Kommen Rührgeräte in den Himmel?
Nachdem der Dokumentarfilm „Kommen Rührgeräte in den Himmel?“ erfolgreich auf der Berlinale gezeigt wurde, ist er mit dem offiziellen Kinostart am 29. September derzeit in vielen deutschen Kinos zu sehen. Der Film spürt einerseits der Geschichte des legänderen DDR-Mixers RG 28 nach, der im thüringischen Suhl produziert wurde und noch heute in vielen Haushalten in den neuen Bundesländern zu finden ist. Andererseits lässt er Psychologen, Konsumenten, Handwerker oder Theologen zu Wort kommen – und erfragt so in gut anderthalb Stunden die Grenzen des Wachstums und was passiert, wenn Geräte so lange halten, dass die Menschen eine Beziehung zu ihnen aufbauen können.
14.10.2016
„Der Film regt im positiven Sinne zum Nachdenken über Ressourcen, Konsum und den Wert der eigenen Arbeit an“, sagt Michael Schüller, Geschäftsführer des Hausgeräteherstellers ritterwerk, der sich seit Jahrzehnten auf nachhaltige und reparierbare Produkte spezialisiert hat.
Eingebettet ist das Thema der geplanten Obsoleszenz und der Wegwerfgesellschaft in die Geschichte einer schweizer Studentin, die im malerischen Thüringen studiert. Sie entdeckt zufällig auf einem Jenaer Flohmarkt ein orangenes Rührgerät aus DDR-Zeiten, nachdem ihr Mixer kaputt gegangen ist. Die Protagonistin Carmen fasziniert der Rührer aus dem „Elektrogerätewerk Suhl“ derart, dass sie eine Forschungsreise in die Welt des RG 28 unternimmt.
Ihre Fragen drehen sich um nicht weniger als das Leben: In welchem Verhältnis stehen wir zu unseren Erzeugnissen? Und wie verändert sich diese Beziehung? Ist die innere Verbundenheit des Schöpfers mit seinem Werk die wesentliche Voraussetzung für ein gutes Produkt? Macht es einen Unterschied, ob wir Dinge nur zum Verkauf herstellen, oder ob wir Dinge schaffen, von denen wir glauben, dass die Menschen sie brauchen? Wo und unter welchen Bedingungen wird der größte Teil unserer Gebrauchsgegenstände heute hergestellt? Warum werfen wir vieles davon schon nach wenigen Jahren wieder in den Müll? Können wir zu einem Ding, dem nur eine geringe Lebenserwartung vergönnt ist, noch eine respektvolle Beziehung entwickeln?
Laut ritterwerk-Geschäftsführer Schüller gelingt es dem Dokumentarfilm „Kommen Rührgeräte in den Himmel?“ „zu zeigen, wann ein Mensch zu einem Gerät eine Vertrautheit und Bindung aufbauen kann.“ Schüller: „Das hat viel mit dem Faktor Zeit und der Wertschätzung anderer Menschen Arbeit sowie der gesamten Unternehmensphilosophie zu tun.“
ritterwerk etwa wurde bereits 1905 von Franz Ritter gegründet. Seitdem entwickelt und fertigt das mittelständische Unternehmen Tisch- und Einbau-Hausgeräte. Das Unternehmen konstruiert und produziert ausschließlich in Gröbenzell bei München und hat sich in puncto Materialgerechtigkeit, Nachhaltigkeit sowie Design den Prinzipien der Bauhaus-Lehre der 1920er-Jahre verpflichtet.
Dass es ritterwerk-Produkte in Sachen Langlebigkeit locker mit dem RG 28 aufnehmen können, bewies das Unternehmen vor einigen Jahren mit der Nachhaltigkeitskampagne „Deutschlands ältester Küchenritter“, bei der die dienstältesten elektrischen Allesschneider gesucht wurden. Viele Geräte der Marke hatten mehr als 30 und 40 Jahre auf dem Buckel.“
Da selbst hochwertige Geräte bei solider Konstruktion kaputt gehen können, betreibt ritterwerk seit Jahrzehnten eine hauseigene Reparaturwerkstatt. „Zu 80 Prozent verursachen abgenutzte Verschleißteile den Defekt bei den Geräten. Diese sind schnell ausgetauscht”, erklärt Schüller. Generell rät das Unternehmen insbesondere bei hochwertigen Produkten dazu, die Geräte bis zu Kosten in Höhe von 75 Prozent des Neuanschaffungspreises reparieren zu lassen. Um diesen Service bieten zu können, hält ritterwerk Ersatzteile oft noch Jahrzehnte auf Lager. "Zudem achten wir bei Produktneuheiten darauf, dass verschiedene Baugruppen kompatibel bleiben. Verändert wird nur dort etwas, wo Verbesserungen erreicht werden können", erklärt Schüller.