Politik

Zeitbombe im Trinkwasser

Deutschland gehört zu den größten Trinkwasserverschmutzern in der EU. Kot und Urin aus der Massentierhaltung wird als Gülle auf die Felder gekippt. Dabei wird Nitrat freigesetzt, das in unser Wasser gelangt. Schon längst wird der Nitrat-Grenzwert in der Hälfte aller deutschen Messstellen nicht mehr eingehalten. Mittlerweile schlägt auch Brüssel Alarm, denn Nitrat kann krebserregend sein. Die ZDF-Umwelt-Reihe "planet e." berichtet am Sonntag, den 19. Juli 2015 um 14.50 Uhr, über die "Zeitbombe im Trinkwasser" und zeigt mögliche Alternativen auf.

17.07.2015

Zeitbombe im Trinkwasser zoom
Geologe Dr. Alfons Baier beobachtet mit Sorge hohe Nitratwerte in bayerischen Oberflächengewässern.

Vor über 20 Jahren war im örtlichen Brunnen des 1600-Einwohner-Dorfes Greußenheim in Franken der Nitratwert zu hoch, der Ort sollte an die überregionale Wasserversorgung angeschlossen werden. Damals entschlossen sich die Bauern, 70 Hektar ihrer Flächen für ein Wasserschutzgebiet zur Verfügung zu stellen. Auf dieser Fläche wird seitdem nichts mehr angebaut. Mit Erfolg: Der Nitratwert im Trinkwasser liegt heute bei 36 Milligramm pro Liter. "Nur so konnten wir unser Wasser schützen", erzählt Bauer Pierre Ramnick, der seitdem seinen ganzen Betrieb radikal auf Bioanbau ohne Gülle umgestellt hat.

Thomas König aus Friesoythe bei Oldenburg ist Schweinezüchter, besitzt einen Mastbetrieb und eine Biogasanlage. Er produziert mehr Gülle und Gärreste als er auf seinen Flächen ausbringen kann. Er lässt die Fäkalien dorthin transportieren, wo es weniger Tierhaltung gibt. "Die Gülle ist für andere Bauern ein kostenloser und guter Dünger", meint er.

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An der Agrarwissenschaftlichen Fakultät der Hochschule in Osnabrück beschäftigt sich Professor Hans-Werner Olfs seit Jahren mit dem Nitratproblem. Seine Empfehlung: zusätzliche Chemikalien, so genannte Nitrifikationshemmer, in die Gülle geben, die ein zu rasches Versickern der Schadstoffe verhindern sollen. Doch das Verfahren ist umstritten: Wasserversorger fürchten, dass die chemischen Hilfsstoffe noch nicht genug erforscht sind und zu weiteren Umweltproblemen führen können.

Eine neue Düngeverordnung soll in diesem Sommer im Bundestag verabschiedet werden, um die permanente Überdüngung unserer Böden zu verhindern. Doch viele Interessenverbände kritisieren die Entwürfe. Ob die endgültige Fassung später zur Lösung des Wasserproblems beitragen kann, ist ungewiss.

Quelle: UD/ots
 

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