Energiewende

Miele: Energiemanagement mit Herzblut

Optimale Energiemanagementsysteme sparen bares Geld und schonen die Umwelt. Miele misst diesem Bereich daher seit vielen Jahren große Bedeutung zu. Nun hat das Unternehmen die eigene Gießerei und die spanabhebende Fertigung am Standort Gütersloh nach der Energiemanagementsystem-Norm DIN EN 16001 zertifizieren lassen und plant das auch für seine übrigen Werke. Mit Hilfe der Zertifizierung will Miele kontinuierliche Verbesserungsprozesse zur effizienten und nachhaltigen Energienutzung auch organisatorisch fest verankern. UmweltDialog sprach mit Hubert Hermelingmeier, Energiemanager bei Miele, über die Vorarbeit zur Zertifizierung, die Sensibilisierung der Mitarbeiter und das Thema Energiewende.

22.08.2011

Hubert Hermelingmeier, Energiemanager bei Miele. Foto: Miele
Hubert Hermelingmeier, Energiemanager bei Miele. Foto: Miele


UmweltDialog (UD): Erst kürzlich wurde ein Teil des Miele-Werks in Gütersloh nach der Norm DIN EN 16001 für Energiemanagementsysteme zertifiziert. Aus welchem Grund setzt sich Miele für die Verringerung der Energieverbräuche und die Optimierung der Managementsysteme ein?

Hubert Hermelingmeier: Miele ist ein Unternehmen, das auf Nachhaltigkeit setzt. Wir arbeiten schon sehr lange daran, die Energieverbräuche zu reduzieren und haben bisher auch schon sehr gute Ergebnisse erzielt. Die Zertifizierung nach der Norm DIN EN 16001 für Energiemanagementsysteme ist für uns ein gutes Werkzeug, um das Thema noch systematischer anzugehen und zu integrieren. Aber natürlich hat uns auch die EEG-Härtefallregelung angespornt, das wollen wir nicht verhehlen. Diese Regelung besagt, dass besonders energieintensive Unternehmen Nachlässe bekommen, wenn sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen - dazu gehört die Zertifizierung nach der Norm 16001. Wir werden es aber nicht bei dem Werk in Gütersloh belassen, sondern wir werden diese Verbesserungsmaßnahmen auch an den anderen Miele-Standorten durchführen. Über Audits und die systematische Herangehensweise wollen wir weitere Einsparungen erreichen.

UmweltDialog: Welche Voraussetzungen mussten in dem Gütersloher Werk für die Zertifizierung nach 16001 erfüllt sein, und welche Maßnahmen mussten Sie dazu ergreifen?

Hermelingmeier: Im Gütersloher Werk waren wir bereits relativ gut positioniert, insofern bezogen sich die größten Anstrengungen auf die Organisation des Energiemanagements. Ebenso wichtig war aber auch, die Mitarbeiter an das Thema heranzuführen. Wir haben vor allem bei der Führung von Anlagen und der Handhabung beispielsweise einzelner Verfahrensschritte Optimierungsbedarf festgestellt. Im Rahmen der Zertifizierung nach 16001 sind wir systematisch herangegangen, diese Prozesse nochmal genauer zu untersuchen. Daraufhin sind die Mitarbeiter sensibilisiert worden - insbesondere wurde diskutiert, welchen Einfluss sie selbst auf den Energiebedarf einer Anlage haben, und was sie tun können, um diesen zu reduzieren. Das haben wir vorher zwar auch schon besprochen, aber nicht in der Ausführlichkeit, wie wir es nun im Rahmen der Zertifizierung getan haben. Zudem haben wir unseren Energieverbrauch über die monatliche Veröffentlichung bestimmter Kennzahlen immer im Auge. Die Kommunikation darüber ist uns besonders wichtig.

UmweltDialog: Wie haben Sie die Mitarbeiter für das Thema sensibilisiert und motiviert?

Hermelingmeier: Wir haben das zum einen durch Schulungen umgesetzt, in denen wir den Mitarbeitern vermittelt  haben, was wir in Richtung Energiekostensteigerung erwarten, wie sich das auf unsere Position im Wettbewerb auswirkt und was sie in ihrem persönlichen Arbeitsumfeld tun können. Dazu haben wir Arbeitsplatzbegehungen gemacht, haben Checklisten eingesetzt und geschaut, was in den einzelnen Umfeldern relevant ist. Wir gehen dabei immer wieder spezifisch auf die Arbeitsplätze ein, um für die Mitarbeiter einen direkten Bezug zu deren täglicher Arbeit herzustellen. Sie sollen sich mit unseren Vorgaben und Maßnahmen identifizieren können. Wir halten nichts davon, pauschal Energiesparziele zu diktieren, wie sie überall publiziert werden. Die Theorie muss sich auch in die Praxis umsetzen lassen können, dazu untersuchen wir die Arbeitsplätze individuell.

UmweltDialog: Sie sagten, dass es geplant sei, auch andere Miele-Werke nach DIN EN 16001 zu zertifizieren, beziehungsweise deren Energiemanagement und -verbrauch zu verbessern. Wie geht Miele dabei vor, und was sind die nächsten Schritte?

H. Hermelingmeier vor einer der modernen, hocheffizienten Kältemaschinen zur Versorgung von Klimaanlagen und zur Kühlung des Rechenzentrums. Foto: Miele
H. Hermelingmeier vor einer der modernen, hocheffizienten Kältemaschinen zur Versorgung von Klimaanlagen und zur Kühlung des Rechenzentrums. Foto: Miele

Hermelingmeier: Als erstes werden wir uns überlegen, wie wir das tun. Wir müssen das Energiemanagement ja nicht im Rahmen der Norm 16001 umsetzen, sondern wir können dieses Thema auch in der Umweltmanagementnorm ISO 14001 unterbringen. Inhaltlich ist das nicht viel anders - wir wollen die Inhalte der 16001 natürlich voll umsetzen - aber organisatorisch ist die Zertifizierung nach der Norm 14001 nicht ganz so aufwändig. Generell werden wir bei der Zertifizierung unserer Werke keine Probleme haben, denn wir sind in Sachen Energiemanagement seit vielen Jahren „hart am Ball“. Wir analysieren die Verbräuche verschiedenster Abteilungen, stellen Wochenlastgänge dar und veröffentlichen sie im Intranet, wo sie die Funktionsverantwortlichen einsehen können. Zudem gehen wir auch auf die Verantwortlichen der Werke zu, wenn es zum Beispiel Abweichungen in den Wochenlastgängen gibt, und versuchen herauszufinden, was dazu geführt hat. Insofern müssen wir in der Praxis gar nicht sehr viel tun. Es geht viel mehr um die organisatorische Einbindung und vor allem um die Mitarbeitersensibilisierung. Die wollen wir in diesem Zusammenhang verstärken.

UmweltDialog: Haben Sie einen Plan, wie Sie bei den einzelnen Werken vorgehen werden?

Hermelingmeier: Wir gehen im Rahmen einer ABC-Analyse vor und schauen, wo es am meisten zu tun gibt. Wir haben über das Beschaffungsmanagement den Überblick über die Standorte in Deutschland und wissen, wo die meiste Energie verbraucht wird. Das ist zunächst im größten Werk der Fall, nämlich hier in Gütersloh. Durch die Umsetzung und Anwendung der Normrichtlinien in diesem Werk wollen wir auch weitere Erfahrungen sammeln, damit die Zertifizierung an den anderen Standorten noch schneller von statten gehen kann. Wir merken bei der Umsetzung natürlich, dass wir noch Verbesserungspotential haben. Hier setzen wir zunächst an, um dann zügig auch andere Werke in diese Thematik einzubinden.

UmweltDialog: Zu Ihrer Aufgabe im Energiemanagement bei Miele gehört es auch, andere Miele-Werke zu beraten. Was gehört zu dieser Beratung und wie gestaltet sich diese?

Hermelingmeier: Da wir am Standort Gütersloh für die Energiebeschaffung zuständig sind, sind wir über die Energieverbräuche aller anderen Werke informiert. Aus diesen Informationen resultieren Fragen: Warum haben sich bestimme Mengen verändert? In welcher Form haben sie sich verändert? Anhand dessen können wir Optimierungspotential identifizieren. Diese Anregungen geben wir natürlich direkt weiter, aber die Kollegen aus den Werken kommen auch oft auf uns zu, um sich Rat zu holen. Das ist sehr unterschiedlich und hängt von der Situation in den einzelnen Werken ab.

UmweltDialog: Stoßen Sie in ihrer Funktion als Berater manchmal auf Schwierigkeiten, zum Beispiel auf Probleme bei der Umsetzung oder dem Verständnis für das Thema?

Hermelingmeier: Nein, das kann ich eigentlich nicht sagen. Wir haben an allen Standorten Leute, die sich mit dem Thema Energie auskennen und auch das nötige Interesse daran haben. Es ist immer wichtig, einen Verantwortlichen in dieser Sache zu haben, der das nötige Herzblut für das Thema aufbringt. Unsere Verantwortlichen sind gut im Thema, von daher haben wir da keine Probleme.

UmweltDialog: Sie sind auch zuständig für die Energiebeschaffung im Miele-Werk Gütersloh - aus welchen Quellen wird das Werk, beziehungsweise die anderen Werke in Deutschland, versorgt?

Hermelingmeier: Wir haben einen Rahmenvertrag mit den Stadtwerken Bielefeld, die unser Energielieferant sind. Bisher beinhaltete der Energiemix der Stadtwerke Bielefeld aber einen hohen Anteil an Atomenergie, was sich natürlich positiv auf die CO2-Bilanz ausgewirkt hat. Inzwischen gibt es aber Überlegungen, auf andere Erzeugungsarten umzusteigen und darüber, was wir selbst tun können, um das Thema voranzubringen.

UmweltDialog: Inwiefern berührt das Thema „Energiewende“ ein Unternehmen wie Miele?

Hermelingmeier: Vorweg: Wir sind natürlich abhängig von den politischen Rahmenbedingungen. Wir beschäftigen uns mit verschiedensten Alternativen der Energieversorgung. Solarenergie ist zum Beispiel ein großes Thema, und wir haben selbst eine Solaranlage auf dem Werkgelände. Aber wir sehen, dass diese Technik in Deutschland nicht den Erfolg hat, den man ihr zuspricht. Aus technischer Sicht wird das meiner Meinung nach ein bisschen verleugnet. Wir sind in der Bredouille, dass wir unsere Standorte nicht so weit mit regenerativer Energie betreiben können, wie wir das gerne tun würden. Insofern schlagen bei dem Thema Kernenergie zwei Herzen in unserer Brust. Auf der einen Seite haben wir mit der Kernenergie eine zuverlässige Energiequelle, auf der anderen Seite stehen dem natürlich Gefahren entgegen, die wir nicht aus den Augen verlieren dürfen. Ebenso darf nicht vergessen werden, dass es beispielsweise auch bei der Biomasse Schattenseiten gibt. Hier die richtigen Entscheidungen zu treffen, ist eine Gratwanderung.

UmweltDialog: Was würden Sie sich für die Zukunft in Bezug auf die Themen Energiewende und Energieversorgung wünschen?

Hermelingmeier: Ich würde mir etwas mehr Rationalität bei diesem Thema wünschen. Ich persönlich bin nicht sicher, ob dieser schnelle Ausstieg aus der Kernenergie so richtig war. Zumindest sind wir mit den regenerativen Energien noch nicht da, wo wir gerne wären. Es fließt zu viel Geld in die Solarenergie - es müsste vielleicht Geld umgeleitet werden in die Entwicklung von Speichertechnologien oder in Anlagen, die parallel dazu laufen. Zum Beispiel ist die Brennstoffzelle völlig aus dem Fokus geraten, obwohl sie eigentlich eine gute Sache ist, um umweltfreundliche Energie zu produzieren und in diesem Bereich voran zu kommen. Da sind verschiedene Dinge in der Politik passiert, die viel zu emotional und nicht rational entschieden worden sind. Aus meiner Sicht ist das ein Problem, das uns in Zukunft noch schwer beschäftigen wird.

Sehr geehrter Herr Hermelingmeier, vielen Dank für das freundliche Gespräch!



INFOBOX

DIN EN 16001
Die Zertifizierung von Energiemanagementsystemen nach der Norm DIN EN 16001 nimmt die Energiepolitik sowie den -verbrauch in den Fokus. Sie unterstützt Unternehmen im Aufbau kontinuierlicher Verbesserungsprozesse mit dem Ziel einer effizienten und nachhaltigen Energienutzung. Auf der Internetseite des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit steht eine Broschüre mit Informationen zur DIN EN 16001 kostenlos zum Download bereit.

ISO 14001
Bei der ISO 14001 handelt es sich um eine Umweltmanagementnorm. Sie unterstützt Unternehmen beim Aufbau eines Umweltmanagements und dessen Integration in die Organisation des Betriebes. Es ist ein Instrument, mit dem Umweltbelastungen systematisch erfasst werden können und das hilft, diese zu verringern. Weitere Informationen finden Sie auf der „Deutschen Website zur Umweltmanagementnorm ISO 14001“.

Quelle: UD
 

Related Posts

Newsletter

Unsere Verantwortung/Mitgliedschaften

Logo
Serverlabel
The Global Compact
Englisch
Gold Community
Deutsches Netzwerk Wirtschaftsethik
Caring for Climate

© macondo publishing GmbH
  Alle Rechte vorbehalten.

 
Lasche