkeitskriterien bei der variablen Vergütung der Banker: 66 Prozent der untersuchten Institute haben sie mittlerweile in ihr Entlohnungssystem aufgenommen. Vor Jahresfrist lag dieser Anteil noch bei 41 Prozent. Die Studienautoren merken allerdings an, dass diese Kriterien oft schwammig seien. Nur ein Drittel der Banken verfolge klare Kriterien, die neben internen Nachhaltigkeitspraktiken auch nachhaltige Finanzierungsgrundsätze abdeckten.

… ist auch Schatten

Erheblichen Aufholbedarf für die Banken verzeichnet die Studie bei deren Einsatz gegen die Erderwärmung. Die Folgen des Klimawandels für ihre Geschäfte haben die meisten Institute zwar auf dem Schirm; 70 Prozent wollen in Zukunft sogar noch stärker auf Szenarioanalysen und Stresstests setzen. Sobald es aber um die Formulierung klarer Umwelt- oder Klimaziele geht, halten sich viele Banken eher zurück. Ziele, die im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen stehen und bei den Emissionen eine Nettonull anstreben, verfolgen lediglich 24 Prozent der Institute. Immerhin 35 Prozent, größtenteils europäische Banken, folgen beim Festlegen ihrer Ziele dem wissenschaftsbasierten Ansatz der Science-Based-Target-Initiative.

Auch geografisch tun sich erhebliche Lücken auf. Französische und britische Banken sind mit ihrem Nachhaltigkeitsengagement nach wie vor führend. Ihre „große Stärke“ liegt laut Studie in der Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien. Nordamerikanischen Banken bescheinigen die Autoren zwar weiterhin Plätze in der Spitzengruppe. Gegenüber vergleichbaren Banken in Europa hätten sie zuletzt aber „keine großen Fortschritte gemacht“. Klaren Verbesserungsbedarf sehen sie auch bei den untersuchten Instituten im asiatisch-pazifischen Raum. Weitere Impulse für mehr Nachhaltigkeit erhoffen sich die Autoren hier von einer ab 2023 in China geltenden Pflicht zur Offenlegung von Öko-Informationen, die indes nur an der Börse in Shenzhen gelistete Finanzinstitute betrifft.

Gemischte Bilanz, klare Empfehlungen

Unterm Strich zeichnet die Mazars-Studie ein gemischtes Branchenbild. ESG-Kriterien seien für Banken heute zwar „zunehmend ein relevanter Faktor in der Geschäftsorganisation und im Risikomanagement“, so Markus Morfeld, Partner bei Mazars in Deutschland. Die vollständige Umsetzung relevanter Maßnahmen für den „Übergang zu einer sozial verantwortlichen Netto-Null-Wirtschaft“, heißt es in einer Mazars-Presseaussendung, bleibe für die Branche jedoch „eine große Herausforderung“.

Wie die zu meistern ist, dazu haben die Studienautoren vier Empfehlungen: Erstens sollten die Banken ihren eingeschlagenen Weg bei den variablen Vergütungen beibehalten und weiter schärfen. Zweitens sollten sie mit erprobten Methoden genauer hinschauen, wie ihr Geschäft auf die Erderwärmung wirkt und mit relevanten (durchfinanzierten) Emissionszielen gegensteuern. Drittens wird ihnen nahegelegt, ihre eigenen Methoden und Werkzeuge zur klima- und nachhaltigkeitsrelevanten Markt- und Risikoeinschätzung weiter auszubauen.

Viertens schließlich wird den Banken empfohlen, die von ihnen mitfinanzierten Klimagasemissionen genau zu evaluieren und über die Ergebnisse nach anerkannten Standards zu berichten, etwa dem der „Task Force on Climate-related Financial Disclosures“ (TCFD). Immerhin: 92 Prozent der untersuchten Banken haben ihr Reporting bereits an diese Empfehlungen angepasst, nach 76 Prozent im Jahr 2020. Ursache des sprunghaften Anstiegs ist der Umstand, dass immer mehr Länder den TCFD-Standard verpflichtend einführen wollen. Auch dies ein Zeichen der Zeit. „Der regulatorische Druck auf Kreditinstitute“, sagt Mazars-Partner Markus Morfeld, „nimmt im Bereich Nachhaltigkeit zu“.

Über die Studie

Die von der Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft Mazars Mitte Januar vorgelegte Benchmark-Studie „Responsible Banking Practices“ untersucht die Leistungsfähigkeit von 37 internationalen Großbanken mit Blick auf deren Nachhaltigkeit, gemessen anhand der Bereiche Unternehmensführung, Strategie, Risikomanagement und Reporting. Gegenüber den Vorläuferstudien 2021 und 2020 wurden die Bewertungskriterien verschärft. Die Bestnote „Outstanding“ ergattert 2022 nur eine Bank, zur zweitbesten Kategorie „Leaders“ zählen zwölf Institute. 16 weitere Banken erreichten den Status „Supporters“, acht die Kategorie „Followers“. Auf eine namentliche Rangfolge der bewerteten Banken wurde in der Studie verzichtet.

Quelle: UmweltDialog
 

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